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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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das Arschloch bezahlen und wenn er den Rest seines Lebens damit verbringen musste, ihn aufzuspüren.
    Der Junge sah ihn immer noch höflich an und strich über die Bettdecke, die zerknittert auf seinen verschränkten Beinen lag.
    »Wie heißt du?«, fragte Cass.
    »Luke«, antwortete der Junge
    Es war wie ein Stich ins Herz. Bright hatte ihm den gleichen Namen gegeben wie Christian – warum? Ein kleiner Privatwitz?
    »Und, Luke?«, sagte er locker. »Gefällt es dir hier?«
    Luke gab keine Antwort, sondern sah Cass weiter mit seinen großen melancholischen Augen an. Er hatte Angst. Cass konnte das gut verstehen.
    »Kann ich dir ein Geheimnis anvertrauen?«, fragte er.
    Luke nickte.
    »Ich bin kein richtiger Arzt.«
    Der Junge riss die Augen auf.
    »Ich habe mir diesen Kittel von einem Arzt geliehen, weil ich zu dir wollte.« Scheiß drauf, dachte er. Manchmal musste man einfach die Wahrheit sagen. Er hatte das Gefühl, dass Kinder recht schnell merkten, wenn man log. Vielleicht wollten Kate und er deshalb keine. »Ich bin dein Onkel und suche dich schon sehr lange.« Luke sagte immer noch nichts. »Und deshalb wollte ich dich fragen«, fuhr Cass fort, »ob du vielleicht mitkommen möchtest. Bald ist Weihnachten. Das könnten wir zusammen feiern. Wir könnten Spielzeug kaufen und einen Truthahn braten, solche Sachen.« Er wünschte, er hätte sich das besser zurechtgelegt. »Aber wenn, dann müssen wir sofort gehen. Sonst kommt bald jemand.«
    »Ich bin eigentlich gar nicht krank«, platzte Luke plötzlich heraus. »Ständig machen sie Tests mit mir. Sie wollen, dass ich denke, ich wäre krank, aber ich glaube, das stimmt nicht.«
    »Wer?«
    »Die Leute«, erwiderte der Junge. »Und mein Vormund. Sie sorgen dafür, dass ich immer schlafe. Ich bin nicht müde, trotzdem soll ich schlafen.«
    Hinter seinem Lächeln kochte Cass vor Wut.
    »Willst du hier weg?«, fragte er noch einmal sanft.
    Der Junge nickte.
    »Dann los.« Cass grinste und Luke grinste zurück – Christians Lächeln, offen und ehrlich. Und schon wieder brach es Cass seines kleinen Bruders wegen das Herz.
    »Ich habe keine Anziehsachen«, flüsterte Luke.
    »Der Schlafanzug reicht im Moment. Aber zieh deine Pantoffeln an.«
    Als Luke keuchend und zitternd aufstand, überlegte Cass, was sie verdammt noch mal mit ihm gemacht hatten. Oder war er doch krank? Wenn, dann würde Cass ihm die besten Ärzte verschaffen – sie würden in die Schweiz oder sonst wohin gehen. Er nahm den Morgenmantel vom Fußende.
    »Zieh den lieber auch an. Draußen ist es kalt.« Cass öffnete die Tür und sah nach, ob die Luft rein war. Im Flur war niemand.
    »Können wir?«
    Luke nickte mit glänzenden Augen. Cass nahm seine Hand. Sie war klein und warm und der Junge hielt sich gut fest. Cass drückte das Händchen.
Ich habe ihn für dich rausgeholt, Christian
, dachte er, als er den Jungen zur Treppe brachte.
Kannst du mir jetzt verzeihen
, kleiner Bruder? Es gab keine Antwort; im Flur warteten keine Schuhe mit Blutflecken. Die Pistole, die er hinten in den Hosenbund gesteckt hatte, fühlte sich an seinem schwitzenden Rücken kalt an. Sie waren noch nicht draußen, aber bald, und wenn er jeden erschießen musste, der sich ihnen in den Weg stellte.
    Luke keuchte hinter ihm bereits, obwohl sie erst wenige Schritte gegangen waren. Cass wunderte das nicht, schließlich war der Junge, selbst wenn er nicht krank war, über ein Jahr lang in dem kleinen Zimmer eingesperrt gewesen und hatte wahrscheinlich wenig Bewegung gehabt.
    Er fasste die kleine Hand fester.
    »Geht’s?«, flüsterte er.
    Luke lehnte mit geschlossenen Augen an der Wand. Schweißperlen bildeten sich am Haaransatz und sein Gesicht war bleich. Nach einer Sekunde nickte er.
    »Wir gehen durch die Küche raus, okay?«, sagte Cass. »Aber wir müssen in die Nähe des Empfangs. Meinst du, du kannst rennen, wenn ich es dir sage?«
    Luke nickte noch einmal. Sein Blick war entschlossen, auch wenn sein Körper eine andere Sprache sprach.
    So schnell und leise wie möglich gingen sie weiter. Cass unterdrückte den Impuls, geduckt loszurennen: Falls sie auf einen Pfleger trafen, wollte er möglichst wie ein Arzt wirken, der dazugehörte – und sei es nur, um dem anderen einen entscheidenden Moment voraus zu sein. Sein Herz schlug schneller, als sie sich dem mit Teppichboden ausgelegten Empfangsbereich näherten, an dem jeder vorbeimusste.
    Hinter der Rezeption führte ein breites Treppenhaus in den ersten und zweiten

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