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Der Atem der Welt

Der Atem der Welt

Titel: Der Atem der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Birch
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Form, aber der alte Papagei Flo war an Tuberkulose erkrankt und aus diesem Leben geschieden. Mr Jamrach schickte den Jungen weg und schenkte aus einem Topf auf dem Ofen Kaffee ein. Draußen war es kalt, umso gemütlicher hier drinnen, verraucht wie eh und je. Charlie hockte auf meinem Arm und knibbelte an meinem Ohr.
    Ich fragte, wie es so laufe.
    »Nicht schlecht, nicht schlecht«, sagte er, legte den Kopf in den Nacken und blies Rauch an die Decke. Dann erklärte er mir, sein Sohn Albert arbeite jetzt mit und er bringe ihm alles bei, damit Albert später die Geschäfte führen könne. Heute sei der Junge allerdings wegen einer schlimmen Erkältung zu Hause geblieben.
    »Wie schade«, sagte ich.
    Mr Jamrach bot mir eine Pfeife an, entzündete seine eigene und lehnte sich zurück.
    Es war ein beklommenes Treffen. Eine Weile saßen wir schweigend da, rauchten und sagten kein Wort.
    »Ist der Kaffee in Ordnung?«, fragte er. »Nicht zu stark?«
    »Nein, genau richtig.«
    »Famos, so soll's sein.«
    »Weißt du was, Jaff«, sagte er, beugte sich vor und blinzelte mit seinen traurigen alten Augen, »ich finde einfach nicht die richtigen Worte –«
    »Schon gut, Mr Jamrach« – ich löste Charlies Krallen aus meiner Jacke –, »ich weiß, dass es beklemmend ist.«
    »Nein, was ich sagen möchte . . .« – er fuchtelte mit einer Hand –, »was ich sagen möchte, ist . . . was du durchgemacht hast, übersteigt meine Vorstellungskraft. Ich möchte, dass du weißt, wenn . . .«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    » . . . ich irgendetwas für dich tun kann . . .«
    »Natürlich.«
    »Weißt du, dass Dan im Ruhestand ist?«
    »Ich weiß. Er hat es mir schon in Valparaiso erzählt.«
    Solch ein eigentümliches Gefühl. Als stünde Tim hier bei uns im Zimmer.
    »Du bist immer noch sehr jung, Jaff«, sagte er. »Du darfst dir dadurch nicht dein Leben zerstören lassen.«
    »Ich weiß.«
    »Dich trifft keinerlei Schuld.«
    »Ich weiß.«
    »Die Leute verstehen das.«
    »Ich weiß.«
    Ich hätte schwören können, ich würde ihn sehen, wenn ich mich umdrehte.
    »Natürlich erwartet niemand, dass du jetzt schon irgendetwas machst, aber du sollst wissen, dass es hier immer Arbeit für dich gibt, wenn du . . .«
    »Ich weiß.«
    Doch er und ich, wir wussten beide, dass keine Eile geboten war. Mr Fledge hatte sich Dan und mir gegenüber großzügig verhalten. Außerdem konnte ich mir ohnehin nicht vorstellen, wo Jamrach mich unterbringen wollte. Sicherlich kam ich nicht mehr als Junge für den Hof in Frage, und ein Schreibtischposten wäre nichts für mich. Ich hatte, ehrlich gesagt, keine Ahnung, was ich demnächst machen sollte. Hatte immer noch ein wogendes Meer im Kopf
.
    »Ich glaube eigentlich nicht, dass ich hierher zurückkommen werde«, sagte ich.
    »Nein.« Er nickte nachdenklich. »Ich ahne, weswegen.«
    »Jedenfalls ist es nett, alles hier wiederzusehen«, sagte ich und blickte mich um.
    »Nicht viel verändert, was?«
    »Ein bisschen schon.«
    »Alles etwas gepflegter, so wie es jetzt eingerichtet ist. Das ist Albert«, sagte er.
    Wir blieben noch eine Weile sitzen, dann sagte er: »Also gut, wenn du entschieden hast, was du mit dir anfangen möchtest, dann komm unbedingt zu mir, Jaff. Denn was es auch sein mag, Mr Fledge wird nach allem, was geschehen ist, bestimmt auch weiterhin sehr großzügig sein.«
    »Vielen Dank«, sagte ich.
    Ich musste gehen. Wir standen auf. Charlie flog auf Jamrachs Schulter. Die Diele war voller Finken, die auf ihren Umzug in die Vogelräume warteten. Die Vögel waren frisch von den Docks angeliefert und hockten, verdrossen über die Veränderung, halslos in ihren winzigen Kästen. Eine Woge von Übelkeit schwächte mich, aber ich glaube nicht, dass er es bemerkte.
    »Pass gut auf dich auf, Jaff«, sagte er, »und komm sofort zu mir, wenn du irgendetwas brauchst. Versprochen?«
    Etwas Erstickendes lag in der Luft. Ich wollte nur noch raus.
    »Klar«, sagte ich.
    Er schüttelte mir kräftig die Hand und sah mich mit bekümmerten wässrigen Augen fest an.
    »Sie sollten sich eine Voliere anschaffen, Mr Jamrach«, sagte ich.
    Er lächelte und blickte ziemlich lange traurig zu den Vögeln. »Es ist wirklich nicht ideal«, sagte er, »aber so ist es nun mal, wir haben nicht genügend Platz.«
    Er öffnete die Tür. Charlie war auf seine Brust hinuntergeglitten, hatte sich dort wie ein neugeborenes Reh angekuschelt und schlug sein lächerliches rundes Auge auf.
    Draußen

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