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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Stock, während drei Meter vom Ende des Flurs entfernt eine weitere Treppe nach unten in die Waschräume ging. Wenn er Cromers Anweisungen Glauben schenken konnte, führte sie auch zu der alten Dienstbotentreppe, über die sie wieder ins Erdgeschoss und zur Küche am anderen Ende gelangen konnten, ohne an der Empfangsdame und dem Personalraum vorbeigehen zu müssen. Wenn alles nach Plan lief, würden sie auch niemandem begegnen. Das Küchenpersonal würde frühestens in einer Stunde kommen und die Hintertür war auch nur über das Kartensystem gesichert. Von dort konnten sie ums Haus herumgehen und durch ein Seitentörchen den Parkplatz betreten.
    Unklar war nur, ob Cromers Karte auch für den Küchenbereich galt. Cromer war nie dort gewesen. Das Küchen- und Reinigungspersonal bekam andersfarbige Karten als die Mediziner und die Verwaltung. Falls es nicht funktionierte, würde Cass ausbrechen, das hatte er sich bereits überlegt. Mit ein wenig Glück waren sie schon im Auto und durchs Tor, wenn irgendwer merkte, was passiert war. Hoffentlich.
    Er wagte einen Blick zum Empfangstresen. Die Frau mittleren Alters, die dahinter saß, hielt den Kopf gesenkt und bearbeitete Formulare. Die drei Meter bis zu der Treppe in ihrer Nähe kamen ihm wie Meilen vor; wenn sie nur etwas aus dem Augenwinkel sah, wären sie erledigt. Dazu kam Lukes Keuchen, das konnte man gar nicht überhören.
    Cass holte tief Luft. Sie hatten keine andere Wahl. Er wollte losgehen, doch Luke hielt ihn zurück.
    »Warte«, wisperte er. Mit schweißgebadetem Gesicht starrte er die Empfangsdame an. Sie hatte ihre Tasche unter dem Tresen hervorgeholt und stand auf. Dann strich sie sich den Rock glatt und ging in den anderen Flur. Wohin wollte sie? Zur Toilette? Ausgerechnet jetzt? Cass konnte sein Glück nicht fassen. Als er diesmal an Lukes Hand zog, wehrte sich der Junge nicht. Cass ging rasch zur Tür und schwenkte sein Kittelschild vor den Sensor. Ohne zu warten, bis sein Name und die Uhrzeit registriert wurden, riss er die Tür auf. Draußen steckte er wieder die Karte in den Schlitz, um zu verifizieren, dass wirklich Dr. Cromer das Gebäude verließ und nicht etwa nur jemand, der seinen Kittel gestohlen hatte. Dann nahm Cass Luke auf den Arm und lief zum Auto. Jetzt musste er nicht mehr so tun als ob, jetzt wollte er Luke nur so schnell wie möglich wegbringen.
    Der Junge war leicht, sogar noch leichter als Cass gedacht hatte, und er spürte seine Knochen noch durch den Morgenmantel und den Schlafanzug hindurch. Er hielt ihn fest im Arm, um ihn gegen die bittere Kälte zu schützen, und ließ ihn dann auf den Beifahrersitz des Saab gleiten.
    Fünf Minuten später schlossen sich die Tore hinter dem Wagen. Weiter oben auf der Straße leuchteten die Scheinwerfer des Range Rover auf und Cass winkte, als er an den beiden Steves vorbeifuhr, die hinter ihm her zu Cromers Haus fuhren, wo Jimmy – ein weiterer gedrungener und gefährlicher Gentleman – auf den guten Doktor aufpasste. Er drehte die Autoheizung voll auf und warf einen schnellen Blick auf den kleinen Jungen neben ihm, der fast schon wieder eingeschlafen war. Er sah erschöpft aus, doch Cass lächelte. Ausnahmsweise leuchtete sein Gesicht vor reiner Freude und einem gesunden Rachegefühl.
Fuck you, Mr Castor Bright
, dachte er.
Fuck you!
    Er ging nicht wieder in Cromers Haus, sondern trug den schlafenden Jungen aus dem Saab zum Range Rover, während Osborne den Arztkittel und die Karte zurückgab und Jimmy anwies bei Cromer zu bleiben, entweder bis halb sieben oder bis der Arzt telefonisch vom Verschwinden des Jungen erfuhr. So hatte Cass genug Zeit.
    Wharton und Osborne saßen vorne. Cass stieg hinten ein und deckte den Jungen mit seinem Mantel zu.
    »Und wohin jetzt, Chef?«, fragte Osborne leise.
    »Erst mal zur M25«, antwortete Cass. Er konnte nicht lange mit dem Jungen zusammenbleiben, jedenfalls nicht, bis er sicher war, dass Mr Bright sie nicht verfolgte. Das bedeutete, dass er weiter mit Freeman und dem verrückten Professor zusammenarbeiten musste, bis sie etwas fanden, was sie als Druckmittel benutzen konnten. Und falls sie etwas fanden, womit sie Mr Bright stürzen konnten, dann würde er dafür sorgen, dass Luke und er endlich frei sein und ihre eigenen Entscheidungen treffen konnten. Bis dahin musste er Luke in Sicherheit bringen. An einen Ort, wo hoffentlich niemand nach ihm suchen würde.
    »Kent«, sagte er. »Wir fahren nach Kent.«

30
    Sogar für Mr Brights Maßstäbe war

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