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Der Atem des Rippers (German Edition)

Der Atem des Rippers (German Edition)

Titel: Der Atem des Rippers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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tun, als ich es an dieser Stelle und zu diesem Zeitpunkt vermag, inklusive der üblichen kleinen Abweichungen, die zu korrigieren nicht meine Aufgabe ist. Vielleicht werden bereits die heutigen Abendausgaben ihren Namen veröffentlichen, zusammen mit einer Beschreibung des Mannes, der mit ihr zusammen war, denn ich fürchte fast, man hat mich in dem Hinterhof mit ihr gesehen. Gut, dass es sehr dunkel war. Gut, dass ich die braune Mütze und den schwarzen Mantel trug.
    Wichtig ist nur, dass ich diesmal nicht scheiterte. Lazarus breitete seine Hand über mich aus, verlieh mir den Mut, sie mit fachlicher Präzision zu öffnen, beinahe, wie im Operationssaal des alten General Hospital in Birmingham, und mir zu nehmen, was nicht ihr, sondern Gott gehört. Ich fürchte, ich muss noch mehr mit diesem Tempel des Heiligen Geistes angestellt haben. Ich erinnere mich nicht an die Einzelheiten, nur daran, dass ich von der Menge der möglichen Reliquien überwältigt war und für einige Augenblicke den Wunsch verspürte, sie alle anzusehen.

12
    Diesmal war der Stil nach der Schreckenstat nüchterner gewesen, und auch die Schrift hatte einen Teil ihrer Unstetigkeit verloren. Zum ersten Mal hatte der Mörder sein Ziel erreicht, und der Stolz und die Erleichterung darüber war jedem seiner Worte anzumerken.
    10. September 1888
    Der Priester schalt heute mein Interesse an den Tageszeitungen. Einem Geistlichen stehe es nicht zu, sich an den blutigen Schilderungen abscheulicher Verbrechen zu ergötzen – so lauteten seine Worte. Ich erwiderte: „Gott ist kein Kräuterdoktor!“ Diese Formulierung, die mich fortan wie ein Aphorismus oder ein Psalm begleiten würde, schoss mir in diesem Moment zum ersten Mal durch den Kopf, und ich weiß nicht, wie viel davon Henry Ouston verstand.
    Die Zeitung warf ich zornig weg, doch ich habe schon erfahren, dass die Tote Annie Chapman heißt. Ihren Uterus bewahre ich hier unten in meiner Kammer auf, die auch einige Apparaturen und Chemikalien beherbergt, mit denen ich meinen Forschungen an den Reliquien nachgehen konnte. Jetzt müssen sie mir dabei helfen, eine neue Reliquie zu erschaffen. Noch heute Nacht, wenn der Priester schläft, werde ich damit beginnen.
    Die Reise nach Burma wird einen großen Teil ihres Schreckens verlieren, wenn ich erst im Besitz dieses Talismans bin.
    Plötzlich gab es einen erneuten Einschnitt. Die Zeilen hielten sich nicht mehr an der Linierung fest, sondern verliefen diagonal darüber, als hätte der Schreiber das Buch schräg gehalten. Die ersten Zeilen des Textes überschnitten sich mit den horizontal verlaufenden des vorigen Abschnittes, und es schien dem Verfasser nicht aufgefallen zu sein. Es war, als hätte er geschrieben, ohne seine Worte mit den Augen zu verfolgen. Was war vorgefallen, das ihn so sehr erschütterte?
    11. September 1888
    Es hätte nicht geschehen dürfen. Ich hätte mich besser vorsehen müssen.
    Der Priester weiß alles! Pater Henry Ouston weiß alles!
    Ob er etwas geahnt hat oder auf göttliche Eingebung hin handelte, vermag ich nicht zu sagen, doch plötzlich stand er in meiner Kammer, die nicht zu verschließen ist (dafür hat er gesorgt) und starrte auf mich und auf den Uterus, den ich zunächst auf ein Papier gelegt hatte, um mit dem Präparieren zu beginnen.
    „Was tun Sie da?“, brüllte er.
    „Gehen Sie bitte hinaus“, antwortete ich. „Sie verstehen nichts davon.“
    Natürlich ist ein Mann wie er durch heftige Worte nicht einzuschüchtern. Das Präparat auf meinem Arbeitstisch hatte ihm weder die Sprache noch die Autorität geraubt. Es stimmt, sein Gesicht wurde abwechselnd tiefrot und leichenblass, und sein Mund zuckte wie ein toter Frosch, den Galvani an eine Stromquelle angeschlossen hatte, doch er stand wie ein Fels im Zimmer und machte keine Anstalten, sich auch nur abzuwenden.
    „Ist das eine … Gebärmutter?“, fragte er langsam, und ich erwiderte: „Ein Uterus“, vielleicht in der lächerlichen Hoffnung, er würde mich nicht verstehen und sein Verhör abbrechen, bevor es richtig begonnen hatte.
    „Wo haben Sie das her?“
    Ich schwieg.
    „Vater im Himmel!“, schnaufte er. „Das kann nicht möglich sein! Sie haben diese Frauen getötet! Sie waren es! Diese Martha Tabram, diese Mary Nichols und …“ Er bewies ungewollt, dass er die Zeitungen wesentlich aufmerksamer studiert hatte, als er es mir gegenüber hatte zugeben wollen. Er war es gewesen, der sich an den blutigen Schilderungen ergötzte, während ich sie

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