Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
entdeckte er Ähnlichkeiten mit Annas Zügen. Er fragte
     sich, woran Fritz dachte. An die letzte Nacht, die sein Vater zu Hause gewesen war, in der er seine Mutter geschlagen hatte?
     Wie konnte er das je wieder in Ordnung bringen? Und Carla plapperte immer weiter über die bevorstehende Abschlussfeier in
     der Schule und die Feinheiten, wer wen gefragt hatte, mit wem zu gehen, als könnte sie allein den Tag zum Erfolg führen.
    »Ich dachte, wir essen im
Spur
«, sagte er, als Carla Atem holte.
    »Okay«, sagte sie.
    »Wir sind doch nicht mehr in der Grundschule«, sagte Fritz. »Das
Spur
ist ein
Familien -
Restaurant, Blödmann«, sagte Carla.
    »Das
Spur
ist für kleine Kinder«, sagte Fritz.
    »Dann such du was aus, Fritz«, sagte Griessel. »Irgendwas.«
    »Mir egal.«
    Als sie die Treppe zu seiner Wohnung hinaufstiegen, dachte er, es würde schrecklich für seine Kinder werden. Diese kleine
     nackte Bude: Daddys Zelle. Er öffnete und trat zur Seite, so daß sie hineingehen konnten. Carla lief sofort die Treppe hoch.
     Fritz stand in der Tür und sah sich um.
    »Cool«, sagte er.
    »Oh?«
    »Junggesellenbude«, antwortete sein Sohn und ging hinein.
    »Hast du keinen Fernseher, Dad?«
    »Nein, ich …«
    »Du hast eine
süße
Wohnung, Dad«, sagte Carla aus dem Schlafzimmer heraus. Dann klingelte sein Handy, er löste es von seinem Gürtel und sagte:
     »Griessel«, und Jamie Keyter sagte: »Ich dachte, ich sollte zu dir rüberkommen und Bericht erstatten. Wo wohnst du?«
    |224| Er würde mit Keyter reden müssen, obwohl er nicht wollte, daß er herkam. Er erklärte ihm den Weg und verabschiedete sich.
    »Ich muß ein bißchen arbeiten«, erklärte er den Kindern. »Was denn?«
    »Ein neuer Fall. Mein Partner kommt vorbei.«
    »Was für ein Fall, Dad?« fragte Carla.
    »Der Mann, der die Leute mit dem Assegai ersticht.«
    »Cool«, sagte Fritz.
    »Artemis? Du hast den Artemis-Fall?« fragte Carla aufgeregt.
    »Ja«, sagte er und fragte sich, ob er jemals mit seinen Kindern über seine Arbeit gesprochen hatte. Nüchtern.
    Carla warf sich auf die neue Couch mit den anonymen Flecken und sagte: »Aber das ist kein Mann. Im Fernsehen sagen sie, es
     sei eine Frau. Artemis. Sie rächt sich an allen, die sich an Kindern vergreifen.«
    »Es ist ein Mann«, sagt Griessel und setzte sich auf einen der neuen Sessel, seinem Sohn gegenüber. Fritz’ Beine hingen über
     die Armlehne. Er hatte eine Zeitschrift aus seinem Rucksack geholt.
PC Gaming
. Er blätterte darin.
    »Oh«, sagte Carla enttäuscht. »Weißt du, wer es ist, Dad?«
    »Nein.«
    »Woher weißt du dann, daß es ein Mann ist?«
    »Es ist ausgesprochen unwahrscheinlich, daß es eine Frau ist. Serienmörder sind normalerweise Männer. Frauen benutzen fast
     nie …«
    »Charlize Theron war eine Serienmörderin«, sagte Carla. »Wer?«
    »Sie hat einen Oscar dafür bekommen.«
    »Für die Morde?«
    »Dad weiß nicht, wer Charlize Theron ist«, sagte Fritz hinter seiner Zeitschrift hervor.
    »Das weiß Dad sehr wohl«, sagte Carla, und sie schauten ihn beide an, damit er ihren Streit schlichtete, und er wußte, die
     Zeit war gekommen, um zu sagen, was er zu sagen hatte, |225| die Worte, die er sich im Kopf zurechtgelegt hatte, als er am Morgen nach Brackenfell gefahren war.
    »Ich bin ein Alkoholiker«, sagte er.
    »Dad …«
    »Moment, Carla. Es gibt Sachen, über die wir reden müssen. Früher oder später. Darum kommen wir nicht herum.«
    »Wir wissen, daß du ein Säufer bist«, sagte Fritz. »Wir wissen es.«
    »Halt den Mund«, sagte Carla.
    »Warum? Das haben wir die ganze Zeit getan, und was hat es gebracht? Jetzt lassen sie sich scheiden, und Dad trinkt wie ein
     Fisch.«
    »Wer sagt, daß wir uns scheiden lassen?«
    »Dad, er redet Blödsinn …«
    »Hat deine Mutter gesagt, daß wir uns scheiden lassen?«
    »Sie hat gesagt, du kannst zurückkommen, wenn du aufhörst zu saufen. Und wir wissen, daß du nicht aufhören kannst zu saufen.«
     Fritz’ Gesicht war wieder hinter der Zeitschrift verschwunden, aber er konnte die Wut in der Stimme seines Sohnes hören. Und
     die Hilflosigkeit.
    »Ich habe aufgehört.«
    »Es sind schon acht Tage«, sagte Carla.
    Fritz saß regungslos hinter der
PC Gaming
.
    »Du glaubst nicht, daß ich aufhören kann?«
    Fritz klappte die Zeitschrift zu. »Wenn du aufhören wolltest, warum hast du dann nicht schon vor langer Zeit aufgehört? Warum?«
     Den Tränen nahe. »Warum hast du uns all das angetan, Dad? Warum hast du

Weitere Kostenlose Bücher