Der Atem der Apokalypse (German Edition)
in seinen Schreibtischstuhl sinken ließ. Welche Geheimnisse könnte Mr Craven Cass Jones verraten wollen? Er erinnerte sich an das Gespräch mit Cass in genau diesem Zimmer, nachdem Christian gestorben war. Sie hatten über Die Bank gesprochen, mehr noch, Cass hatte ihn nach Mr Bright gefragt, dem Mann, der überall und nirgends war. Vor dessen Namen man sich in allen Kreisen ein wenig fürchtete.
Artie steckte sich seufzend eine Zigarette an, lehnte sich zurück und schaltete die extrastarke Klimaanlage an, um den Gestank zu vertreiben. Im Vergleich zu den anderen Gesetzen, gegen die er regelmäßig verstieß, war das Rauchen in einem öffentlichen Gebäude nicht so wichtig, doch er wusste genau, dass sie einen wegen der kleinen Dinge hingen, wenn sie einem die großen nicht nachweisen konnten.
Vielleicht hatte er Cass zu viel über Mr Bright verraten – möglicherweise war es seine Schuld, dass Cass sich in diesen Schlamassel geritten hatte. Doch Cass hatte noch nie gewusst, wann er sich lieber umdrehen und woandershin sehen sollte, nicht wahr? Artie rieb sich das Gesicht. Es war ein verdammt langer Tag gewesen. Er würde es Mac überlassen, den Club zu schließen, und nach Hause gehen und sich ausschlafen, vorausgesetzt, er konnte sein Hirn ausschalten. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er Armstrongs aufgerissene Augen und den leeren Gesichtsausdruck, mit dem er den Kragen runterzog.
Diese dummen Jungen! Was hatte sich der Sergeant nur dabei gedacht, einfach hier runterzukommen und ganz allein den Serienmörder zu verhaften, obwohl er wusste, dass Verstärkung unterwegs war? Junge Männer: Sie hielten sich alle für unsterblich. Ihm war ein wenig weh ums Herz und er wusste nicht so richtig warum. Wegen des Polizisten, der gerade das letzte Opfer des Todesengels geworden war, oder seiner selbst wegen oder weil die Tage aller Menschen gezählt waren, ob sie es nun wahrhaben wollten oder nicht? Vielleicht trank er seinen Brandy deswegen so schnell. Er entwickelte sich noch zum Weichei, wenn das so weiterging. Wahrscheinlich wurde er alt.
Artie holte den Speicherstick aus der Tasche und betrachtete ihn.
Geheimnisse
, hatte Craven behauptet:
die einzigen, die wirklich zählen
. Er trank den Brandy aus und stand auf. Er würde warten, bis sich alle wieder beruhigt hatten und Cass den Stick zuspielen. Während er die zur Hälfte gerauchte Zigarette ausdrückte, redete er sich ein, dass er nur seine Neugier befriedigen wollte, doch das war erst die halbe Wahrheit, und das wusste er auch.
Artie Mullins hatte den Instinkt eines alten Jagdhundes und gelernt, ihm zu vertrauen. Brian Freeman war ihm an Einfluss überlegen, doch Artie war mit seinem Platz in der Ordnung der Dinge zufrieden; er hatte sich so lange behauptet, weil er stets nach seinem Bauchgefühl handelte. Jetzt sagte es ihm, dass es bei der ganzen Sache um Cass Jones ging.
Alle
interessierten sich für den DI : die Polizeiwache, die sonderbare Frau mit dem alten Mann, die ihn vor Cass’ unmittelbarer Verhaftung gewarnt hatten, Mr Craven – einfach alle. Er hatte echt Glück, dass ihn noch keiner von ihnen erwischt hatte.
Und Artie hatte jetzt auch kapiert, wo
er
ins Spiel kam. Er war das Verbindungsglied und Cravens Besuch an diesem Nachmittag ließ vermuten, dass alle anderen, die an dem Spiel beteiligt waren, das auch wussten. Vielleicht war es an der Zeit, sich einen kleinen Urlaub zu gönnen.
Er würde ein, zwei Tage warten, bis sich die Aufregung gelegt hatte, und Cass dann den Stick zukommen lassen. In der Zwischenzeit, beschloss er, als er das Licht ausschaltete und dem Raum, der immer noch nach Craven stank, erleichtert den Rücken zukehrte, wollte er eine schöne lange Reise für sich und seine Missus buchen. Ins Warme. Und weit weg.
29
Wharton hatte recht behalten: Der Saab kam erst um zehn nach sieben im Rahmen einer plötzlichen Aktivität, die mit dem Schichtwechsel zusammenfiel, aus der Residenz gefahren. Sie waren ihm in sicherem Abstand bis nach Hause gefolgt. Der Fahrer wohnte einige Meilen westlich von Isleworth, wo Cass sich dann zurückhielt und den Steves die Arbeit überließ, die sie am besten konnten – wie gut sie waren, hatte er schließlich am eigenen Leib erfahren.
In der Zeit, in der er den Range Rover weiter oben an der Straße geparkt hatte und zu der gesichtslosen Doppelhaushälfte zurückgelaufen war, waren sie in das Haus eingedrungen und hatten den Mann so eingeschüchtert, dass er still auf einem
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