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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Teppichboden gesickert war. Kameraderie lag in den Schultern, die sich über die Gläser beugten;
     auf dem Fernseher in der Ecke liefen die Kricket-Höhepunkte auf Super Sport. Er stand einen Augenblick still und ließ sich
     von der Atmosphäre einlullen.
    Zu Hause. Er spürte das Verlangen, sich an die fleckige Holzbar zu setzen. Das Verlangen, einen Brandy mit Cola zu bestellen.
     Den ersten Schluck zu genießen und zu spüren, wie die Synapsen in seinem Hirn vergnügt zitterten und die Wärme durch ihn hindurchfuhr.
     Nur ein Drink, lockte ihn sein Kopf, und dann floh er. Er rannte zur Tür hinaus ins Freie. Sein Körper begann zu zittern,
     denn er kannte den Chor: Bloß einen Drink. Er lief eilig zu seinem Wagen. Er mußte einsteigen und die Tür schließen und wegfahren.
     Sofort.
    Sein Telefon klingelte. Er packte es mit einer zitternden Hand. »Griessel.«
    »Benny, hier ist Matt.«
    »Großer Gott.« Außer Atem.
    »Was?«
    »Gutes Timing.«
    »Aha?«
    »Ich … äh … wollte gerade nach Hause.«
    |216| »Ich bin im Büro des Provincial Commissioners. Kannst du herkommen?« Sein Tonfall sagte: Frag nicht, ich kann jetzt nichts
     erklären.
    »Caledon Square?«
    »Ja.«
    »Ich bin gleich da.«
    Er rief Keyter an und sagte, es sei etwas dazwischengekommen.
    »Okay.«
    »Wir reden morgen.«
    »Okay, Benny.«
     
    Im Büro des Commissioners befanden sich vier Personen. Griessel kannte nur drei von ihnen – den Provincial Commissioner selbst,
     den Polizeipräsidenten der Provinzhauptstadt, John Afrika, und Matt Joubert.
    »Inspektor, ich bin Lenny le Grange, ich bin Mitglied des Parlaments«, sagte der vierte Mann und streckte ihm die Hand hin.
     Griessel schüttelte sie. Le Grange trug einen dunkelblauen Anzug und eine rote Krawatte, die aussah wie ein Thermometer. Seine
     Hand war kühl und knochig.
    »Es tut mir sehr leid, Sie um diese Zeit noch zu belästigen – ich habe mir sagen lassen, Sie haben einen langen Tag hinter
     sich. Bitte setzen Sie sich; wir werden nicht lange brauchen. Wie läuft die Ermittlung?«
    »So gut man es erwarten kann«, sagte er und warf Joubert einen hilfesuchenden Blick zu.
    »Inspektor Griessel macht sich gerade mit den Akten vertraut«, sagte Joubert, während sie sich alle um den runden Konferenztisch
     des Commissioners setzten.
    »Natürlich. Inspektor, lassen Sie mich gleich zur Sache kommen. Ich habe das zweifelhafte Vergnügen, Vorsitzender der parlamentarischen
     Arbeitsgruppe für die Entwicklung von Gesetzesinitiativen zu sein. Wie Sie vielleicht den Medien entnommen haben, beschäftigen
     wir uns damit, ein neues Gesetz zur Verschärfung der Strafen bei Sexualdelikten zu verabschieden.«
    |217| Griessel hatte nichts dergleichen den Medien entnommen, aber er nickte.
    »Sehr gut. Teil dieses Gesetzes ist die Einrichtung eines Registers für Sexualstraftäter, einer Namensliste von allen, die
     jemals wegen sexueller Straftaten verurteilt wurden – Vergewaltigung, Mißbrauch von Minderjährigen, alles. Unsere Empfehlung
     lautet, daß dieses Verzeichnis öffentlich zugänglich sein sollte. Zum Beispiel wollen wir vermeiden, daß Eltern ihr Kind einem
     Pädophilen in die Hände geben, wenn sie es bei einer Krippe anmelden.
    Um ehrlich zu sein, ist dieser Aspekt der neuen Gesetze umstritten. Es gibt Leute, die das für eine Verletzung des Datenschutzes
     und der Privatsphäre halten. Es ist eines dieser Themen, bei denen die unterschiedlichen Positionen quer durch alle Parteien
     zu finden sind. Im Augenblick sieht es so aus, als würden wir die Sache durchbekommen, aber unsere Mehrheit ist nicht groß.
     Ich bin sicher, Sie fangen an zu verstehen, warum ich hier bin.«
    »Ich verstehe«, sagte Griessel.«
    Der Abgeordnete zog ein weißes Blatt Papier aus seiner Jackettasche.
    »Um das Ganze noch etwas interessanter zu machen, möchte ich Ihnen etwas aus
Die Burger
von vor zwei Wochen vorlesen. Ich habe eine Pressekonferenz gegeben, und man hat mich wie folgt zitiert:
›Wenn das Konsequenzen für die Sexualstraftäter hat, wie Lynchjustiz oder Schwierigkeiten bei der Jobsuche, dann sei es so.
     Ein Sexualstraftäter verspielt sein Recht auf Datenschutz. Das Recht auf Datenschutz ist nicht wichtiger als das Recht einer
     Frau oder eines Kindes auf körperliche Unversehrtheit, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für juristische Entwicklung,
     Rechtsanwalt Lenny le Grange, gestern
.‹
«
    Le Grange schaute Griessel an. »Ich und mein großes Maul,

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