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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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sie alles andere mit frustrierter Ungeduld betrieb, und das war normalerweise überhaupt nicht ihre Art.
    Aber es hatte ihr geholfen, eine Entscheidung zu treffen: Die übervorsichtige Pip würde jetzt mal ein bisschen unvorsichtig werden.
    Alle wussten, dass sie Dan mochte. Vielleicht war es an der Zeit, auch Dan von diesem Umstand in Kenntnis zu setzen?
    Wenn er nicht schon von selbst drauf gekommen war. Er müsste eigentlich ganz schön blöd sein, wenn er nicht zumindest einen Verdacht hätte. Und für blöd hielt sie ihn nun ganz bestimmt nicht.
    Aber heute Abend würde sie es ihm bestätigen.
    Von Judy und den Mädchen hatte Pip sich bereits verabschiedet, nun schloss sie Tante Susan in die Arme.
    »Wann kommst du wieder, Pip?«, fragte ihre Tante flehentlich.
    »Sobald Persi die lange Fahrt wieder auf sich nehmen kann. Chester ist wirklich super, sie wird sicher schon nach ein paar Stunden wieder auf den Beinen sein, aber morgen ... Na ja, also, ich hätte nichts dagegen, mal eine Nacht zu Hause zu verbringen, um ...«
    »Dich von uns zu erholen?«, beendete Susan den Satz, doch Pip dachte mehr in Richtung »... meinen neuen Mitbewohner zu verführen«.
    »Und wenn du Persi zurückgebracht hast, fährst du wieder direkt zurück nach Bristol?«
    Pip biss sich auf die Unterlippe.
    Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Ich habe beschlossen, bei der Arbeit ein bisschen kürzer zu treten. Ich muss nur noch mit Chester reden.«
    »Du willst also länger bleiben?« In Susans Augen glomm Hoffnung auf, doch sie bemühte sich, ihre Gefühle zu verbergen, damit Pip es sich nicht wieder anders überlegte.
    Pip nickte langsam.
    »Ich glaube, das muss sein. Nur, weil Mum aus dem Bett raus ist und nun im Fischerman’s arbeiten wird, heißt das noch lange nicht, dass alle Probleme gelöst sind. Auch wenn Mum das anders sieht. Vielleicht bleibe ich dann mal eine Woche oder so. Nur so lange, bis sie sich eingewöhnt hat ...«
    Pip bezweifelte sehr, dass der Job im Pub eine gute Sache war. Und das lag unter anderem an Judys felsenfester, naiver Überzeugung, dass dieser Job ihrer aller Rettung sei. Dass sie mit einem Einkommen von sieben Pfund pro Stunde und bei dreißig Stunden pro Woche ein Auskommen haben würden. Keinen einzigen Gedanken hatte sie daran verschwendet, wie das alles praktisch zu lösen sein sollte. Welche Auswirkungen ihre wechselnden Schichten auf die beiden Jüngsten haben würden, wer sie von der Schule abholen sollte, wenn Susan und sie arbeiten mussten, wer dafür sorgte, dass sie etwas zu essen bekamen und ihre Hausaufgaben machten, statt abends im Ort auf der Straße abzuhängen.
    Susan arbeitete immer häufiger abends in der Gärtnerei. Wenn Judy gleichzeitig im Pub am Zapfhahn stand, waren die Mädchen allein zu Hause.
    »Wenn ich mal etwas länger hier bin, kann ich auch ein Auge darauf haben, wie Gypsy in der Schule zurechtkommt«, sprach Pip weiter. »Aber es wird auf jeden Fall wieder nur vorübergehend sein, ich kann nicht für immer hierbleiben. In Bristol gibt es ein paar Dinge, die ich ... um die ich mich kümmern muss. Möchte. Ich werde Chester um eine weitere Woche bitten, das wird er verschmerzen können, schließlich habe ich lange keinen Urlaub genommen. Er wird schon noch eine Weile ohne mich zurechtkommen. Das wird er müssen. Jetzt braucht ihr mich gerade dringender als er ...«
    Die M25, ihr Mini und ein jugendlicher Vierbeiner, der es gewöhnt war, den ganzen Tag frei herumzurennen und mit seinen Kumpels das Dorf aufzumischen, waren keine gute Kombination.
    Zu allem Überfluss wollte Persi dann auch noch den ganzen Weg vorne sitzen. Sie sabberte nicht nur auf den Beifahrersitz, sondern kaute auch noch auf dem Schaltknüppel herum und betätigte immer wieder mit der Schnauze den Blinker. Jedes Mal, wenn sie in einem anderen Auto einen Hund erblickte, sprang sie vom Sitz, bellte und schlug Pip mit dem wedelnden Schwanz ins Gesicht. Das passierte ungefähr alle fünf Minuten.
    Die Fahrt zog sich wie Kaugummi.
    Pip hielt an jeder Raststätte an, um Persi Bewegung zu verschaffen, was bedeutete, dass sie selbst mit dem Hund an der Leine über den Parkplatz rannte.
    In Bristol steuerte Pip als Erstes die Tierarztpraxis an. Zu ihrer Erleichterung schien alles beim Alten zu sein, wenn es auch etwas hektischer und chaotischer zuging als sonst.
    Kaum war sie in der Tür erschienen, wurde sie auch schon mit Jubelrufen begrüßt.
    »Pip! Gott sei Dank, du bist wieder da! Der Kapitän unseres

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