Der Antares-Krieg
bewegen, sollten sie ein Loch gefunden haben, in dem sie sich verstecken konnten, als sie merkten, dass sie vom Antaresaufgang überrascht wurden. Wenn sie sich irgendwo im Untergrund verkrochen haben, werden sie bis zum Morgen sicher sein. Ich wünsche nicht, dass jemand in der Zwischenzeit ohne guten Grund seine kumulative Strahlungsdosis hochtreibt.«
»Und wenn sie keine Deckung gefunden haben, Captain?«
»Dann werden sie in weiteren acht Stunden tot sein. So oder so sind die Aussichten, sie bei Dunkelheit zu finden, gleich Null. Wir werden einfach warten müssen, bis die Strahlung am Morgen nachläßt.«
Als Napier am nächsten Morgen aufging, fiel sein Licht auf eine abgespannte und unausgeschlafene Rettungsexpedition. Minuten später glitt die geisterhafte Gasblase der Antares-Supernova endlich hinter den entgegengesetzten Horizont. Ihr Verschwinden war das Signal für hektische Aktivität im Basislager. Das Tor des großen Fahrzeug- und Geräteschuppens wurde geöffnet, und die Geländefahrzeuge rollten heraus. Ein Dutzend Männer verließen die Unterkünfte und begannen Ausrüstungen zu verladen. Richard Drake stieg gerade in den Beifahrersitz des ersten Fahrzeugs, als der Nachrichtentechniker aus der Unterkunft gerannt kam und schrie: »Ich habe sie, Sir! Sie rufen über Haridan als Relais. Miss Lindquist ist am Apparat.«
Er verbarg seine Erleichterung unter einer Verwünschung und rannte in den Nachrichtenraum.
»Es war alles meine Schuld, Captain«, sagte Bethanys Stimme, als Drake sich meldete. »Corporal Vargas wollte zurückfahren, aber ich musste unbedingt noch in ein Loch schauen. Als wir wieder an die Oberfläche kamen, war es zu spät.«
»Immer langsam und der Reihe nach«, sagte Drake, momentan abgelenkt von der Standpauke, die er sich seit fünfzehn Stunden zurechtgelegt hatte.
Bethany erzählte ihm eilig von dem Bibliothekscomputer und den Aufzeichnungen, die sie gefunden hatten, und schloss mit den Worten: »Ich habe den größten Teil der Nacht mit der Durchsicht der Aufzeichnungen verbracht. Mehrere behandeln ausführlich die Kriegsereignisse im Anschluss an den Novaausbruch. Übrigens irrten wir uns.«
»Worüber?«
»Wir dachten, die Bewohner von New Providence hätten untereinander Krieg geführt. Nichts hätte weiter von der Wahrheit entfernt sein können. Sie wurden angegriffen.«
»Angegriffen? Von wem?«
»Von einer fremden Lebensform.«
» Wie bitte? «
»Sie haben mich gehört. Die Leute von New Providence nannten ihre Angreifer die Ryall. Sie drangen durch einen von der Supernova vorübergehend geöffneten Faltpunkt in das System ein. Nach den Aufzeichnungen griffen sie ohne Provokation an.«
»Augenblick!« Drake grollte. »Wollen Sie im Ernst sagen, dass New Providence von einer unbekannten intelligenten Lebensform angegriffen wurde?«
»Das sagte ich doch gerade, oder?«
»Wo sind Sie?«
»Wir sind in dem großen viereckigen Innenhof der Universität. Corporal Vargas macht gerade unser Fahrzeug wieder betriebsbereit.«
»Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir werden in zwanzig Minuten dort sein. Ich möchte diese Aufzeichnungen selbst sehen.«
Die Astronomen von New Providence hatten nicht lange gebraucht, um zu der Folgerung zu gelangen, dass die Ereignisse vom 3. August 2512 am besten durch eine Supernova-Explosion irgendwo im Antares-Haufen erklärt werden konnten. Zu ihrem Schrecken stellte sich sehr bald heraus, dass der einzige Stern, auf den alle beobachteten Phänomene zutrafen, Antares selbst war. Sie verstanden, dass dies für New Providence das Todesurteil bedeutete.
Die erste Reaktion der Verantwortlichen und Mächtigen in Regierung und Medien bestand darin, zu leugnen, dass es überhaupt zum Ausbruch einer Supernova gekommen sei. Um die Bevölkerung ruhig zu stellen, wurden die Erkenntnisse der Astronomen von den einen als grundlose Spekulation und von den anderen als bewusste Panikmache angeprangert. Wissenschaftler aus Dutzenden von Fachgebieten, die mit Astronomie nichts zu tun hatten, wurden von den Massenmedien herausgestellt und erklärten mit großer Selbstgewißheit, dass die ›Weltuntergangspropheten‹ sich irrten. Andere Fachleute folgerten mit gleicher Gewissheit, dass Antares zwar explodiert sei, von diesem weit entfernten Ereignis aber keinerlei Gefahr ausgehe. Schließlich lägen fünfzehn Lichtjahre zwischen New Providence und der Nova. Keine Explosion, wie groß sie auch sein mochte, könne eine derart gewaltige Entfernung
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