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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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der Abteilung Gewaltverbrechen gelang es heute beinahe, den sogenannten Artemis-Mörder festzunehmen …
     richtete zahlreiche Straßensperren auf der Kap-Halbinsel und Boland ein, offensichtlich um … ein Isuzu KB 260 Baujahr 2001
     mit dem Nummernschild …«
    Das war der Augenblick, in dem er aufhörte, mit sich selbst ins Gericht zu gehen, in dem er wußte, daß sie wußten, wer er
     war, und in dem sein alter Kampfgeist wieder erwachte. Das |372| hatte er schon erlebt. Die Beute zu sein. Sie hatten ihn kreuz und quer durch bekannte und unbekannte Kontinente gejagt. Er
     kannte sich damit aus, war dafür von den Allerbesten ausgebildet worden, sie konnten nichts tun, was er nicht schon erfahren
     hatte,
erlebt
hatte.
    Das war der Augenblick, in dem er wußte, daß er wieder ein Kämpfer geworden war. Wie früher, vor langer Zeit, als es etwas
     gab, was es wert war, mit dem Leben verteidigt zu werden. Man kann von einem moralischen Gipfel am weitesten sehen. Er fühlte
     sich ganz ruhig und wußte genau, was zu tun war.
     
    Sie traf sich mit Carlos im
Mugg & Bean
an der Waterfront. Sie sah ihn selbstsicher auf sie zu schlendern, seine Arme schlenkerten, er hatte den Kopf ein wenig schief
     gelegt. Wie ein riesengroßer Junge, der seinen Willen durchgesetzt hat. Fick dich, Carlos, du hast ja keine Ahnung.
    »Wie geht’s deiner Tochter, Conchita?« fragte er grinsend, als er sich setzte.
    Sie mußte sich eine Zigarette anzünden, um ihre Angst zu verbergen.
    »Gut.« Kurz angebunden.
    »Ach, Conchita, sei nicht sauer. Es ist deine Schuld. Du verheimlichst Carlos Sachen. Carlos will dich nur kennen, sich um
     dich kümmern.«
    Sie sagte nichts, schaute ihn bloß an.
    »Sie ist sehr hübsch. Wie ihre Mutter. Sie hat deine Augen.« Glaubte er, sie würde sich nun besser fühlen?
    »Carlos, ich werde dir geben, was du willst.«
    »Was ich will?«
    »Du willst nicht, daß ich andere Klienten habe. Du willst nicht, daß ich dir Dinge verheimliche. Stimmt das?«
    »Si. Das stimmt.«
    »Das werde ich tun, aber es gibt bestimmte Regeln.«
    »Carlos wird sich gut kümmern um dich und die kleine Conchita. Das weißt du.«
    |373| »Es geht nicht ums Geld, Carlos.«
    »Was du willst, Conchita. Was willst du?”
     
    Er fuhr aus Merweville durch die Weite der großen Karoo Richtung Prince Albert, als die Sonne spektakulär unterging.
    Laut Radionachrichten glaubten sie, daß er sich immer noch am Kap aufhielt.
    Im Dunkel der Nacht überquerte er den Swartberg-Paß und fuhr vorsichtig hinunter nach Oudtshoorn. Auf dem einspurigen Asphaltband
     zwischen Willowmore und Steytlerville bemerkte er seine Müdigkeit und hielt Ausschau nach einer Stelle, an der er halten und
     schlafen konnte. Er machte es sich auf dem Fahrersitz etwas bequemer und schloß die Augen. Um halb drei in der Nacht schlief
     er ein, bei Sonnenaufgang erwachte er mit steifen Gliedern, seine Augen juckten, und er hätte sich gern das Gesicht gewaschen.
    In Kirkwood putzte er sich auf der schmierigen Toilette einer Tankstelle die Zähne, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
     Hier war Xhosa-Land, keiner schaute ihn zweimal an. Er kaufte sich Hühnchen zum Mitnehmen bei
Chicken Licken
und fuhr. Nach Hause.
    Um halb elf überquerte er den Hogsback-Paß, fünfunddreißig Minuten später bog er zur Farm ab und sah die Spuren im rotbraunen
     Staub des Weges.
    Er stieg aus.
    Nur ein Fahrzeug. Schmale Reifen eines schmalen Kleinwagens. Rein. Noch nicht wieder raus. Jemand wartete auf ihn.
     
    »Meine Tochter heißt Sonia.«
    »Das ist ein sehr schöner Name.« Als würde er es wirklich meinen.
    »Aber ich werde sie nicht mit zu dir nach Hause bringen, Carlos. Wir können irgendwo zusammen hingehen. Picknicken, ins Kino,
     aber nicht zu dir nach Hause.«
    »Aber Conchita, ich habe ein Schwimmbad …«
    |374| »Und du hast diese Bodyguards mit Pistolen und Baseballmützen. Ich werde meiner Tochter nicht erlauben, das zu sehen.«
    »Das sind nicht meine Bodyguards. Das ist meine Crew.«
    »Mir egal.«
    »Hokay, hokay, Carlos schickt sie weg, wenn ihr kommt.«
    »Tust du nicht.«
    »Nein? Warum nicht?«
    »Weil sie die ganze Zeit bei dir sind.«
    »Nein, Conchita, ich schwöre«, sagte er und bekreuzigte sich.
    »Wenn meine Tochter bei mir ist, schlafe ich nicht mit dir, und wir übernachten auch nicht bei dir. Keine Diskussion.«
    »Carlos versteht«, sagte er, konnte seine Enttäuschung aber nicht verbergen.
    »Und wir werden es langsam angehen. Ich muß ihr erst

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