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Der Atem des Rippers (German Edition)

Der Atem des Rippers (German Edition)

Titel: Der Atem des Rippers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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sich weigerte, ihr Heiligstes herzugeben. Mary ist tot. Ich darf es nicht leugnen.
    Es ist das Los von Metzgern und Totengräbern, von Chirurgen und Dekanen, mit dem Tod in Berührung zu kommen. Daran ist nichts Schönes oder Erhebendes, nichts Erfüllendes oder Befriedigendes. Es ist einfach so.
    Lazarus weiß es am besten, denn er war tot und kehrte zurück.
    Vielleicht kehrt Mary auch zurück. Es wäre schön. Sie hatte keinen Grund zu sterben.

11
    Vor dem nächsten Eintrag war wieder ein Zeitungsausschnitt eingeklebt worden. Sickert empfand es zunächst beinahe als Erleichterung, sich eine Pause von den Ausführungen dieses Menschen gönnen zu dürfen, doch der Inhalt des Artikels machte das eben Gelesene nur noch schlimmer.
    Im Fall des Jack the Ripper gab es keinen Raum für Gnade und Erleichterung.
    East London Observer
    Samstag, 1. September 1888
    Eine weitere grauenhafte Tragödie in Whitechapel.
    Eine Frau ermordet in Buck’s Row aufgefunden.
    Die schrecklichen Einzelheiten.
    Die neusten Enthüllungen,
    Während der Schrecken der Ereignisse von George Yard den Menschen von Whitechapel noch immer in all seinen widerwärtigen und abscheulichen Details gegenwärtig ist, hat sich im selben Distrikt der Vorhang für eine weitere Tragödie geöffnet, die jener von George Yard nicht nur im Hinblick auf die grauenhafte Weise, auf die das Opfer den Tod fand, ebenbürtig erscheint, nein, auch hinsichtlich des Mysteriums, das die Umstände und Hintergründe ihres Todes umgibt.
    Am Freitagmorgen gegen halb fünf führte die Streife Police Constabler Neale in die Nachbarschaft von Buck’s Row. Kurz nach halb fünf, im Licht des anbrechenden Tages, entdeckte er außerhalb der hohen Ziegelmauern, die das Essex-Kai umgeben, auf dem Gehsteig eine liegende Frau, deren Hände ineinander verkrallt waren und die den Eindruck eines Menschen machte, der unter größten Schmerzen gestorben ist. Sie trug eine kleine schwarze Strohhaube, die nahezu bis zur Unkenntlichkeit zugerichtet war und unter ihrem Kopf lag. Sie umhüllte ein Mantel – ein zerschlissenes Kleidungsstück, das einst rot gewesen war, nun jedoch eine dumpfe, schmutzige Farbe hatte. Er war vorne offen, und das schwarze Oberteil ihres Kleides war ein wenig geöffnet und enthüllte einen schrecklichen Schnitt von mehr als einem Inch Durchmesser, der von einem Ohr zum anderen reichte und die Luftröhre durchtrennte.
    Doch während es keinen Zweifel geben kann, dass die Frau ermordet wurde, scheint es kein plausibles Motiv für das Verbrechen zu geben. Raub scheidet aus, da das Opfer offenbar in extremer Armut gelebt hat. Wie die arme Martha Tabram scheint auch die bedauernswerte Unbekannte das Opfer eines Unmenschen geworden zu sein. In der Tat betonen die Bewohner von Buck’s Row ihre Überzeugung, dass die Ähnlichkeiten der Umstände, unter denen die beiden Opfer ihren Tod fanden – beide im Dunkel der Nacht, beide mit höchst abscheulichen Verletzungen und beide ohne ein erkennbares Motiv – darauf hindeuten, dass der Mörder von Martha Tabram auch der Mörder der armen Unbekannten in Buck’s Row war.
    Walter Sickert las weiter. Die Schrift Sparebornes sprach Bände von der falschen Ruhe, zu der sich der Verfasser zu zwingen bemühte. Er versuchte offenbar zurückzukehren zu dem Menschen, der er einst gewesen war, versuchte nüchtern die Ereignisse dieser Tage zu Papier zu bringen. Alles Versuche, die ihm kläglich missglückten …
    3. September 1888
    Die Umstände von Marys Tod füllen die Presse. Nun kenne ich den Namen der Gasse, in der sie zu Tode kam, ebenso, wie Marys Nachnamen – zumindest, wenn man den Reportern vertrauen kann. Sie bezeichnen ihr Kleid als schwarz, und doch habe ich gesehen, dass es braun war. Überall ist die Rede von einer furchtbaren Tragödie, und ich kann ihnen nur beipflichten. Dass dieses arme Ding sterben musste, getötet von einem Metzger, der wie ein gemeiner Mörder vorging, ist eine Schande.
    Diese Schande lastet schwer auf mir, umso mehr, als ich mich nicht dazu entschließen kann, eine Beichte darüber abzulegen. Weder der Priester noch die Öffentlichkeit darf erfahren, wer sich hinter dem dilettantischen Metzger verbirgt, obgleich es mir vermutlich die Reise nach Burma ersparen könnte.
    Lazarus schützt mich noch immer, trotz meines Versagens, und das gibt mir Kraft in diesen schwierigen, von Schmerz, Reue und Verwirrung geprägten Tagen. Er hat meine Bemühung anerkannt und mein Unvermögen nicht bestraft.
    Falls

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