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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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Ahnung.« An Maya klebten die regennassen Kleider. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um irgendwie einen Blick in die Küche zu erhaschen. Da sie dafür nicht groß genug war, rollte sie die Mülltonne heran, kletterte darauf und spähte durch das Fenster in die Küche, in der das Licht über dem Herd brannte. » Sieht aus, als hätte er sich gerade ein Brot machen wollen. Auf dem Tisch steht Marmelade und ein Teller mit zwei Scheiben Toast. Macht aber eher den Eindruck von einem Frühstück. Das heißt, er muss schon länger weg sein.«
    Louis half Maya wieder von der Mülltonne herunter. Im Gegensatz zu ihm war sie jetzt wieder hellwach. Hier, in der Nähe des Waldes, fühlte sie sich gleich wieder sicherer.
    Er bibberte vor Nässe und Kälte. » Das heißt, wir wissen nicht, wo er ist und wann er wieder kommt. Und wir wissen auch nicht wirklich, ob er in dieser ganzen Geschichte mit drinhängt oder nicht.«
    Maya nickte, nun klapperten ihre Zähne doch aufeinander. » Und jetzt?«
    » Ich schätze, wir finden es nur heraus, wenn wir ins Haus einsteigen und gucken, ob wir irgendetwas finden, was uns weiterbringt.«
    Maya holte tief Luft. » Und wie willst du das machen? Die Scheibe einschlagen?«
    Louis überlegte einen Moment. » Vielleicht haben wir ja auch Glück und dieser Konrad Bohm macht es wie alle Leute in St. Golden und legt seinen Hausschlüssel unter den Fußabtreter?« Er beugte sich nach unten, hob den Fußabtreter an und nahm den Schlüssel hoch. » Sag ich doch. Das machen alle so.«
    Ohne zu zögern, schloss er die Haustür auf und trat ins stille Haus ein.
    Maya folgte ihm. Gleich umhüllte sie angenehme Wärme. » Wir haben keine Ahnung, wonach wir suchen. Richtig?«
    » Wir werden wissen, wonach wir gesucht haben, wenn wir es finden.« Louis ging voran und knipste das Licht an. So als sei er schon einmal hier gewesen, ging er weiter durch den Flur, in die Küche. Als sei das sein Zuhause, öffnete er den Kühlschrank. Perplex drehte er sich zu Maya um. » Tut mir leid. Da ist nichts drin! Warte hier auf mich, ich bin gleich wieder da.« Und damit war er aus der Tür.
    Maya setzte sich voller Unbehagen an den Küchentisch und knabberte an dem trockenen Toast herum, den Konrad Bohm mit Hollundergelee bestrichen hatte. Im Stockwerk über ihr hörte sie Louis Schritte. Die Dielen knarrten.
    Dann kam er wieder die Treppe herunter und schaute in die Küche hinein. » Nichts. Alles total aufgeräumt. Er besitzt so gut wie gar nichts. Die Kleiderschränke sind fast leer. Nur ein Ehebett steht da. Die anderen Zimmer sind komplett leer. Keine Schubladen, keine Briefe, keine Dokumente. Nichts.«
    Maya hielt ihm schweigend den Rest vom Toastbrot hin und legte fragend den Kopf schief. Bei dem Wort Ehebett hätte sie augenblicklich in Tiefschlaf fallen können.
    Louis aß das Marmeladenbrot auf. » Lass uns noch kurz in den Keller gehen und dann verschwinden wir.«
    Maya stellte den Teller in die Spüle. So, wie sie es als kleines Mädchen von ihrem Vater gelernt hatte. Dann folgte sie Louis in den Keller hinunter, in dem ein umgedrehtes Kajak auf dem Boden lag und ein paar Skier an der Wand lehnten. Im angrenzenden Kellerraum sah alles danach aus, als sei hier gerade etwas aus Holz gebaut worden. Das Werkzeug lag ordentlich auf der Werkbank, aber der Boden war mit feinen Holzspänen bedeckt. An der Wand pinnte ein Foto.
    Louis erkannte sie sofort. » Hey, das ist die neue Kommissarin! Ich habe sie oben im Wald am Tatort gesehen.«
    » Aber wieso klebt ihr Bild hier?«, fragte Maya.
    Ohne zu antworten, wechselte Louis rüber in den Heizungskeller. Hier standen mehrere Kaninchenställe, in denen aufgeregt kleine graue Wollknäule durchs Heu raschelten. Und ein paar Pappkartons. Louis öffnete einen nach dem anderen. Das hatte doch alles keinen Sinn. Sie sollten hier verschwinden, bevor dieser Konrad Bohm zurückkam und sonst was mit ihnen veranstaltete. Doch Louis war nicht zu bremsen. Er räumte den Inhalt der Kartons auf den Boden. Darin befanden sich lauter Kinderbücher. Winnetou, Lederstrumpf und andere Indianergeschichten.
    Maya flüsterte: »Komm! Lass uns …« Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da fiel ihr Blick auf etwas, das nicht hierherpasste. Hinter den Kartons lag ein rosa Mädchenportemonnaie. Maya bückte sich, zog es aus dem Staub hervor und hielt es Louis hin.
    Augenblicklich bekam sein Gesicht einen seltsamen Ausdruck, der alles bedeuten konnte. Noch ehe Maya begriffen hatte, was

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