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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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sinkenden Schiffes!«, witzelte Maggie, kam auf sie zu und nahm sie in den Arm. »Und wer ist das? Dein neuer Freund?« Sie bückte sich, um Persi zu streicheln, die inzwischen von den vielen neuen Gerüchen und Menschen völlig überfordert war.
    »Das ist Persicoria«, erklärte Pip, ohne nachzudenken. »Ich habe gestern mit Glenda gesprochen, sie wollte sie noch in Chesters Terminplan reinquetschen, damit er sie sterilisiert.«
    »Ach, die Arme ...« Maggie verzog das Gesicht. »Ganz schön seltsamer Name für einen Hund ...«
    »Ganz schön seltsamer Name, Punkt.« Pip nickte unschuldig und packte Persi etwas fester, die aufgrund der bevorstehenden OP den ganzen Tag noch nichts zu fressen bekommen hatte und darum einen Hamster im Wartezimmer fixierte, als sei er ein saftiger Hamburger im Käfig.
    Als dann auch noch ein kleines Mädchen mit einem Kaninchen auf dem Arm die Praxis betrat und Persi der Geifer über die Lefzen lief, sagte Pip: »Ich glaube, ich bringe sie mal besser in mein Büro, bevor sie sich durch die Patientenliste mampft.«
    Ins Büro zu gelangen, erwies sich allerdings als ein schwieriges Unterfangen, weil ihre lieben Kolleginnen sich alle auf sie stürzten, sie fragten, wo sie gewesen sei und ob sie ihr bei etwas helfen könnten und was das denn für ein schöner Hund sei. Außerdem musste Pip erst mal diverse Kartons mit Entwurmungskuren beiseiteräumen, bevor sie endlich ihr Reich betreten konnte.
    Sie erkannte ihr sonst so ordentliches Büro kaum wieder.
    Eine halbe Stunde brachte sie damit zu, bergeweise Papierkram zu sichten und sich einer Reihe von Problemen mit Verschreibungen, Bestellungen, Lieferanten, medizinischem Gerät, säumigen Zahlern und eigenen unbezahlten Rechnungen anzunehmen.
    »Und genau deswegen mache ich nie Urlaub – es ist der totale Albtraum, hinterher an seinen Schreibtisch zurückzukehren«, stöhnte sie, als Maggie mit einer weiteren »ganz dringenden« Angelegenheit hereinkam, aber netterweise auch mit einer Tasse Kaffee.
    »Ach komm, gib’s doch zu«, grinste Maggie. »Es gefällt dir, unabkömmlich zu sein.«
    »Ich brauche es, gebraucht zu werden«, lachte Pip leise. »Klar ist es schön, dass ihr mich alle vermisst habt. Geht’s euch allen gut?«, erkundigte sie sich ganz lässig, denn natürlich war ihr sehr wohl aufgefallen, dass bei den sie so übereifrig willkommen heißenden Kollegen einer gefehlt hatte.
    Maggie sah sie schräg von der Seite an.
    »Wenn du ›euch allen‹ sagst, meinst du dann wirklich ›uns alle‹ oder meinst du jemand bestimmten?«
    Maggie fasste Pips betretenes Schweigen als Antwort auf und ging davon aus, dass sie mit ihrer Annahme recht gehabt hatte.
    »Dieser Jemand hat sich sehr gut eingelebt, so viel kann ich dir sagen. Ich kann dir auch sagen, dass er heute nicht hier ist. Hat sich heute Morgen krankgemeldet ... Brütet wohl was aus, meinte er, von daher liegt er sicher im Bett und braucht liebevolle Fürsorge ...« Sie hob anzüglich die Augenbrauen und lächelte Pip an.
    Dan lag im Bett und brauchte Pflege.
    Pip musste unwillkürlich grinsen.
    Wie bei einem Krampf zogen sich ihre Mundwinkel nach oben und hätten nur mit Hilfe einer Hand wieder den Weg nach unten gefunden. Wozu es noch länger verleugnen?
    »Na, wenn das so ist, dann sollte ich mal schleunigst zusehen, dass ich nach Hause komme und dem Patienten den Schweiß von der Stirn tupfe«, konterte sie.
    Pips Direktheit brachte Maggie aus dem Konzept. Sie erwiderte nichts.
    »Wie, keine weiteren sarkastischen Kommentare?«, wunderte sich Pip.
    Maggie lächelte verlegen.
    »Ach, tut mir leid, Pip. Ich weiß, dass ich manchmal ziemlich biestig sein kann, aber da du jetzt so ehrlich bist, will ich auch ehrlich sein: Ich finde, er ist ein richtig netter Kerl. Ich kann gut verstehen, dass du ihn so sehr magst, und ich glaube, er mag dich auch ...«
    »Echt?« Fast ärgerte Pip sich schon, dass sie der Gedanke so verzückte.
    Maggie nickte eifrig.
    »Erst gestern hat er mich gefragt, ob ich wüsste, wann du wohl wiederkommst. Er klang, als könne er es kaum abwarten.«
    »Wirklich?« Pip lächelte überrascht.
    »Wirklich«, bestätigte Maggie grinsend.
    »Was hat er denn gesagt?«
    Doch gerade, als Maggie wieder anfing zu überlegen, ob sie es Pip einfach erzählen oder sie aufziehen sollte, kam Chester von einem Hausbesuch zurück.
    Ihm standen Tränen der Erleichterung in den Augen, als er Pip sah, und gleich darauf Tränen der Enttäuschung, als ihm aufging,

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