Der Antares-Krieg
märchenhaftes Aussehen angenommen. Das Licht war viel leichter und diffuser als der grelle Schein des aufgehenden Antares zu Hause auf Alta. Auch war die Gaswolke nicht die einzige Lichtquelle. Der ständige Regen aufgeladener Partikel, der das Magnetfeld des Planeten traf, löste enorme, die ganze Nacht andauernde Lichterscheinungen aus. Wogende Bänder und Streifen matt leuchtenden himmlischen Feuers hingen in roten, grünen und blauen Bannern von einem Horizont zum anderen. Wäre nicht das ständige Knattern des Strahlungsdetektors, hätte er leicht vergessen können, dass das Bild tödlich war.
»Wir halten auf Hekate zu, Captain«, meldete der Pilot des Landungsbootes und wies zu einem hellen roten Leuchtsignal, das eben am Horizont erschienen war.
Das Boot ging im sanften Bogen über der Stadt nieder und legte sich in die Kurve. Unten lag ein Dutzend Fertigteilbaracken in einem Lichtkreis von Bogenlampen inmitten der Kahlflächen und Gruppen bleicher Baumskelette, die einmal ein Park gewesen waren. Das Landungsboot vollendete eine schwungvolle Kurve, verlangsamte über dem Lager zum Schwebeflug und setzte in einer aufgewirbelten Staubwolke behutsam auf.
»Wir sind unten, Sir«, sagte der Pilot nach ein paar Sekunden, »aber wir müssen warten, bis sie die tragbare Strahlungsabschirmung errichtet haben, bevor wir aussteigen können.«
Drake nickte. Es dauerte zehn Minuten, bis eine Abschirmung zwischen dem Landungsboot und der nächsten strahlungssicheren Baracke in Position gebracht war. Sobald ein Mann mit einem Geigerzähler die Strahlungsmessung vorgenommen hatte und mit erhobenem Daumen das Freizeichen gab, ging Drake von Bord und eilte im Laufschritt zur nächsten strahlensicheren Unterkunft. Gregory Wharton und Fleet Sergeant Vin Crocker erwarteten ihn in der Strahlungsschleuse der Unterkunft. Crocker war der Führer der Abteilung Marineinfanterie an Bord der Alexandria.
»Irgendwelche Neuigkeiten?«
»Nichts, seit ich Sie vor vier Stunden anrief, Captain«, erwiderte Dr. Wharton.
Drake nahm sich Crocker vor. »Also, Sergeant, erzählen Sie. Wie ist es geschehen?«
»Wir wissen es nicht, Sir. Alles war in bester Ordnung, als sie heute Morgen das Lager verließen. Miss Lindquist scherzte sogar, während sie ihr Gerät in den Geländewagen luden. Als sie ihren Suchabschnitt erreichten, meldeten sie sich über Funk aus dem Hochhaus der Universität. Der Empfang war schlecht, aber wir verstanden sie. Darüber hinaus wissen wir nur, dass sie zum Abendappell nicht erschienen.«
»Ist dieser Vargas ein tüchtiger Mann?«, fragte Drake.
»Einer meiner besten Leute, Sir. Darum machte ich ihn zu Miss Lindquists Eskorte.«
»Wo genau war ihr zugewiesener Suchabschnitt?«
»Ich kann es Ihnen auf der Karte in meinem Büro zeigen, Captain«, sagte Wharton.
Drake und Crocker folgten ihm in eine benachbarte Baracke und ein enges, voll gestelltes Büro. Ein Stadtplan bedeckte eine Wand. Er war mit Streifen farbiger Klebebänder markiert, um den Fortgang der Durchsuchung augenfällig zu machen.
»Sie durchsuchten die Universität«, sagte Wharton und zeigte auf einen rot eingegrenzten Abschnitt. »Ich wollte einen unserer größeren Suchtrupps dort einsetzen, aber Miss Lindquist bestand darauf, diesen Abschnitt zu übernehmen.«
»Und Sie ließen sie?«
»Sie werden sich erinnern, Captain, dass Ihre Anweisung lautete, sie mit größter Höflichkeit und Zuvorkommenheit zu behandeln, solange sie in Begleitung ihrer Eskorte sei.«
Drake holte tief Luft, dann ließ er sich auf dem Stuhl hinter Whartons Schreibtisch nieder. »Also gut, meine Herren, genug der Rückblicke. Was machen wir jetzt?«
»Ich empfehle, dass wir nach ihnen suchen, Sir«, sagte Crocker. »Wir haben zwei Bodenfahrzeuge mit Strahlenabschirmung. Sie ist nicht annähernd so wirkungsvoll wie die Abschirmungen hier, aber besser als nichts.«
»Welchen Dämpfungsfaktor kann man erwarten, Unteroffizier?«
»Nach Angabe des Herstellers mindestens eintausend.«
»Das bedeutet, dass die Insassen des Fahrzeugs in ungefähr vier Stunden die Sicherheitsgrenze erreichen werden.«
»Die Sicherheitsgrenze ist sehr niedrig angesetzt, Sir. Ich glaube, man würde mindestens doppelt so lang sicher sein, vielleicht länger. Jedenfalls habe ich vier Freiwillige, die bereit sind, es zu versuchen.«
»Sie selbst mit eingeschlossen, Sergeant?«
»Ja, Sir.«
»Nein, vergessen Sie es. Wenn die beiden nicht tot oder zu schwer verletzt sind, um sich zu
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