Der Atem der Apokalypse (German Edition)
hast, und ich weiß, dass du es nie wieder losgeworden bist – glaub nicht, ich wüsste das nicht. Du bist kein Killer, so einer jedenfalls nicht.« Freeman beugte sich vor und legte die Arme auf die Knie. »Irgendwer spielt sein Spielchen mit dir, und wir wissen beide, wer. Ich habe mir dein Köfferchen angesehen und ein paar interessante Fotos gefunden.«
»Falls du glaubst, ich wüsste, wer Bright und Solomon sind, muss ich dich enttäuschen. Aber ich will es herausfinden und am liebsten möchte ich das Arschloch Bright absägen, mit allen, die dazugehören.«
»Und das verstehe ich eben nicht. Soweit ich das beurteilen kann, hat er doch immer sein Möglichstes getan, um dich zu beschützen«, sagte Freeman freundlich. »Was hat er denn angestellt, dass du so supersauer auf ihn bist?«
Cass starrte Freeman an. Es wäre einfach gewesen, ihm alles zu erzählen – er
sehnte
sich danach –, andererseits konnte es genauso gut ein fieser Trick von Bright und dem Netzwerk sein. Der einzige Mann, der sein Vertrauen genoss, war Artie Mullins, und letztendlich hatte sogar er ihn Freeman ausgeliefert.
»Wieso sollte ich dir trauen?«
»Ha!«, schnaubte Freeman. »Der war gut, ausgerechnet du musst so was fragen! Aber zufällig habe ich mir schon gedacht, dass ich dir beweisen muss, wie ernst es mir ist.« Der alte Mann lächelte mit den Augen. »Deshalb habe ich mir erlaubt, dir einen kleinen Gefallen zu tun.«
»Das habe ich aus den Nachrichten aufgenommen.« Er schaltete den großen Fernseher ein. Ein Foto von Mat Blackmore erschien in der rechten oberen Ecke hinter dem Nachrichtensprecher.
»Detective Sergeant Blackmore, der wegen Mordes und Bestechung in mehreren Fällen unter Anklage stand, starb am Nachmittag vermutlich an einer Strychnin-Vergiftung. Mr Blackmore hatte Besuch von einem Mann, der sich als Mitglied seines Anwaltsbüros ausgegeben hatte und mit ihm über den anstehenden Prozess reden wollte. Der Mann, der noch nicht identifiziert werden konnte, soll Mr Blackmore einen Geburtstagskuchen geschenkt haben, der anscheinend vergiftet war. Dann verließ der Besucher unbehelligt das Gefängnis. Die Anwälte Watson, Harvey und Johnson, die Mr Blackmore vertraten, sagten bei der Polizei aus, dass der Besucher in keinerlei Verbindung zu ihrer Kanzlei stünde. Außerdem forderten sie, dass untersucht werden müsse, wie der Mann mit falschen Papieren zu einem Mann im Hochsicherheitstrakt vordringen konnte.«
Cass sah völlig perplex zu, bis Brian Freeman den Fernseher wieder ausschaltete.
»Du hast Blackmore umgebracht?«
»Ich dachte, wenn du die Wahl hättest, würdest du ihn nehmen, und nicht den anderen.« Freeman grinste. »Der hier hat das Mädchen umgebracht, mit dem du zusammengearbeitet hast.«
Cass war sprachlos. Freeman kannte ihn gut, obwohl sie sich so lange nicht gesehen hatten. Bowman war vielleicht der Anführer und er hatte mit Cass’ Frau geschlafen, doch Blackmore hatte die arme Claire May auf dem Gewissen. Ja, er hatte eher dem jungen Sergeant den Tod an den Hals gewünscht. Außerdem würde Bowman jetzt richtig schwitzen, weil er glaubte, dass er der Nächste war.
Er hob den Blick zu Brian Freeman. »Mr Bright hat etwas von mir, das ich gern zurückhätte«, sagte er.
»Und zwar?«
»Meinen Neffen.«
Jetzt schwieg Freeman einen Augenblick lang. »Erzähl mir alles«, sagte er schließlich.
Cass legte los.
14
Mr Bright entließ den Fahrer, der vor dem kleinen privaten Pflegeheim mitten in London auf ihn gewartet hatte. Obwohl es klirrend kalt war, wollte er eine Weile durch den Lärm und das Leben der City laufen, um seine Gedanken zu klären. Er steckte die Hände in den Lederhandschuhen tief in die Manteltaschen, während er sich gemütlich in der Menge derjenigen treiben ließ, die an ihm vorbeihasteten. Zeitungsverkäufer wollten ihm die neueste Ausgabe aufdrängen – die lauten Schlagzeilen schrien etwas von einem Todesengel –, doch er ignorierte sie. In der Zeitung konnte nichts stehen, was er nicht schon wusste.
Erst Mr Solomon und nun Mr Craven, die unterschiedlicher nicht sein konnten und doch beide darauf bestanden,
sie
zu töten. Er hatte es satt. Er hatte für Mr Craven nichts übrig; im Gegensatz zu Mr Solomon waren sowohl seine Botschaft als auch seine Absicht geschmacklos, verbittert und selbstsüchtig. Das konnte Mr Dublin erledigen, während sie alle hofften, dass Mr Craven sich beeilte und endlich starb.
Als er hier und da Menschen mit Mundschutz
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