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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Hand und setzte den einfühlsamsten Gesichtsausdruck auf, den er zustande bringen konnte.
    »Doch, das will ich sehr wohl wissen, meine Liebe. Na, los, komm schon. Erzähl mir, was los ist ...«
    Judy kam just in dem Moment nach Hause, als Pip das Abendessen servierte. Pip hatte sich gedacht, dass eine ausgewogene Ernährung Gypsy vielleicht auch zu einem ausgewogeneren Temperament verhelfen könnte, und darum Grillhühnchen mit jeder Menge Gemüse gemacht. Dieses »gesunde Essen« wurde aber längst nicht so goutiert wie ihre üblichen Festmahle.
    Judy grinste dümmlich und schwankte.
    »Mum? Bist du betrunken?«, fragte Gypsy entzückt. Judy wurde nämlich immer richtig lustig, wenn sie getrunken hatte. Manchmal brachte sie ihnen dann auch Schokolade mit.
    »Nein, nur vom Leben berauscht, mein Schatz ...«, strahlte Judy und schwankte weiter.
    »Na ja, eine Spur Gin ist auch mit im Spiel, wenn mich meine Geruchsnerven nicht täuschen«, flüsterte Susan Pip ins Ohr.
    »Wo bist du gewesen?«, erkundigte Pip sich etwas spitz.
    »Mach mir eine Tasse Tee, und ich erzähl’s dir.«
    »Wie wär’s mit Kaffee?«
    »Wunderbar«, strahlte Judy und ließ sich umständlich auf ihren Stuhl am Küchentisch sinken. »Vor allem, wenn du zur Feier des Tages einen Schuss Brandy dazugibst.«
    Sie bekam eine Tasse Nescafé ohne Brandy, aber das tat ihrem breiten Grinsen keinen Abbruch.
    »Also. Jetzt hast du deinen Kaffee ...«, sagte Pip auffordernd, setzte sich wieder an den Tisch und warf Gypsy einen strengen Blick zu, weil diese versuchte, den Kohl von ihrem Teller an eine wenig begeisterte Persi zu verfüttern.
    »Und jetzt willst du wissen, wo ich gewesen bin?«
    Judy spannte sie nicht länger auf die Folter.
    »Ich hab mich auf die Suche nach einem Job gemacht.« Ihr Grinsen wurde noch breiter. »Und ich hab einen gefunden!«
    »Wie bitte?«, erklangen erstaunt fünf Stimmen unisono.
    »Du wirst arbeiten gehen?«
    »Klar, und ich heirate nächstes Wochenende Prinz Harry.« Viola verzog das Gesicht zu einem halbherzigen Lächeln.
    Alle lachten.
    Judy war viel zu aufgekratzt, als dass sie hätte beleidigt sein können.
    »Na, dann besorge ich mir mal besser einen riesigen Hut und ein Familienwappen, mein Schatz ... JA, ich habe Arbeit gefunden! Ach, nun hört schon auf! Ist das wirklich so schwer zu glauben? Es ist aber wirklich wahr, ich schwör’s! Ab morgen Abend werde ich im Fisherman’s Boots hinterm Tresen stehen.«
    »Du willst als Bardame arbeiten?«, fragte Gypsy ungläubig.
    »Aber hallo!« Judy grinste nun praktisch im Kreis.
    Pip seufzte, als Flora Eddie einen Rosenkohl anbot, der ihn gierig verputzte, dann aber angewidert das Gesicht verzog und ihn mit so viel Schwung wieder aus dem Maul fallen ließ, dass er hinter den Herd rollte.
    »Seid doch bitte so lieb und esst euer Gemüse«, ermahnte Pip ihre Schwestern und wandte sich dann an ihre Mutter. »Hör mal, Mum, ich finde das wirklich großartig, dass du losgezogen bist und gleich am ersten Tag einen Job gefunden hast – aber in einem Pub? Ist das dein Ernst? Willst du das wirklich?«
    »Wieso sollte ich das nicht wollen?«
    »Na ja, ich bin mir nicht sicher, ob so ein Job in einem Pub wirklich was für dich ist ... Scheint mir nicht besonders familientauglich ...«
    »Da mach dir mal keine Sorgen«, unterbrach Judy ihre älteste Tochter und zwinkerte Gypsy zu. »Die Arbeit im Pub hat nämlich ganz klare Vorteile.« Sie nahm die Tüte, die sie neben ihrem Stuhl abgestellt hatte, zog eine große Frischhaltebox heraus und stellte sie keck neben Pips liebevoll angerichteter Gemüseplatte ab. Darin verbarg sich gut erkennbar Morvens berühmter Kirsch-kuchen.
    »So«, rief sie fröhlich, »wer will dieses lästige, ungesunde Gemüse auslassen und direkt mit dem Nachtisch weitermachen?«

– 13 –
    Am nächsten Morgen packte Pip ihre Tasche und Persi in ihr Auto, um zurück nach Bristol zu fahren.
    Wenn sie ganz ehrlich war, kam es ihr ganz gelegen, dass sie nun doch etwas früher als erwartet abreisen konnte.
    Zwar hatte sie sich nicht gestattet, allzu häufig an Dan zu denken, aber unbewusst hatte sie es eben doch getan. Ihr war, als sei in ihrer Abwesenheit ein spannendes Päckchen bei ihr abgegeben worden. Nur hielt sich die Vorfreude in Grenzen, weil sie sich nicht einmal sicher war, ob das spannende Päckchen überhaupt an sie adressiert war.
    Das war kein besonders angenehmes Gefühl.
    In ihr machte sich ein Unbehagen breit, das dafür sorgte, dass

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