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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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würde uns der Strahlung aussetzen. Selbst wenn nichts geschehen sollte und wir es schaffen, wird Unteroffizier Crocker mich erschießen lassen, weil ich Sie einem derartigen Risiko ausgesetzt habe.«
    Bethany öffnete den Mund zu einer Erwiderung, sah den Blick in Vargas' Augen und nickte bloß. Er hatte natürlich Recht. Die Erforschung der Bibliothek hatte mehr Zeit beansprucht, als sie geplant hatte. Und obwohl ihre Rucksäcke mit Speichertafeln vollgestopft waren, würde es keinem etwas nützen, wenn sie bei Antares' Aufgang im Freien wären. Bethany fand sich damit ab, die Nacht in den Untergrundräumen zu verbringen, die sie gerade verlassen hatten.
    »Wenn wir uns hier verkriechen, sollten wir Meldung davon machen.«
    »Geht nicht«, erwiderte Vargas. »Die Reichweite des Funksprechgeräts ist eingeschränkt, weil zu viele Gebäude zwischen uns und dem Basislager stehen.« Er zeigte zu einer Reihe leuchtender Zahlen auf einem Display am Armaturenbrett des Geländefahrzeugs. »Und die Schiffe in der Umlaufbahn können wir auch nicht anfunken und als Relais verwenden, weil sie unter dem Horizont stehen.«
    »Verdammt!«
    Eine der ersten Entdeckungen der Marinesoldaten, die das Basislager aufgebaut hatten, war der Umstand gewesen, dass Funkgeräte auf New Providence nicht gut arbeiteten. Wie für die meisten anderen Probleme des Planeten war die Antares-Gaswolke dafür verantwortlich. Der beständige Regen aufgeladener Partikel in die Ionosphäre führte zu einem unaufhörlichen Rauschen und Knistern atmosphärischer Störungen auf den Frequenzen. Verständigung war nur über verhältnismäßig kurze Strecken möglich, wo die Sendeimpulse stark hereinkamen. Um über weitere Distanzen Kontakt zu halten, verließ man sich im Basislager auf Kommunikationslaserverbindungen zu den beiden Cryogentankern in ihren Umlaufbahnen. Da diese aber hinter dem Horizont waren, blieben Bethany und Vargas praktisch isoliert.
    Bethany blickte zu den Gebäuden auf. »Könnte die Zeit reichen, um auf das Dach zu steigen und das Lager direkt anzufunken?«
    »Auf keinen Fall!«, erwiderte Vargas. »Wir haben nur noch Zeit, in Deckung zu gehen.«
    »Gut, dann lassen wir das mit der Meldung. Wie lange brauchen wir, um den Generator abzuladen?«
    »Wozu?«
    »Er könnte uns unten nützlich sein. Außerdem wird die Strahlung ihn ruinieren, wenn wir ihn nicht in den Untergrund schaffen. Das Gleiche gilt für den Laser und die anderen Festkörpergeräte und Schaltungen des Geländewagens.«
    Er nickte. »Ich werde die Sachen herausnehmen. Fangen Sie doch schon mal an, die Rucksäcke hineinzutragen. Und noch etwas, Miss Lindquist ...«
    »Ja, Corporal?«
    »Egal, wie viel wir zu tun haben, wir lassen es fünf Minuten vor Antares' Aufgang liegen und bringen uns in Sicherheit. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Sie unterboten ihre selbstgesetzte Frist um zwei Minuten. Bethany ging ein letztes Mal hinaus, um Vargas beim Einsammeln der Werkzeuge zu helfen, die er zum Ausbau der strahlungsgefährdeten Teile des Geländefahrzeugs gebraucht hatte. Als sie ins Freie kam, warf sie einen besorgten Blick zum Osthimmel.
    Das Leuchten dort war beträchtlich stärker geworden, und der Rand der Gaswolke war jetzt als ein unregelmäßiger weißer Bogen sichtbar, der sich scharf vom dunklen Himmel abhob. Atmosphärische Verzerrung erweckte den Eindruck, dass der weiße Bogen ein paar Grad über der dunklen Linie des Horizonts hing. Darunter brannte eine sternähnliche Erscheinung mit dem Licht einer fluoreszierenden Lampe. Das Licht war das des Antares-Pulsars, von der Brechung des atmosphärischen Linseneffekts über den Horizont gespiegelt. Bethany, die das Phänomen an früheren Abenden beobachtet hatte, wußte, dass der wirkliche Stern niemals weit hinter seinem Phantombild zurückblieb.
    »Höchste Zeit«, grunzte Vargas, als er die gebündelten Instrumente auf die Schulter hob. »Nehmen Sie das übrige Zeug und kommen Sie mit.«
    Im Laufschritt folgte sie ihm. Sie eilten durch den Pavillon, über die am Boden liegende Stahltür und die Rolltreppe hinunter. Auf dem Treppenabsatz hob Vargas seine Last vorsichtig von der Schulter und setzte sie neben die Rucksäcke und Ausrüstungsteile, die Bethany zuvor schon heruntergetragen hatte. Am Eingang über ihnen begann ein Strahlungsdetektor wie wild zu schnattern.

14
    Es kostete sie eine weitere Stunde mit häufigen Ruhepausen, um ihre Sachen hinunter zur Bibliotheksebene zu schaffen. Wegen seines Gewichts

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