Der Atem der Apokalypse (German Edition)
wieder auftauchen, und sicher nicht unter deinem wahren Namen. Es gibt nicht viele gute Fälscher in London, also habe ich ihnen verklickert, dass es sich auf vielerlei Weise lohnen würde, dich zu verraten.«
»Ich finde es trotzdem erstaunlich. Der Mann, der sich um mich gekümmert hat, lässt normalerweise nicht mit sich spaßen.«
»Mullins? Ich habe ein paar Leute angerufen, die haben sich dann um ihn gekümmert.«
Cass geschundenes Gesicht verzog sich offenbar zu einer Miene des Schreckens, denn Freeman bellte ein knappes Lachen. »Keine Angst, er ist nicht tot – ich habe ihn bestochen. Hab ihm ein paar Sachen erklärt.«
»Ich wusste gar nicht, dass du draußen bist«, sagte Cass. »Das hätte man mir sagen müssen.«
»Manche Leute können Dinge gut unter der Decke halten, Cass. Das solltest du eigentlich wissen. Zufällig war ich schon nach zwei Jahren wieder draußen.«
»Was?« Nach dem ersten Schock konnte Cass sich schon denken, wie er das geschafft hatte. Worauf hatte Mr Bright vor Monaten in der Kirche in Covent Garden noch angespielt? Dass er Cass irgendwie vor Freeman beschützt hatte?
»Das hatte ich davon, dass ich dir niemanden auf den Hals gehetzt habe: nur zwei Jahre Knast. Natürlich musste ich mein altes Domizil verlassen.« Er breitete die Hände aus. »Aber die Welt ist groß. Und ich hatte jede Menge Geld und Investments. Das war der andere Teil des Deals.«
»Dann ist ja alles abbezahlt.«
»Könnte man sagen. Ich habe die Märkte bespielt. Ein paar Insider-Infos und schon kam ehrliches Geld rein.« Er grinste und nickte den Schlägern zu, die höflichen Abstand zu ihrer Unterhaltung wahrten. »Hier und da hab ich im alten Geschäft noch mitgemischt, aber deutlich diskreter. Meine neue Ehrbarkeit gefällt mir.« Er griff nach dem Glas und neigte es zu Cass. »Aber denk jetzt ja nichts Falsches: Ich wollte dich lange Zeit unbedingt umbringen – und nicht nur einfach
töten
. Ich wollte dir die Haut streifenweise abziehen und dann sollten die Jungs dir jeden Knochen im Leib brechen. Aber du hast Glück gehabt. Noch lieber wollte ich mein Leben in Freiheit und Reichtum verbringen.« Er schniefte. »Aber manchmal sitzt es mir noch quer. Wahrscheinlich habe ich dich deshalb nie aus den Augen verloren.«
»Sieht so aus, als hätten mich alle gut im Blick gehabt. Ein Wunder, dass ihr beim Beschatten nicht übereinander gestolpert seid.«
»Immer noch frech wie Dreck.«
»Gehört zu meinem Charme.«
»Schon lange bevor ich ein Auge auf dich geworfen hatte, standst du bei diversen anderen auf der Liste. Ich glaube, ich war neugierig, warum Leute wie Bright und Solomon sich für einen verschissenen Bullen wie dich interessierten.«
Als Freeman die Namen laut aussprach, versetzte es Cass noch einen Schlag in die Magengrube.
Bright und Solomon.
Und obwohl Mr Bright ja angedeutet hatte, Brian Freeman auf die ein oder andere Art und Weise bestochen zu haben, hätte Cass nicht gedacht, dass der alte Gangster den Namen seiner Nemesis kannte. Noch den des Serienmörders, der sich Fliegenmann genannt hatte und in einem Feuerwerk aus überirdischem Licht gestorben war.
»Was weißt du über Mr Bright und Mr Solomon?« Er warf einen Blick zu Freemans Männern. »Und wo sind meine Zigaretten?«
»Ein interessantes Pärchen, nicht wahr?« Freeman lächelte. »Ich glaube, Bright hätte nichts dagegen gehabt, wenn ich mit den Jungs in den Knast gekommen wäre und die Sache damit erledigt gewesen wäre – das war jedenfalls mein Gefühl, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Ich war ans Krankenhausbett gefesselt und total high von allen möglichen Schmerzmitteln, aber ich hab schon noch kapiert, dass er ein echt mächtiger Typ sein musste, wenn die bewaffneten Wachposten ihn durchgelassen hatten.«
Cass’ zerdrückte Zigarettenpackung, ein Feuerzeug und ein teurer Aschenbecher aus Kristallglas wurden zu einem Beistelltisch gebracht. Er steckte sich eine an. Freeman beschwerte sich nicht, rauchte aber auch nicht mit. Cass hätte nie gedacht, dass der alte Mann aufhören würde, aber er hatte sich wohl geirrt.
»Bright hat das Reden übernommen und Solomon – dessen Namen ich damals noch nicht kannte – hielt sich zurück.«
»Und dann haben sie dir einen Deal angeboten, den du einfach nicht ablehnen konntest? Alles, damit du mich in Ruhe lässt?«
»So ähnlich.« Freemans Blick wurde finster. »Ich bin nicht doof und wollte sie erst mal checken. Also hab ich ein paar Jungs
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