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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Clive heiraten und mit ihm bis an dein Lebensende glücklich werden.«
    »Okay, okay, eine Sache hab ich unterschlagen: Sexy sollte er auch sein.«
    »Clive ist sexy«, schoss es aus Flora hervor, die im selben Moment heftig errötete. Viola und Pip sahen sie erstaunt an.
    »Ist doch wahr ...«, murmelte sie und vergrub das Gesicht in den verschränkten Armen.
    »Die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.« Viola zog die Augenbrauen hoch.
    »Du und ich finden ihn vielleicht nicht sexy, Viola, aber ich bin mir sicher, dass es Frauen gibt, die ihn durchaus appetitlich finden ...« Pip lächelte Flora an.
    »Genau ...« Plötzlich wurde Flora ganz übermütig vor lauter unterdrückter Sehnsucht und entgegnete: »Wenn alle Frauen auf den gleichen Typ Männer stehen würden, wären ganz schön viele Leute verdammt einsam.«
    Pips Lächeln wurde breiter.
    Soso. Ihre kleine Schwester Flora hatte also eine Schwäche für ihren wunderbaren Kumpel Clive.
    Na, das war ja mal eine Überraschung.
    Aber gut. Flora und Clive waren so ziemlich die liebsten Menschen, die sie kannte – vielleicht würden sie wunderbar zusammenpassen. Und die zehn Jahre Altersunterschied ... Hm. Wie wichtig war das Alter eigentlich, wenn es um langfristige Kompatibilität ging?
    Flora hatte dieses süße Geheimnis seit drei Jahren mit sich herumgetragen und lief nun, da sie es verraten hatte, puterrot an.
    Sie hätte erwartet, dass Viola jetzt gleich gnadenlos auf ihr herumhacken würde, doch ihre sonst eher zynische Schwester nahm ihre Hand und drückte sie.
    »Wie recht du hast, Flor. Man sollte immer für alles offen sein ... Wenn man wirklich offen ist, fällt einem eines Tages vielleicht auf, dass der Typ Mann, von dem man immer glaubte, er müsste es sein, in Wirklichkeit gar nicht zu einem passt, und dass ausgerechnet einer, mit dem man es sich nie hätte vorstellen könnte, der Richtige ist. So spielen das Leben und die Libido einem manchmal ganz schöne Streiche ...«
    Die beiden staunten angesichts dieser pseudo-philosophischen Anwandlungen ausgerechnet der Schwester, die sonst so subtil war wie ein Elefant im Porzellanladen. Mit hochgezogenen Augenbrauen sahen sie sie an.
    Jetzt war es Viola, die rot anlief. Wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem Leben.
    Weitere Fragen blieben ihr nur dadurch erspart, dass Tante Susan und Balthazar aufkreuzten. Balthazar guckte zerknirscht auf sein Handy.
    »Ihr Lieben«, rief er, als sie sich näherten, »es tut mir furchtbar leid, ich weiß ja, dass ihr mich hier braucht, aber ich habe gerade einen Anruf bekommen, der ... sehr wichtig ist. Ich muss für ein paar Tage verreisen.«
    »Du willst uns verlassen!«, riefen Viola und Flora unisono und rappelten sich auf. Die Enttäuschung war ihnen anzusehen.
    »Es tut mir leid, aber ich muss. Ich versuche schon seit geraumer Zeit, etwas ganz Bestimmtes aufzutreiben, und ein Freund von mir glaubt, dass er es gefunden hat ... Die Gelegenheit darf ich mir nicht entgehen lassen ... Aber ich komme wieder. Versprochen.«
    »Du brauchst uns nichts zu versprechen«, versicherte Pip ihm schnell, denn er hatte die letzte Äußerung an sie gerichtet. »Du hast uns schon so viel geholfen, mehr können wir überhaupt nicht verlangen.«
    Doch er schüttelte den Kopf und berührte sie am Arm, als wolle er sein Versprechen noch bekräftigen.
    »Ich bin wieder da, wenn euer Cider in Flaschen abgefüllt wird, Persicoria. Das will ich mir um nichts in der Welt entgehen lassen. Wir haben das hier zusammen angefangen, und wenn ich jetzt für immer verschwinden würde ...« Er hielt inne und lächelte sie verschwörerisch an. »Dann wäre das doch fast so, wie wenn man mitten in einem guten Film das Kino verlässt ...«

– 30 –
    Eigentlich war Pip ziemlich erleichtert, dass Balthazar aus geschäftlichen Gründen weg musste. Zum einen war ihr ihr halbkomatöser Antrag, er möge das Bett mit ihr teilen, immer noch hochnotpeinlich. Zum anderen plagte sie ein schlechtes Gewissen, weil er sich für sie und ihre Familie so abschuftete. Und sie wusste nur zu gut, wie leicht man in die Rolle des Erlösers und Beschützers ihrer unglaublich liebenswerten, aber auch unglaublich anstrengenden Familie rutschte.
    Dieser Mann war aus welchen Gründen auch immer mitten unter ihnen in Cornwall gelandet, und diese Gründe waren von ihren eigenen Bedürfnissen gnadenlos in die zweite Reihe verdrängt worden. Seit er auf Arandore wohnte, hatte er nichts anderes getan, als ihnen

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