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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Bürostuhl. Sein keuchender Atem war das lauteste Geräusch in dem kleinen Raum. Sein Hemd war blutig und sein zahnloser offener Mund stand in scharfem Kontrast mit der käsigen Haut. Es dauerte einen Augenblick, bis Cass in ihm den Geige spielenden Landstreicher erkannte, den er vor Monaten mehrmals getroffen hatte. Er war dem Tod so nahe, dass sein Körper sich mit der leichenhaften Erscheinung über ihn lustig zu machen schien. Er lächelte nicht mehr und keine Musik umtanzte ihn mehr.
    »Ich wusste, dass
er
euch beide schicken würde«, sagte Mr Bright ruhig, »und das tut mir leid. Ich habe euch gern.«
    Die drei am Rechner waren so in ihre Aufgabe versunken, dass sie zusammenzuckten, als sie Mr Brights Stimme hörten. Der Anblick erklärte Cass alles, was er wissen musste. Luke – nein, nicht Luke, sondern
der Erste
 – sah einem Mann über die Schulter, der nur Jarrod Pretorius sein konnte. Als er sich zu ihnen umdrehte, sprühten seine Blicke böse Funken. Die Augen waren alt und jeder Anschein von Kindlichkeit war verflogen.
    »Mach weiter.« Der harte Kontrast der Kinderstimme und des Kommandotons konnte nicht erschreckender sein.
    »Du bist verschwunden«, sagte Mr Bright, der sich auf den Mann am Rechner konzentrierte, der trotz der Hartnäckigkeit des Ersten aufgehört hatte zu tippen. Jarrod Pretorius starrte Mr Bright mit dunklen aufgerissenen Augen an. »Und das hast du die ganze Zeit gemacht?«, fuhr Mr Bright fort. »Du hast die Gänge geschlossen gehalten?«
    Pretorius nickte verhalten. Sein Blick war bang – und da war noch etwas, das Cass nicht deuten konnte. Doch, Jarrod Pretorius sah aus wie ein Kind, das Schimpfe bekam. Könnte es sein …?
    »Ach, mein Sohn«, sagte Mr Bright traurig. »Ich wünschte, du hättest dich mir anvertraut.«
    »Er hat mich darum gebeten«, sagte Pretorius. Seine Stimme war rau und er sprach mit einem starken südafrikanischen Akzent. »Er ist mein Freund.« Er rieb sich mit einer Hand den Kopf. »Ich musste mich allein irgendwohin zurückziehen, um mich zu konzentrieren.«
    »Die ganze Zeit?«
    »Gib die nächste Serie ein«, unterbrach sie der Erste. Als Jarrod Pretorius sich wieder zu der Tastatur umdrehte, sah Cass ihn immer noch verblüfft an. Das sollte Mr Brights Sohn sein? Wie lange hatten sie sich nicht gesehen? Dann sah er das Mädchen neben dem Ersten. Er erinnerte sich an die roten Haare und ihre Stimme am Telefon.
Der Junge ist der Schlüssel.
Sie hatte Pretorius eine Hand auf die Schulter gelegt und hob den flackernden Blick immer wieder zur Decke. Ihr Gesicht leuchtete vor Erwartung und Aufregung. Was auch immer hier geschah – viel Zeit, es aufzuhalten, hatten sie nicht. Und doch verhielt Mr Bright sich so, als hätten sie alle Zeit der Welt.
    »Warum?«
    »Ob du es glaubst oder nicht, ich habe es getan, um ums zu schützen«, sagte der Junge. »Nachdem wir hiermit begonnen hatten, nachdem wir uns niedergelassen hatten, kam eine Gesandte, von der ich dir nie erzählt habe.
Er
war sehr wütend;
er
wollte, dass ich mich entschuldige und wieder nach Hause komme. Als wäre ich noch ein Kind.« Er lachte bei der Erinnerung. »Ich sagte ihr, ich würde darüber nachdenken, aber dann habe ich mit Pretorius gesprochen. Er sagte, er könne die Gänge von unserer Seite aus verschließen, aber nicht von der anderen.« Der Erste lehnte sich zurück und verschränkte die Arme zu einer männlichen Haltung, die so entspannt und lässig nicht zum Körper eines Neunjährigen passen wollte.
    »Ich beschloss, die Rückkehr auszuschließen, und nicht nur das. Auf der anderen Seite sollten sie das Leid derer hören, die im Chaos stecken geblieben waren. Das war die sicherste Alternative. So konnte keiner von uns zurückrennen und in der Hoffnung, von
ihm
belohnt zu werden, erzählen, was wir auf die Beine gestellt haben. Und
er
würde wissen, dass jeder, der hierherkam, nicht mehr zurück konnte. Das war ein guter Schutz vor
ihm
. Er würde sein Heer nicht auf uns hetzen, nicht, wenn es nicht zurückkehren konnte.«
    »Und wieso hast du mir nichts davon gesagt?«, fragte Mr Bright. Er stand immer noch an der Tür, doch aus den Augenwinkeln entdeckte Cass Mr Dublin hinter ihm. Die Augen des blonden Mannes begannen zu
Leuchten
.
    »Willst du eine ehrliche Antwort? Ich wollte dich nicht beunruhigen. Du hast so hart gearbeitet, hast alles erbaut und unsere neue Gesellschaft geschaffen.
Das
war etwas, um das ich mich kümmern konnte. Später, als ich merkte, was es

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