Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
Vom Netzwerk:
paktieren, war es, als wäre etwas in ihnen zerbrochen. Vielleicht konnte man auf dieses Potenzial immer zurückgreifen, wenn man einmal jemanden verraten hatte.
    »Hat er Verdacht geschöpft?«
    »Kann ich Ihnen nicht sagen«, sagte Mr Dublin. »Bei ihm weiß man nie.«
    »Wir sollten ihn uns vornehmen – bevor er uns als Erster angreift.«
    »Noch nicht.« Mr Dublin nippte an seinem Kaffee. Manchmal waren die Kämpfer eben auch wie Kinder; sie würden nie verstehen, wie verzwickt Politik war. »Soll er doch die Gesandte finden. Im Augenblick ist er nicht auf einen Machtkampf aus, er setzt auf Zusammenhalt. Er ist kein Narr. Er weiß, dass er in Gefahr ist.«
    »Und was ist mit dem Ersten?«
    »Er hat ihn verlegt.« Das ärgerte Mr Dublin. Der alte bettlägerige Mann war ein sabbernder Idiot – warum versteckte Mr Bright ihn dann? Vielleicht wollte er nicht, dass ihn jemand so sah, das sähe ihm ähnlich. Doch es spielte im Grunde keine Rolle; Mr Dublin hatte den Besuch beim Ersten nach dessen Aufwachen gefilmt, und wenn er sich entschloss, gegen Mr Bright vorzugehen, würde er ihn an alle Zirkel schicken. Das wäre Mr Brights Untergang. Hoffentlich ging es ohne Blutvergießen ab. Lug und Trug lagen nicht in seinem Wesen und obwohl er glaubte zu tun, was für alle das Beste war, schlief er nicht mehr so gut, seit er sich gegen Mr Bright gestellt hatte.
    »Ich dachte, wir wollten das Experiment an ihm ausprobieren?« Mr Escobars Augen waren wie dunkles knorriges Holz, seine Haut wie Leder. Mr Dublin versuchte sich daran zu erinnern, wie er ausgesehen hatte, bevor er klein geworden war. Er hatte nur seine Wildheit im Gedächtnis behalten.
    »Stimmt, aber bei genauerem Nachdenken glaube ich, dass er sich nur bedingt dazu eignet. Er hat kein
Leuchten
 – jedenfalls haben wir keins gesehen.« Er erschauderte; Mr Escobar furchte die Stirn umso mehr. Das war eine verstörende Vorstellung für sie alle.
    »Und was machen wir jetzt? Däumchen drehen?«
    »Nein.« Mr Dublin schob einen schmalen Ordner über den Tisch. »Ich würde sagen, wir lassen das Experiment an diesem Mann durchführen.«
    Mr Escobar schlug die Mappe auf und betrachtete das Foto. »Wer ist das?«
    »Mr Brights Lieblingsprojekt. Er ist die Blutlinie.«
    »Die Gerüchte über den Jungen stimmten also.« Mr Escobar hob abrupt den Kopf.
    »Den Jungen hat Mr Bright immer noch in seiner Gewalt – wo, weiß ich nicht. Ehrlich gesagt wissen wir nicht einmal, ob der Kleine noch lebt. Die Aufzeichnungen sind unklar.«
    »Und dieser Mann?«
    »Er heißt Cassius Jones und läuft da draußen irgendwo herum. Wir müssen ihn finden, bevor es jemand anderes tut.«
    »Und wie sollen wir das anstellen?«
    »Wir warten ab und halten die Augen auf. Er ist ein Kämpfer. Wahrscheinlich würde er Ihnen gefallen. Ich schätze, er ist hinter Mr Bright her.« Mr Dublin machte eine Pause. »Beziehungsweise hinter uns allen.«
    »Glauben Sie denn, dass er die Gänge finden kann?«
    Mr Dublin blickte auf London hinaus. Alle wollten Sicherheiten. Er verstand Mr Bright immer besser. Wie hatte er das alles so gut in den Griff bekommen, nachdem der Erste eingeschlafen war? Richtig, Mr Solomon hatte ihm ein Weilchen geholfen, doch auch er hatte sich verändert, und zwar schon lange, bevor er wahnsinnig wurde. Wie tief waren die ruhmreichen Drei gesunken, die Lichtgestalten, die sie den weiten Weg hierher geführt hatten? Es bereitete ihm innerliche Qualen. Vielleicht war der Kampf aussichtslos, vielleicht war er das immer schon gewesen. Er hätte nie gedacht, dass er eines Tages wieder nach Hause wollen würde, doch wenn man das Sterben bedachte, den Verfall des Ersten, dessen Sturz sicher unmittelbar bevorstand, und die allgegenwärtige Wut und Verwesung in dieser Welt, auf die sie so stolz gewesen waren, sehnte er sich nach der Wärme der Heimat. Er sehnte sich danach, ganz und gar er selbst zu sein. Mr Dublin hatte es satt, so klein zu sein.
    »Ich glaube, schon«, antwortete er. »Er ist ein Spross der Blutlinie. Wenn eine Gesandte den Weg zu uns gefunden hat, wir aber nicht zurückkommen, dann lautet die logische Schlussfolgerung, dass jemand die Gänge nach draußen verschlossen hat. Das ist
Sein
Werk, Er will nicht, dass wir zurückkommen. Insofern wird
Er
sie möglicherweise auch wieder öffnen, wenn Sein eigenes Fleisch und Blut versucht durchzukommen –
Er
wird es merken.«
    »
Er
wusste immer alles.« Zum ersten Mal bemerkte Mr Dublin eine gewisse Nervosität in Mr

Weitere Kostenlose Bücher