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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Geilheit in ihren Blicken,
     die unendliche Schwäche der Lust. Wie anders als das schreckliche Entsetzen ihres Vaters.
    So hatte sie die Dämonen kennengelernt.
    Danach war nichts mehr wie zuvor. Man sprach darüber, daß sie ihre Brüste gezeigt hatte, wie ihr später klar wurde, da das
     Interesse zunahm und auch eindeutiger wurde. Ihr Auftritt hatte Möglichkeiten geschaffen, eine Chance darauf, tatsächlich
     einen Treffer zu landen. Und sie begann das zu nutzen. Es war eine Waffe, ein Schild, ein Spiel. Ihre Lieblinge wurden normalerweise
     belohnt mit Zugang zu ihrem Zimmer und einer langen, schweißnassen Petting-Session in der Mittagshitze Upingtons, mit dem
     Privileg, ihre Brüste zu lecken und zu streicheln, während sie konzentriert ihre Gesichter beobachtete und sich an der erkennbaren
     Gier berauschte – daß sie für diese Ekstase verantwortlich war, das Keuchen, den donnernden Herzschlag.
    Aber wenn die Hände nach unten zu wandern begannen, schob sie sie zart und doch entschlossen über die Hüfte hoch, denn sie
     wollte kontrollieren, wann es soweit wäre und mit wem.
    So wie
sie
es wollte, genau wie sie es vor sich sah, wenn sie spätnachts im Bett lag und masturbierte, wenn sie den Teufel |64| langsam mit ihren Fingern lockte, bis sie ihn mit einem donnernden Orgasmus ausstieß. Nur um in der nächsten Nacht zu bemerken,
     daß er zurück war, daß er nur darauf wartete, daß sie ihm ihre Hand entgegenstreckte.
    Es war Sportfest ihrer achten Klasse, als sie den gutaussehenden, anständigen und klugen, aber doch schüchternen Lukas Erasmus
     mit seiner Goldrandbrille und den schlanken Händen verführte. Es geschah im hochgewachsenen Gras hinter der Bushaltestelle.
     Er hatte viel zu viel Angst, sie auch nur anzuschauen, und lief blutrot an, wenn sie hallo sagte. Er war sanft, sein Blick,
     seine Stimme, sein Herz. Sie wollte ihm dies Geschenk machen, denn er hatte nie danach gefragt.
    Und das tat sie.

10
    »Mein Name ist Benny Griessel, und ich bin Alkoholiker.«
    »Hallo, Benny«, sagten zweiunddreißig Stimmen im fröhlichen Chor.
    »Letzte Nacht habe ich eine ganze Flasche Jack Daniels getrunken und meine Frau geschlagen. Heute morgen hat sie mich aus
     dem Haus geworfen. Ich habe einen Tag lang nicht getrunken. Ich bin hier, weil ich meinen Alkoholkonsum nicht unter Kontrolle
     bekommen kann. Ich bin hier, weil ich meine Frau und meine Kinder und mein Leben zurück will.« Während er noch der Verzweiflung
     in seiner Stimme lauschte, begann jemand zu klatschen, und dann donnerte der Applaus durch die schäbige kleine Kirche.
     
    Er hielt sich im Dunkeln vor dem langen, einfallslosen Gebäude, instinktiv schaute er, wo die Ausgänge waren, die Fenster,
     wie weit sein Bakkie weg war.
The Yellow Rose
mußte einst eine Farm gewesen sein, eine kleine Farm in den fünfziger Jahren, bevor die Flut von Khayelitsha darüber hinweggefegt
     war.
    Unterhalb des Daches befand sich ein Neonschild mit dem |65| Namen und einer leuchtendgelben Rose. Rap-Musik donnerte innen drin wie ein schneller, unrhythmischer Herzschlag. Keine Vorhänge
     in den Fenstern. Das Licht schien heraus und zog Spuren über den Parkplatz, fröhliche Leuchttürme auf einem tückischen schwarzen
     Riff.
    Drinnen saßen sie dichtgedrängt an billigen Tischen. Thobela entdeckte ein paar europäische Touristen mit der gezwungenen
     Entspanntheit nervöser Menschen, wie Missionare in einem Kannibalendorf. Er schob sich durch die Menge und sah, daß zwei oder
     drei Plätze an der Bar frei waren. Zwei junge schwarze Barkeeper erfüllten dahinter die Bestellungen. Kellnerinnen zogen geschickt
     ihre Bahnen, jeder hing über den Brüsten eine gelbe Plastikrose am dünnen T-Shirt-Stoff.
    »Worauf stehst du, Big dog?« fragte ihn der Barkeeper mit einem gewollt amerikanischen Akzent.
Biehg dawg
.
    »Habt ihr Windhoek?« fragte er in seiner Muttersprache.
    »Lager oder Light, mein Freund?«
    »Bist du ein Xhosa?«
    »Ja.«
    Er hätte gern gesagt: »Dann sprich Xhosa mit mir«, aber er ließ es, denn er brauchte Informationen.
    »Lager, bitte.«
    Ein Bier und ein Glas tauchten vor ihm auf. »Elf Rand achtzig.«
    Elf Rand achtzig? Die machten Bier zu Gold. Er gab ihm fünfzehn. »Stimmt so.«
    Er hob das Glas und trank.
     
    »Ich hoffe, euch ist immer noch danach, zu applaudieren, wenn ich fertig bin«, sagte Griessel, als die Ovation vorüber war.
     »Denn heute werde ich sagen, was ich schon 1996 hätte sagen sollen. Und es wird euch

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