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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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stand.
     Im Fallen stieß er sich den Kopf mit einem dumpfen Geräusch an der Ecke des Waschbeckens. Er fluchte, sprang auf, zog die
     Hose hoch, hakte den Clip ein und lief aus dem Badezimmer zum Sofa, unter dem seine Waffe lag.
    Als er sich herunterbeugte, um die Z88 zu holen, wurde ihm schwindelig. Er bekam die Pistole zu fassen und ging zur Tür.
    »Wer ist da?« Er drückte den Sicherungshebel der Pistole herunter.
    Erst hörte er nichts, dann nur den Klang von Schritten, mehr als eine Person. Schritte, die sich durch den Flur entfernten.
     Er drehte den Schlüssel mit der linken Hand, riß die Tür auf und schwang den Pistolenlauf in den Korridor. Rechts sah er jemanden
     in den Fahrstuhl steigen. Er rannte hinterher. Sein Kopf war immer noch nicht ganz klar.
    Die Tür zum Fahrstuhl hatte sich geschlossen. Er zögerte nur einen Augenblick, dann lief er zur Treppe, die Stufen hinunter,
     immer zwei auf einmal.
    Sechs gottverfluchte Stockwerke. Mit der linken Hand auf dem Geländer, die Pistole in der rechten, er hatte bloß seine Hose
     an, runter, runter. Im dritten Stock kamen seine Beine nicht mit, und er rutschte weg, nur seine Hand am Geländer verhinderte,
     daß er kopfüber stolperte. Er sah ein paar Beine vor sich und schaute auf. Eine sehr fette Frau in einem leuchtend violetten
     Trainingsanzug stand da und starrte ihn an, das Gesicht schweißnaß.
    »Entschuldigung«, sagte er und stemmte sich hoch, quetschte sich an ihr vorbei und lief die nächste Treppe hinunter.
    |341| »Sie bluten«, hörte er die fette Frau sagen. Instinktiv hob er eine Hand an die Stirn, sie war naß, warm und rot. Lauf! Was
     sollte er tun, wenn er unten ankam und es mehr als einer war? Sein Atem ging schneller, seine Lunge brannte, seine Beine schmerzten.
    Zweiter Stock, erster Stock, Erdgeschoß.
    Er rannte mit der Pistole voran, aber das Foyer war leer. Er riß die Glastür auf und lief hinaus in die Morgensonne, gerade
     als an der Ecke Belle Ombre/Kloof Nek Road ein weißer Opel mit quietschenden Reifen um die Ecke davonfuhr.
     
    Als der Anruf aus Midrand kam, mußte der Detective die Akte in dem vergessenen Stapel an der Wand suchen.
    Dann begann er sich an die beiden zu erinnern, die an der Tankstelle den Jungen erschossen hatten. Und an den Vater, der den
     Inhalt der Akte gekauft hatte.
    Er tippte mit dem Mittelfinger auf den Umschlag der Akte, fragte sich, ob der Mann immer noch interessiert sei, ob sich da
     nicht vielleicht eine Gelegenheit biete.
    Er suchte in den Unterlagen nach den Kontaktangaben des Vaters, fand eine Nummer mit einer Vorwahl in Cathcart, zog das Telefon
     näher und wählte sie. Es klingelte lange. Schließlich legte er auf.
    Er würde es später wieder versuchen.
     
    Sie hatte gehört, wie jemand versuchte, die Tür zu öffnen, sagte sie, als sie die Wunde auf seiner Stirn mit einem warmen,
     feuchten Waschlappen reinigte. Seine Nase war voll vom Geruch des Dettol. Sie stand vor ihm, er saß auf der Couch. Sie trug
     einen dünnen Morgenmantel. Er wollte sie nicht so nahe haben.
    Erst war sie nicht sicher gewesen. Sie hatte das Wasser in der Küche aufgesetzt, während er duschte, als sie es hörte. Dann
     sah sie, wie sich der Türgriff bewegte. Da war sie zur Tür gegangen und hatte gerufen: »Ist da jemand?« Es war eine Sekunde
     still gewesen, dann hatte jemand an der Tür gerüttelt. Sie war zu ihm ins Bad gelaufen.
    |342| »Sie haben eine Beule und eine Platzwunde.« Sie trat zurück, um ihre Arbeit zu betrachten. Sie war sanfter heute morgen, aber
     er wollte nicht darüber nachdenken.
    »Die Zeugenschutz-Leute werden bald hier sein«, sagte er. Er hatte dort angerufen, bevor sie begonnen hatte, seine Wunde zu
     säubern.
    »Ich mache mich fertig.«
    »Die bringen Sie an einen sicheren Ort. Sie müssen etwas zum Anziehen einpacken.«
    Er schaute auf, sah ihr ins Gesicht. Sie betrachtete ihn mit undurchschaubarem Ausdruck. Sie hob eine Hand an sein Gesicht,
     berührte mit den Fingerspitzen sein Kinn. Sanft. Strich über den Wangenknochen bis zu dem Pflaster, das sie auf seine Wunde
     geklebt hatte.
     
    Vor seiner Tür stand ein in Folie gewickeltes Päckchen. Griessel hob es hoch, schloß auf, ging hinein. Das Zimmer fühlte sich
     tot an, als lebte niemand hier. Er stellte das Essen auf den Tresen und ging die Treppe hoch. Seine Beine steif von der frühmorgendlichen
     Sportübung. Er putzte sich lange und gründlich die Zähne, wusch sich das Gesicht, suchte saubere Sachen

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