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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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heraus, zog sich eilig
     an, lief die Treppe hinunter. Er war schon zur Tür heraus, als er sich an das Essen erinnerte. Er ging zurück. Charmaine hatte
     ihm wieder einen Zettel geschrieben. Darauf stand:
    Sorge für euern Unterhalt und euer Leben; und glaubt mir,
    es ist kein Vortheil weder gegenwärtig,
    noch den ich hoffen könnte, den ich nicht
    um diesen einzigen Wunsch vertauschen wollte,
    euch wieder in Glük und Wohlstand zu sehen.
    Timon von Athen.
    Er hatte keine Ahnung, wer dieser Grieche war.
     
    Bushy Bezuidenhout schaute ärgerlich auf die Uhr, als Griessel das Haus betrat, das Sangrenegras gegenüberlag.
    |343| »Tut mir leid, Bushy. Es war ein harter Morgen.«
    »So siehst du auch aus. Was ist mit deinem Kopf?«
    »Lange Geschichte«, sagte er und konnte die Frage nach einer Sauftour in den blutunterlaufenen Augen seines Kollegen sehen.
    »Wie läuft’s hier?«
    »Die anderen Leute von der Nachtschicht sind schon weg. Ich habe auf dich gewartet.«
    Er fühlte sich extrem schuldig und dachte für einen Augenblick daran, ihm zu beichten, wo er gewesen war, aber er hatte Matt
     Joubert schon am Telefon von seiner Nacht erzählt. Er wollte es nicht noch einmal herunterbeten. »Danke, Bushy.«
    »Hier ist nichts passiert. Keine verdächtigen Fahrzeuge, keine Fußgänger, außer einer alten Dame, die heute morgen ihre Hunde
     ausführte. Carlos hat das Licht Viertel nach zwölf ausgemacht.«
    »Heute morgen irgendein Anzeichen von ihm?«
    »Nichts. Aber er muß sich vor zwölf bei der Polizei melden, also wird er wohl bald in die Gänge kommen.« Dann, als Nachsatz:
     »Wir hätten sein Telefon verwanzen sollen.«
    Griessel dachte darüber nach. Die Chance, daß der Assegai-Mann ihn anrief, war gering. »Vielleicht.«
    »Ich bin weg.«
    »Ich bleibe heute abend bis acht, Bushy.«
    »Nein, schon okay. Ich kann sowieso nicht so lange schlafen.«
     
    Vaughn Cupido stand mit einem großen Fernglas im dritten Stock.
    »
My moer
, Benny, was ist mit deinem Kopf?«
    »Lange Geschichte.«
    »Ich hab nichts vor.«
    Griessel stellte das mitgebrachte Essen auf eine Kommode und ging hinüber zu Cupido. Er streckte die Hand nach dem Fernglas
     aus. Cupido reichte es ihm, und Griessel schaute hinüber zu Sangrenegras Haus.
    »Nicht viel zu sehen«, sagte Cupido.
    |344| Das stimmte. Die meisten Fenster waren verspiegelt. »Er muß auf die Polizeiwache.«
    »Fielies wird ihm im Wagen folgen.« Cupido klopfte auf das Funkgerät an seiner Hüfte. »Er wird uns auf dem laufenden halten.«
    Griessel reichte das Fernglas zurück. »Ich glaube nicht, daß er tagsüber kommt.«
    »Der Assegai-Mann?«
    Griessel nickte.
    Cupido setzte sich in einen Sessel, von dem aus man hinausschauen konnte. »Man kann nie wissen. Ich versuche, mich an seine
     Stelle zu versetzen, aber es gelingt mir nicht. Was ist in dem Päckchen?«
    Griessel lehnte sich an die Wand. Er hätte sich lieber auf das Doppelbett hinter ihm gelegt. »Mittagessen.«
    »Bist du zurück bei deiner Frau, Benny?«
    »Nein.«
    »Selber gekocht?«
    »Frag ich dich, was du zu Mittag ißt, Vaughn?«
    »Schon gut, ich plaudere ja bloß. Beschattungen fand ich noch nie besonders spannend. Also, erzähl mir von der Beule. Oder
     ist die auch tabu?«
    »Ich hab mir den Kopf an einem Waschbecken angeschlagen.«
    »Klar.«
    »Herrgott, Vaughn, was glaubst du denn? Daß ich besoffen war? Willst du meinen Atem riechen? Dann kannst du dich bei den Zeitungen
     melden und diesen beschissenen Tintenpissern erzählen, was für ein Penner ich bin? Hier, nimm mein Handy! Ruf sie an! Mach
     schon! Glaubst du, das kümmert mich? Glaubst du, das kümmert mich noch?«
    »Großer Gott, Benny, entspann dich. Ich bin auf
deiner
Seite.«
    Griessel verschränkte die Arme. Das Funkgerät an Cupidos Hüfte piepte. »Vaughn, hier ist Fielies, bitte melden.«
    »Ich höre.«
    |345| »Haben wir jemand in Nummer 48?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Im zweiten Stock steht ein Mann mit einem großen Fernglas. Ich glaube nicht, daß er weiß, daß ich ihn sehen kann.«
    »Beobachtet er Carlos?«
    »Ja.«
    »Sag ihm, ich gehe mal nachsehen«, sagte Griessel.
    »Warte«, sagte Cupido. »Da kommt King Carlos.«
    Griessel schaute hinüber zu Sangrenegras Haus. Die Tür der Doppelgarage öffnete sich langsam. »Scheiße«, sagte er. »Gib mir
     das Funkgerät.« Er nahm es von Cupido. »Fielies, hier ist Benny. Hat der Mann
nur
ein Fernglas?«
    »Mehr kann ich nicht sehen.«
    »Carlos ist unterwegs. Schau

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