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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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jedes Mal aufpassen, dass sie nicht loslachte, wenn er anfing, mit seiner Schnupfen-Stimme zu sprechen. Er nuschelte: » Naja. Er sagt uns zumindest, das s der Sohn vo m Sägewerker nicht auf diese Bir g it geschossen hat.«
    » Und wer war es dann?« fragte Maya.
    » Dann muss es einer von unseren Eltern gewesen sein.«
    » Mein Vater war es bestimmt nicht.« Zur Untermalung ihrer Worte setzte Maya sich die Kapuze auf. Ihr war kalt. » Sonst wäre er nicht mit mir rauf in die Wälder geflohen.«
    » Vielleicht ist er gerade deswegen mit dir geflohen, weil er Angst hatte, dass er für seine Tat bezahlen muss.« Louis verschränkte die Arme vor der Brust, als sei damit bereits alles gesagt.
    Maya schüttelte bockig den Kopf. » Und warum sind dann aus deiner Familie alle tot, wenn es keiner von deinen Eltern war?«
    Obwohl ihr äußerlich kalt war, wurde Maya innerlich plötzlich sehr heiß. Ihr Vater war kein Mörder! Aber genauso wenig würde Louis von seinen Eltern vermuten, dass sie Typen waren, die aus Jux und Tollerei mit einem Gewehr auf Mädchen schossen. Gerade noch waren sie glücklich gewesen, wieder eine Spur zu haben. Aber jetzt standen sie sich beinahe so wütend gegenüber wie vor ein paar Tagen im Wald, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Worum ging es hier eigentlich? Dass sie sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuschoben, wessen Eltern zu einem Mord fähig waren? Da machte Maya nicht mit. Sie lächelte sanft. » Tatsache ist doch, dass es einer aus der Clique gewesen sein muss. Und der hat es irgendwie geschafft, dass keiner von den anderen redet. Vielleicht hat er sie eingeschüchtert. Vielleicht dachten sie auch, sie kommen durch, wenn sie alle dichthalten.«
    Louis sah sie an. Ihm war anzumerken, dass er sich alle Mühe gab, seine Wut runterzuschlucken und sachlich zu bleiben. » Dann ist also der Tod des Mädchens das Geheimnis, von dem dein Vater gesprochen hat.«
    Maya nickte schweigend. Und obwohl sie das jetzt wussten, warf die Enthüllung des Geheimnisses mehr und mehr Fragen auf. Langsam kam Maya sich vor, als sei sie gemeinsam mit Louis in einem riesigen Irrgarten ausgesetzt worden, dem sie nur durch logisches Nachdenken entkommen konnten.
    » Aber warum gehen die Morde dann weiter?«, fragte Louis.
    Maya zog die Knie eng an den Oberkörper, um sich warm zu halten. Warum nur hatte ihr Vater nicht die ganze Geschichte erzählt? Um die Angst klein zu halten, die sie jeden Tag in den Wäldern bei ihrem Vater gespürt hatte? Er hatte versucht, vor ihr davonzulaufen, aber das hatte sie nur größer gemacht. Mit jedem Ast, der unter ihren Tritten brach, mit jedem plötzlichen Geräusch war sie neu erwacht.
    Maya seufzte. » Es hilft nichts. Wir müssen den noch lebenden Sohn des Sägewerkers finden. Er ist der Einzige, der vielleicht mehr weiß als alle anderen.«
    Louis stand auf, als es zu nieseln anfing. » Dann lass ihn uns suchen.« Er reichte Maya die Hand. » Komm!«
    Sie war müde und abgekämpft. In ihrem Kopf dröhnte es. Ihr war schwindlig. » Können wir uns vorher wenigstens noch etwas zu essen besorgen?«
    » Das machen wir, sobald wir diesen Typen gefunden haben. Versprochen.« Maya trottete hinter Louis her, durch die Toreinfahrt raus auf die menschenleere Fußgängerzone. Das Kopfsteinpflaster glänzte feucht im Licht der Laternen. Schräg gegenüber der Eisdiele leuchtete eine Telefonzelle. Kurz darauf standen sie in dem kleinen gläsernen Raum, der eklig nach kaltem Zigarettenrauch stank. Louis blätterte das Telefonbuch nach jemandem mit dem Namen » Bohm« durch, während sich Maya an die Scheibe lehnte und kurz die Augen schloss. Jetzt war es ihr beinahe egal, ob jemand sie hier in dieser mit Neonlicht gefüllten Zelle sah. Sie wollte nur noch schlafen. Gerade als ihr die Augen endgültig zuklappten, griff Louis nach ihrer Hand und frohlockte: » Gute Nachrichten! Ich weiß, wo er wohnt.«
    Nach einer knappen Dreiviertelstunde Fußmarsch durch den kalten Regen, erreichten Maya und Louis das allein stehende Haus am Waldrand, das von einem hohen Holzzaun umgeben war. Das Tor stand halb offen. Sämtliche Fenster waren verschlossen. Ebenso die Vordertür. Louis drückte auf die Klingel. Drinnen rührte sich nichts. Obwohl ein Wagen unter dem Carport stand.
    Louis sah Maya mit hochgezogenen Augenbrauen an. Die Regentropfen perlten von seinem langen Pony über seine ramponierte Nase. » Meinst du, er ist verreist? Oder will er uns nur nicht aufmachen?«
    » Keine

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