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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Freund. Heute ging das Rennen
     los. Die Suche würde beginnen. Es |239| waren die ersten Spuren des Adrenalins, der Erwartung, die letzte kurze Ruhe vor dem Sturm. Ihn überraschte, wie sehr er sich
     danach verzehrte.
     
    Matt Joubert verkündete den Detectives bei der Morgenkonferenz, daß Griessel den Assegai-Fall leiten würde, und durch den
     mageren Applaus hindurch hörte er die Scherzkekse rufen: »Das Rum-Cola-Kommando«, und: »Wir wollen ihn also gar nicht wirklich
     kriegen.«
    Joubert hob eine Hand. »Die Officer, die mit ihm zusammenarbeiten, sind Bushy Bezuidenhout, Vaughn Cupido und Jamie Keyter.«
    Phantastisch, dachte Griessel. Jetzt hatte er den Penner, den Angeber und einen nur mittelmäßig brauchbaren Detective. Wo,
     zum Teufel, waren die ganzen Könner? Unwillkürlich zog er Bilanz. Nur Matt Joubert und er waren noch von früher übriggeblieben.
     Joubert war immerhin Chef, Senior Superintendent. Die anderen waren neu. Und jung. Er war der einzige Inspector über vierzig.
    »Heute vormittag zieht der Commissioner vier Mann von der Ermittlungseinheit Häusliche Gewalt ab, außerdem schickt er zehn
     uniformierte Polizisten der Halbinsel, um uns bei der Arbeit zu helfen«, sagte Joubert. Hier und da pfiffen Leute. Der politische
     Druck mußte immens sein, denn das war ein großes Team. »Die Einsatzzentrale ist der ehemalige Lehrsaal im Block B. Einige
     von euch haben dort Sachen gelagert – bitte entfernt diese sofort nach der Morgenkonferenz. Und unterstützt Benny und seine
     Leute auf jede erdenkliche Weise. Benny?«
    Griessel erhob sich.
    »Immerhin kann er noch stehen«, sagte jemand ironisch. Gedämpftes Gelächter. Die Stimmung war erwartungsvoll, als wüßten sie,
     daß er sich zum Narren machen würde.
    Scheiß drauf, dachte er. Er hatte schon Morde aufgeklärt, als sie noch versuchten, ihre Physikhausaufgaben abzuschreiben,
     ohne dabei erwischt zu werden.
    |240| Zuerst stand er bloß da, bis es ganz still war. Dann sagte er: »Der wichtigste Grund, aus dem wir bei der Morgenkonferenz
     über die Fälle sprechen, ist: Dreißig Köpfe sind besser als einer. Ich möchte euch erzählen, wie wir den Fall angehen werden.
     Damit ihr mein Vorgehen kritisieren könnt. Und bessere Vorschläge macht. Jede Idee hilft.«
    Er sah, daß er ihre Aufmerksamkeit hatte. Er fragte sich einen Moment lang, ob es das Erstaunen darüber war, daß er fünf Sätze
     hintereinander brachte. »Die schlechte Nachricht ist die Ähnlichkeit zwischen den Assegai-Lynchmorden und Serienmorden. Die
     Opfer sind, glaube ich, dem Mörder nicht persönlich bekannt. Seine Wahl der Opfer ist relativ unvorhersagbar. Das Motiv ist
     unkonventionell und, obwohl wir spekulieren können, immer noch weitgehend unklar. Ich weiß nicht, wie viele von euch sich
     an die Rotband-Morde vor sechs Jahren erinnern: Elf Prostituierte wurden innerhalb von drei Jahren getötet. Die meisten waren
     aus Sea Point, die Mordwaffe war ein Messer, und alle Leichen wurden mit verstümmelten Brüsten und Genitalien gefunden – und
     einem roten Band um den Hals. Damals hatten wir dasselbe Problem. Die Wahl der Opfer war auf eine bestimmte Kategorie beschränkt,
     das Motiv war psychologisch, sexuell und vorhersagbar, die Mordwaffe konsistent. Wir konnten ein Profil erstellen, aber es
     war nicht genau genug, um auf einen einzigen Verdächtigen hinzudeuten. In diesem Fall wissen wir, daß er etwas gegen Leute
     hat, die Kinder mißhandeln oder ermorden. Das ist unsere Kategorie, unbeschadet von Rasse oder Geschlecht. Daraus können wir
     das Motiv mehr oder weniger zuverlässig schließen. Und seine Waffe der Wahl ist ein Assegai, mit dem er einen einzigen tödlichen
     Stoß vollführt. Die Psychologen werden uns erklären, daß das auf einen äußerst organisierten Mörder hinweist, einen Mann mit
     einer Mission. Aber konzentrieren wir uns erst einmal auf die Unterschiede zwischen einem typischen Serienmörder und unserem
     Assegai-Mann. Er verstümmelt seine Opfer nicht. Es gibt keine sexuellen Unterströmungen. Die Wunde ist tief. Ein kraftvoller,
     schrecklicher |241| Stoß … Da ist Wut, aber woher stammt sie? Der einzig vernünftige Schluß besteht darin, daß es sich um Rache handelt. Wurde
     er selbst als Kind mißbraucht? Ich denke, diese Möglichkeit ist sehr groß. Sie paßt. Wenn das sein Motiv ist, haben wir ein
     Problem. Wie soll man einem solchen Verdächtigen auf die Spur kommen? Aber es gibt noch eine andere

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