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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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    Also mussten sie ihnen zeigen, dass sie eine richtige Firma waren oder zumindest werden wollten. Um diesbezüglich Eindruck zu schinden, brauchten sie eine richtige Fertigungsstrecke sowie einen Keller voller in Gärung befindlicher Flaschen.
    Was den Cider betraf, hatten Pip und Balthazar nach diesen insgesamt fünf Tagen getan, was sie konnten. Der Most musste nun eine Woche in den Fässern gären und dann am Tag vor dem Jurorenbesuch in Flaschen abgefüllt werden.
    Diese sieben Tage nutzten sie, um zu fegen, zu schrubben, zu hämmern, zu bohren, zu streichen – mit anderen Worten: um aus einer windschiefen Scheune voller altem, staubigem Krempel eine voll funktionstüchtige, wenn auch eher antiquiert anmutende Mikro-Kelterei zu machen.
    Auch die Gärten knöpften sie sich nach Kräften vor, kappten die zu hoch gewachsenen Gehölze, mähten die Wiesen, jäteten Unkraut.
    Sie holten die alten Gärregale oder auch »Rüttelbretter« aus massiver Eiche unter der Plane in der großen alten Gerätescheune hervor und brachten sie in den frisch gefegten und gestrichenen Keller unter Pops Cottage. Hier hatten sie auch früher schon mal gestanden, komplett bestückt mit Flaschen, die sich im Fünfundvierzig-Grad-Winkel kopfüber neigten und alle paar Tage gedreht und gerüttelt wurden, damit sich jegliche Schwebstoffe – der sogenannte Bodensatz – im Flaschenhals absetzten, wo sie ganz einfach eingefroren und entfernt werden konnten. Im Moment standen sie unbestückt da und warteten auf ihren Einsatz: Die Flaschen waren bereits abgekocht und geschrubbt und mit von Gypsy selbstgemalten Etiketten beklebt worden, waren von Balthazar aus dem Weinkeller heraufgetragen worden und sollten mit gegorenem Apfelmost befüllt werden.
    Und zwar in genau sieben Tagen.
    Nach fünf Tagen stand Balthazar auf einer Leiter und brachte mit Susans Hilfe über dem Scheunentor ein Schild an, als sein Handy klingelte. Auf dem Schild stand »Charteris-Cider«. Susan stand auf einer weiteren Leiter und hielt das andere Ende des Schildes. Seit zehn Minuten standen sie bereits da oben und mühten sich ab, das Schild waagerecht zu platzieren. Jetzt endlich hatten sie den Hammer in der Hand und wollten es festnageln.
    Susan fluchte. Balthazar wahrscheinlich auch, aber da die Worte, die seinen Mund verließen, Spanisch waren, konnte sich da niemand so sicher sein.
    »Tut mir leid«, rief er Susan zu. »Ich muss drangehen.«
    Susan war im Laufe der letzten Woche zu dem Schluss gekommen, dass Balthazar ein Geschenk des Himmels war. Erst hatte er die Turmuhr repariert, dann geschuftet wie ein Ochse, um ihnen bei ihrem Cider-Projekt zu helfen, dann das Loch im Dach seines Cottage und ein Loch im Dach des Haupthauses abgedichtet, den Herd und Gypsys Bett repariert (Letzteres hatte beschlossen, nicht mehr als Trampolin dienen zu wollen und war zusammengebrochen), er hatte ihr gezeigt, wie sie den schwarzfleckigen Pilz loswird, der ihren geliebten Zitronenbaum bereits seit zwei Jahren verunzierte, und er hatte Gypsy und Persi beigebracht, bei Fuß zu kommen, wenn sie gerufen wurden. Kurz: Er hatte wahre Wunder vollbracht. Balthazar hätte auch sagen können, dass er mal eben in seinen Sicherheitsschuhen einen Fruchtbarkeitstanz rund um ihren Gemüsegarten aufführen müsste, und sie hätte immer noch milde gelächelt und »Ja, klar, kein Problem« gesagt.
    Pip, Flora und Viola, vollkommen erschossen von der »Mostmaloche«, wie sie es nannten, lagen unter Pips Lieblingsbaum und taten, als würden sie helfen, das Schild gerade auszurichten, indem sie »Bei dir ein bisschen höher!«, »Bei Susan ein bisschen weiter runter!« und »Wieder so wie eben!« riefen. In Wirklichkeit aber gönnten sie sich eine wohlverdiente Pause in der Spätsommersonne.
    Sie sahen Balthazar dabei zu, wie er den Anruf entgegennahm. Leichtfüßig stieg er von der Leiter, drückte sich das Handy ans Ohr, meldete sich mit »¿Sí?« und redete dann wie ein Wasserfall in fließendem Französisch weiter.
    Erstaunt zogen sie die Augenbrauen hoch und sahen einander an.
    »Habt ihr das gesehen?«, fragte Viola leise und ließ den Mund offen stehen.
    »Meinst du die extrem durchtrainierten Oberschenkel in den Jeans oder den Wechsel in eine obersexy Sprache?«, grinste Flora.
    »Beides. Obwohl, wenn ich mich entscheiden müsste, so sehr ich auch auf alles, was französisch ist, stehe ... Ich würde die Oberschenkel nehmen ...«
    »Prima, und ich sein Französisch. Wie kommt es

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