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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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auf ihn gelegt.
     
    Er war unterwegs zu Faizals Pfandleihe in Maitland, als Tim Ngubane ihn anrief.
    »Das Blut in Sangrenegras BMW gehört zu dem Kind. Die DNA paßt«, sagte er.
    »Scheiße«, sagte Griessel.
    »Du mußt also sehr gut auf ihn aufpassen, Benny.«
    |303| »Machen wir«, sagte er und wollte hinzufügen: Wenn ich den Fall heute abend noch habe. Er überlegte es sich dann aber anders.
    »Tim, ich habe den Verdacht, das Organisierte Verbrechen ist länger hinter Sangrenegra her, als sie zugeben. Bloß ein Gefühl.
     Ich war gerade bei Beukes. Er verschweigt uns irgendwas.«
    »Was willst du damit sagen, Benny?«
    »Ich frage mich mehr und mehr, ob sie schon Sangrenegra beschatteten, bevor er das Kind entführte.«
    Ngubane schwieg einen Augenblick. Dann sagte er: »Glaubst du, sie wissen etwas? Über das Kind?«
    »Ich glaube gar nichts. Ich frage mich das bloß. Vielleicht kannst du versuchen, es herauszufinden. Sprich mit Captain Louw.
     Sie ist von der Abteilung Häusliche Gewalt, aber sie gehört zu meiner Einsatzgruppe. Vielleicht tut ihr das Kind leid. Vielleicht
     kann sie es herausbekommen.«
    »Benny, wenn die wirklich etwa wissen … das kann ich nicht glauben.«
    »Ich weiß. Ich habe auch Probleme damit. Aber sieh es einmal aus ihrer Sicht. Sie ärgern sich mit Nigerianern herum, die in
     Sea Point Crack verkaufen, und plötzlich haben sie etwas hundertmal Größeres. Dann sehen sie aus wie richtige Polizisten.
     Kolumbien. Der Heilige Gral. Und in dem Lager waren Riesenmengen Drogen. Wenn ich das wäre, wäre ich sofort zum obersten Polizeichef
     gegangen und hätte gesagt, das wäre mein Fall. Aber sie sitzen bloß da – warum? Sie wissen irgend etwas. Sie sind mit irgend
     etwas beschäftigt. Und ich glaube, sie sind damit schon eine ganze Weile beschäftigt.«
    »O je«, sagte Ngubane.
    »Aber wir werden sehen.«
    »Ich spreche mit Captain Louw.«
    »Tim, die Nummer dieser Psychologin … hast du die noch?« fragte Griessel.
    »Die aus Pretoria?«
    »Ja.«
    »Ich schicke dir eine SMS.«

|304| 35
    Faizal sagte, der Baß sei nicht mehr da, der Rapper aus Blackheath habe bezahlt und ihn wieder abgeholt. Griessel erwiderte,
     er suche sowieso einen CD-Spieler, nichts Besonderes, nur um zu Hause Musik zu hören.
    »Auto, tragbar, oder Anlage?« fragte Faizal.
    Griessel dachte darüber nach und sagte: »Tragbar, aber mit vernünftigem Baß.«
    »Tragbar mit Lautsprechern oder tragbar mit Kopfhörer?«
    Kopfhörer seien in der Wohnung praktischer. Faizal holte einen Sony Walkman hervor und sagte: »Das ist der D-NE710, kann auch
     MP3s spielen, 64-Track-Programmierung, aber das Wichtigste ist, er hat einen Equalizer und Bass-Boost, der Sound ist wirklich
     phantastisch, Sarge. Tolle Kopfhörer. Und falls Sie in der Badewanne liegen und er aus der Seifenschale rutscht, er ist auch
     wasserdicht.«
    »Wieviel?«
    »Vierhundert, Sarge.«
    »Herrgott, L.L., das ist Raub. Vergessen Sie’s.«
    »Sarge, der ist brandneu, ein Ausstellungsstück, kein vorheriger Besitzer. Dreifünfzig.«
    Griessel zog seine Geldbörse hervor und hielt Faizal zwei Hundert-Rand-Scheine hin.
    »Denken Sie an meine Kinder, Sarge«, stöhnte der Ladenbesitzer. »Die müssen auch etwas essen.«
     
    Er stand auf der Straße neben seinem Wagen, den neuen CD-Spieler in der Hand, und wollte nach Hause, die Tür abschließen und
     die Musik hören, die sein Sohn ihm geliehen hatte.
    Denn sie
würden
ihm den Fall wegnehmen. Er wußte es. Es war politisch zu riskant, einem Alkoholiker die Ermittlungen zu überlassen. Zu viel
     Druck. Das Image des Polizeiapparates. Selbst wenn er und andere Dinosaurier wie Matt Joubert noch über die Bullen sprachen,
     war es offiziell der Polizeiapparat. Der politisch korrekte, regulierte, kastrierte und machtlose |305| Polizeiapparat, in dem ein Alkoholiker keine Einsatzgruppe leiten konnte. Dazu kamen auch noch die gottverfluchten Rechte
     der Verbrecher. Also sollten sie ihn doch abservieren, sollte sich jemand anders mit der ganzen Scheiße rumplagen, einer der
     jungen Blödmänner, und er würde aus der Ferne zuschauen, wie das Chaos ausbrach.
    Griessel schloß seinen Wagen auf und stieg ein. Öffnete die Schachtel des CD-Players, zog die Plastikklappe auf und legte
     die Batterien ein. Er beugte sich hinüber und nahm die CD aus dem Cover. Er überflog die Titel auf der Rückseite des Covers.
     Verschiedene Künstler spielten Songs von Anton Goosen. Er kannte fast keinen

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