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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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sich dicht an ihn.
    Wieso war Michelle plötzlich so fordernd? Es war für sie beide das erste Mal. Ein ganz besonderer Augenblick. War das richtig? Louis beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken. Er spürte Michelles nackte Haut an seiner. Vermutlich war es das einzig Vernünftige. Das einzig Richtige, was sie tun konnten. Sie schlossen die Augen und gaben sich einander hin. Für einen Moment waren sie ein Ganzes. Vollkommen verschmolzen. In Sicherheit. Für die Ewigkeit. Um sie herum gab es nichts anderes, nichts, das zählte.
    Dann hörten sie wieder Sarah rufen. » Michelle! Wo bleibst du denn!«
    Nachdem Louis vor Lust die Augen fest zusammengepresst und unterdrückt gestöhnt hatte, ließ er zärtlich von Michelle ab und hielt ihr Gesicht in beiden Händen. Er atmete schwer. Sein Atem war heiß. Seine Stimme rau. Er musste es ihr sagen. » Ich liebe dich. Ich liebe dich.«
    Sie schloss ihren Bademantel, ohne ihn anzusehen. » Und ich liebe dich. Vergiss das nicht. Hörst du?« Dann strich sie an ihm vorbei durch die Schuppentür, wobei sie kurz nach seiner Hand griff und seine Finger durch ihre hindurchgleiten ließ. So, als wollte sie, dass er sie festhielt und nie wieder losließ.
    Er griff nach ihrem Handgelenk. » Ruf mich nachher an. Bitte!«
    Ein letztes Mal drehte sie sich zu ihm um und lächelte, mit Tränen in den Augen. » Warte nicht darauf.« Dann wand sie sich aus seinem Griff. Er musste sie gehen lassen. In den morgendlichen Garten hinaus, und wer weiß, wohin noch.

11 . HEIDI
    Irgendetwas stimmte mit dem Mädchen in dem rosafarbenen Bademantel nicht. Heidi bemerkte es sofort, als sie Michelle am Wohnzimmertisch gegenüber saß und sie zum wiederholten Mal nach dem vergangenen Nachmittag befragte. » Also, du hast Leonie gegen 14.45Uhr in der Sporthalle abgeliefert und bist dann rüber ins Hotel gelaufen, um dort an der Rezeption auszuhelfen?«
    » Ja.« Michelle blickte abwesend zu Henner, der hinter Heidis Stuhl stand und das Wenige, was sie sagte, in einen kleinen Block notierte. Was war nur mit diesem Mädchen los? Es wirkte total weggetreten.
    Heidi versuchte, Michelles Blick einzufangen. » Ist dir irgendein Auto oder eine Person aufgefallen, als deine Schwester und du bei der Sporthalle angekommen seid?«
    » Nein.« Michelle schüttelte langsam den Kopf. » Da waren nur die Eltern von den Mädchen aus Ninis Turngruppe. Und die Mädchen natürlich.«
    Nebenan rumorte Sarah in der Küche herum. Es roch nach frisch aufgebrühtem Kaffee. Irgendetwas fiel zu Boden. Sie hörten sie leise fluchen. Heidi folgte Michelles Blick, der jetzt zum Fenster hinausging. Draußen auf dem Fußweg stand Jens und unterhielt sich mit zwei Polizeibeamten, die Spürhunde dabei hatten, wobei neblige Wölkchen seinen Mund verließen und in der kalten Luft stehenblieben.
    » Hör zu.« Heidi setzte sich aufrecht hin und sah Michelle streng in die Augen. » Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn du irgendetwas weißt, musst du es uns jetzt sagen. Nur so haben wir überhaupt eine Chance, deine Schwester zu finden, bevor es zu spät ist. Hast du das verstanden?«
    » Ja.« Michelle lächelte gequält. » Natürlich habe ich das verstanden. Ich weiß nur nichts. Ich bin den gestrigen Tag schon tausendmal in Gedanken durchgegangen. Alles war wie jeden Donnerstag. Nichts war anders.«
    Aber Heidi ließ nicht locker. Sie blieb hart. Sie hatte das Gefühl, hier sei etwas zu holen. » Dann erzähl uns eben noch mal, wie es war!«
    Michelle sprach ohne eine Regung weiter. » Nini und ich sind Hand in Hand die Fußgängerzone runtergegangen. An der Eisdiele haben wir uns ein Eis gekauft, wie wir das immer machen, wenn ich Nini zur Turnhalle begleite. Sie hat eine Kugel Amarena genommen, ich eine Kugel Stracciatella. Dann sind wir noch gegenüber in den Halloweenshop gegangen, um uns für den Umzug und die Schulparty Masken und Umhänge zu besorgen. Als wir wieder rauskamen, haben wir Lous Mutter getroffen…«
    » Lous Mutter? Wer ist das?« Heidi verengte ihre Augen zu schmalen Schlitzen. » Hast du mir gestern Abend schon von ihr erzählt?«
    » Glaub schon. Es ist die Mutter von meinem…« Michelle senkte die Stimme ab, schaute Richtung Küche und beugte sich dann etwas weiter über den Tisch in Heidis Richtung. » Es ist die Mutter von meinem Freund Louis.«
    » Wieso sprichst du so leise? Wissen deine Eltern nicht, dass du einen Freund hast?«, fragte Heidi nun ebenfalls leise.
    » Doch…« Michelle wand sich auf

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