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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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ist es in Irland?«
    »Es ist einfach wunderbar hier, Süße. Und wie geht’s dir? Vermisst du mich?«
    »Natürlich!«
    »Aber nicht ganz so doll, wie du gedacht hattest, was?«
    »Wie bitte?«
    »Jetzt tu nicht, als wüsstest du nicht, wovon ich rede. Du himmelst doch insgeheim euren neuen Alphatierarzt Dan an.«
    Okay, damit war klar, dass er schon ein paar Takte mit Maggie gesprochen hatte, denn die nannte Dan seit Neuestem so.
    »Clive!«, schalt Pip ihn und sah sich um, als könnten die anderen hören, was er sagte, und sie dafür auslachen.
    »Ich habe gehört, du und Dan, ihr seid euch in den letzten Wochen nähergekommen?«
    Das hatte Maggie ihm also erzählt?
    Bloß, weil sie seit ihrem Ausflug zu den Parminters vor zwei Wochen noch ein paar Mal die Mittagspause gemeinsam verbracht hatten? Ja, gut, vielleicht hatten sie sich ein wenig angefreundet.
    Aber mehr auch nicht.
    Noch nicht.
    »Maggie zufolge ist dies die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit«, schwor er feierlich.
    »Also Maggie und Wahrheit in einem Atemzug zu nennen, Clive ...« Pip zwinkerte Maggie zu.
    »Jetzt sei mal nicht so zickig, Persicoria, das passt doch gar nicht zu dir.«
    Pip schnappte nach Luft. Was fiel ihm ein, sie so zu nennen?
    »Clive Trueman! Soll ich dir den Mund mit Seife auswaschen?!«, schimpfte sie.
    »Hast du etwa Angst, dass ein gewisser hochgewachsener, dunkelhaariger, gut aussehender Herr Wind von deinem echten Namen bekommen könnte, Persicoria?«, zog er sie liebevoll auf. »Da würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen, Süße, im Grunde würde ich dir nämlich einen Gefallen damit tun, schließlich wird er deinen wahren Namen ja ohnehin spätestens bei eurer Hochzeit hören ...«
    Persicoria Affinis Charteris.
    Allseits bekannt als Pip.
    Alle vier Charteris-Töchter trugen Blumennamen.
    Erst kam Pip, dann Viola Sororia.
    Das schöne, robuste, nutzlose Pfingstveilchen.
    Jeder ging davon aus, dass Viola ihrem Vater ähnlich sah, auch wenn das niemand belegen konnte, weil nämlich niemand außer ihrer Mutter ihn je gesehen hatte.
    Nach Viola war Flora Genensis gekommen, deren Vater Heinrich ein lerneifriger, kluger, attraktiver deutscher Ökologe war. Er hatte sich während seiner Mitarbeit am Eden-Projekt im Regenwald-Biom Hals über Kopf in die attraktive Judy verliebt. Fast zwei Jahre war er geblieben, dann musste er wieder zurück nach Deutschland. Er wollte Judy und die Mädchen mitnehmen, aber Judy wollte Arandore um nichts in der Welt verlassen.
    Er kam sie in Cornwall besuchen, so oft er konnte, und war so zu einer recht konstanten Vaterfigur für alle drei Mädchen geworden. Nur leider wurde er nie zu einer echten Partnerfigur für Judy – sie liebte ihn einfach nicht genug.
    Das hatte sie beide traurig gestimmt, weil er nämlich wirklich ein feiner Kerl war.
    Und schließlich kam Gypsophila Rose, in Anlehnung an das wunderschöne, fluffige Teppiche bildende, rosablühende Schleierkraut. Ihr Rufname heute war allerdings Gypsy, und der passte auch viel besser zu dem kleinen Wildfang, in den sich das einst so wohl gepolsterte, rosige Baby verwandelt hatte.
    Ihr Vater war ein weltbekannter Rockstar. Er hatte das renommierte Tonstudio in Gallant gemietet, um dort zwei Wochen lang in aller Abgeschiedenheit neue Stücke aufzunehmen. Er hatte gehofft, in Gallant Inspiration zu finden – und die fand er in Form von Judy Charteris.
    Die Identität des Rockstars hielt die Familie Charteris streng geheim. Einerseits, weil er verheiratet war, andererseits – und das war in ihren Augen viel wichtiger –, um Gypsy vor den Medien zu schützen. Da ihr Vater nicht in der Lage und auch nicht wirklich willens war, im Leben seiner einzigen Tochter eine aktive Rolle zu spielen, ging der Plan auch ganz gut auf.
    Wie auch immer. Persicoria!
    So oft hatte Pip sich gewünscht, die Lieblingsblume ihrer Mutter wäre eine schlichte Iris oder Jasmin gewesen.
    Clive war der einzige Mitarbeiter der Praxis, der ihren richtigen Namen kannte. Sie hatte sich eines Abends unter Alkoholeinfluss verplappert, und seither hatte er sie oft damit aufgezogen.
    »Ganz egal, wie gerne ich jetzt mit dir telefonieren würde, Clive: Wenn du nicht sofort damit aufhörst, lege ich auf«, zischte Pip leise.
    »Persicoria ...«, wiederholte Clive in einem unerträglichen Singsang. »Persicoria Fairweather ...« Clive lachte sein übliches, ihr so vertrautes Lachen, und sie konnte gar nicht anders, als mitzulachen.
    Dan Fairweather

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