Der Atem des Jägers
ist angegangen
. Oder setzte man sich vor die kleinen schwarzweißen Bildschirme der Überwachungskameras in einem Einkaufszentrum und schaute
den aufgemotzten Muttis zu, wie sie Papis Geld raushauten?
Und man jagt nie wieder und ist im Inneren schon tot.
Er fühlte plötzlich die Verzweiflung, wie jemand, der sich in einem Labyrinth verlaufen hatte. Er mußte an etwas anderes denken
– an die Frau, die sich an ihn lehnte, und die Tatsache, daß das ein Bedürfnis stillte. Er mußte in den Armen gehalten werden.
Er mußte berührt werden. Und seit er zu Hause rausgeflogen war, mehr denn je.
Er fragte sich, wie es ihr ging.
Warum war es für sie notwendig gewesen, eine Hure zu werden? Ein
Afrikaaner -
Mädchen. Nicht hübsch wie ein Model. Aber attraktiv, sexy.
Hatten alle Frauen dieses Potential? War es versteckt, bis die Umstände stimmten? Oder war es, wie seine eigenen Facetten,
eine ganz besondere Kombination aus Winkeln und Oberflächen?
Es war nicht notwendig gewesen, daß er heute hierherkam. Aber er hatte es den ganzen Tag im Hinterkopf gehabt: Er wollte bei
ihr vorbeischauen.
War es Zufall, daß er sich auf dem Weg hierher an seinen ersten Sex mit solcher Klarheit erinnert hatte? Gleichzeitig hatte
er sich gefragt, wie Alkohol und Gedächtnis zusammenarbeiteten. Er stellte sich Synapsen vor, die im Brandy lagen, und je
länger er nüchtern blieb, desto tiefer sank der Spiegel, und wie |325| bei einem Fluß, der austrocknete, tauchten nun alte rostige Fundstücke auf.
Nicht alle Erinnerungen waren angenehm, aber er konzentrierte sich auf die an das Mädchen mit der Goldkette um den Hals, ihr
Name in goldenen Buchstaben oberhalb ihrer Brust. YVETTE. Sie trug Jeans und ein T-Shirt mit blau-weißen Streifen und hatte
zu viel Parfüm aufgelegt. Aber es roch himmlisch.
Er hatte sich am Nachmittag an eigenartige Kleinigkeiten erinnert. Daß er zum sechzehnten Geburtstag des Sohns irgendwelcher
reichen Leute ein Konzert in Welgemoed am Tygerberg gespielt hatte. Sie bauten neben dem Swimmingpool auf importierten Keramikfliesen
auf. Der reiche Vater lief um sie herum und fragte: »Habt ihr auch Gummis für die Füße der Drums?« Als er weg war, sagte der
Drummer: »Ich hab Gummis für deine Tochter«, und sie lachten alle. Der reiche Daddy, einer von diesen Männern, die sich anziehen,
als wären sie selbst noch sechzehn, blieb stehen und fragte: »Was hast du gesagt?« Der Drummer sagte: »Ich habe gesagt, ich
habe Gummis«, aber er grinste. Und der Daddy stand da und wußte, daß er sich zum Narren gemacht hatte, aber er konnte nicht
viel dagegen tun.
Als sie spielten, tauchte das Mädchen auf. Sie stand am Rand der Gruppe, halb im Schatten. Sie gehörte nicht wirklich dazu.
Oder wollte es nicht. Manchmal tanzte sie allein. Sie sah ihn an, und ihm fielen zuerst ihre Augen auf. Große braune Augen,
die traurig schauten. Langes, glattes braunes Haar. Dann bemerkte er ihre hübschen kleinen Brüste und ihren netten runden
Hintern, sah eine Chance und begann für sie zu spielen.
Die Aussicht war fast zu viel für ihn. Er fürchtete, daß seine Hoffnungen unrealistisch waren. Er wartete bis spät in der
Nacht, bis zur allerletzten Pause. Er ging zu ihr hinüber und sagte: »Hi«, und sie sagte »Hi« und schaute ihn mit diesem verlorenen
Lächeln an, als wollte sie sagen: »Ich weiß, was du denkst.« Dann passierte etwas Merkwürdiges. Sie nahm seine |326| Hand und führte ihn am Haus vorbei in den Schatten. Sie öffnete eine Tür an der Seite des Hauses. Es war irgendein Lagerraum.
Sie schloß die Tür, es war pechschwarz. Er konnte nichts sehen. Dann drückte sie sich an ihn, legte die Hände um seinen Hals
und küßte ihn. Er schmeckte den Alkohol auf ihrer Zunge und roch ihr Parfüm. Die Lust übermannte sie im Dunkeln, sie küßten
sich und zogen einander aus und betasteten ihre Körper. Er fuhr mit den Händen über ihr Gesicht und ihren Hals, ihre Brüste
und Hüften und ihren Po. Sie stießen gegen unsichtbare Gartengeräte, fanden aber irgendwo ein Plätzchen, um sich hinzulegen,
eine Leinenplane über ein paar Säcken, nicht weich, aber wenigstens nicht so hart wie der Boden. Er erinnerte sich an den
Geruch von Terpentin und alter Farbe, vor allem aber an ihr Parfüm. Die einzigen Geräusche waren ihr Atem und die Gier. Sie
nahm seinen Schwanz und steckte ihn in ihren Mund. Großer Gott, das würde er nie vergessen. Einen Augenblick schien sie
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