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Der Atem des Rippers (German Edition)

Der Atem des Rippers (German Edition)

Titel: Der Atem des Rippers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Stimmen von der Straße her geweckt wurden, und als sie aus dem Fenster blickten, einen Mann mit einem Regenschirm und einem Paket sahen, der eilig davonlief und deutlich sagte: „Ich bin nicht der Mörder.“
    Eine Reihe kurzer Einträge schloss sich an. Sickert las die ersten sehr hastig und die letzteren äußerst aufmerksam und genau, wie Gebete. Er zerbiss die Haut neben seinen Fingernägeln, presste seine Füße gegen den Fußboden, bis sie schmerzten, und knirschte mit den Zähnen, während er die letzten Seiten des Tagesbuchs verschlang. Es war, als versuche sein Körper sich selbst zu zerstören, ehe er ans Ende der grausigen Aufschriebe gelangen konnte.
    8. Oktober 1888
    Der Pater hält mich wieder gefangen. Verständlich. Ich habe nichts dagegen.
    Angeblich hat er dafür gesorgt, dass meine Fahrt nach Mandalay ausgesetzt wird. Ich weiß nicht, warum er es sagt, aber ich glaube, dass er lügt. Am Anfang hieß es, nur mein Tod könne mich davon befreien.
    11. Oktober 1888
    Ich bin wahnsinnig. Ich höre Stimmen. Wenn ich Stimmen höre, ist das ein Zeichen, dass ich wahnsinnig werde, nicht wahr? „Töte mehr Frauen“, flüstern sie. „Reiße noch einmal für uns, Jack.“
    Nein, es sind keine Stimmen. Ich flüstre es mir selbst vor. Ich bin nicht verrückt genug, um zu halluzinieren, aber verrückt genug, um irres, gefährliches Zeug zu sagen.
    Wann werde ich hängen? Will er mich tatsächlich verschonen, nach allem, was ich tat? Will er mich hier unten von meinem Wahn kurieren und dann nach Burma schicken? Glaubt er, dass ich den armen Sündern dort unten die wahre göttliche Botschaft überbringen kann, sobald Gott mich, den schlimmsten Sünder, den diese Erde je sah, mit seiner Gnade aus der Finsternis errettet hat?
    Wird Gott es schaffen, bis zum 9. November? Noch vier Wochen. Ich fühle mich noch lange nicht errettet. Ich stehe auf einer Treppe, und jeden Tag tut sich eine neue Stufe vor mir auf – doch immer nur weiter hinab in die Tiefe …
    18. Oktober 1888
    Wenn ich bis in drei Wochen gesund werden soll, muss Gott sich beeilen. Ich renne manchmal schreiend durchs Zimmer und höre erst auf, wenn meine Kehle wund ist und wie Feuer brennt. Ich schlafe in kurzen, unregelmäßigen Intervallen. Ich spreche mit den Schatten in meiner verriegelten Kammer, als wären es meine Reliquien. Doch in den Schatten ist nichts als Leere.
    20. Oktober 1888
    Ist meine Mutter tot? Ich würde ihr gerne einen Brief schreiben, aber ich weiß nicht, was ich schreiben soll. Sie sorgt sich gewiss um mich. Sicher hat sich davon gehört, wie unsicher der Londoner Osten geworden ist, mit den Rippermorden und den aufgebrachten Menschenmassen …
    24. Oktober 1888
    Heute habe ich bemerkt, dass mein Chirurgenkoffer noch immer unter meinem Bett steht. Alle Messer sind vorhanden. Es kann kein Zufall sein. Der Pater kann es nicht vergessen haben.
    Was hat das zu bedeuten? Ich fahre mit den Klingen über meinen nackten Körper, als wolle ich mich von dem feinen Haarflaum befreien. Natürlich denke ich daran, damit zuzustoßen und meinem Dasein ein Ende zu machen. Natürlich. Doch der Termin meiner Abreise rückt näher. Noch zwei Wochen. Lieber möchte ich nach Burma fahren als zu sterben. Auch ohne Talisman.
    Wenn ich nur endlich diesen ripperverseuchten Londoner Osten verlassen könnte! Ich schwöre, es würde mir besser gehen. Selbst hier unten spüre ich die Anwesenheit dieses Mörders.
    Richtig. Ich bin es ja selbst. Und ich muss heute wahnsinniger sein denn je zuvor, sonst hätte ich es nie vergessen können.
    27. Oktober 1888
    Jetzt habe ich begriffen, wie alles zusammenhängt. Pater Ouston kann mich nicht der Polizei übergeben, sonst würde herauskommen, dass er gelogen hat, als dieser Sergeant Keelie bei uns war. Man könnte ihn dafür ebenfalls an den Galgen bringen, mindestens aber ins Zuchthaus.
    Vielleicht wäre ihm geholfen, wenn ich mich selbst töten würde. Er scheint darauf zu hoffen, sonst würde er mir mein Chirurgenwerkzeug nicht weiterhin anvertrauen. Mir, einem Verrückten!
    28. Oktober 1888
    Nein, selbst wenn ich mich tötete, würde seine Lüge auffliegen. Was führt er dann im Schilde?
    Es gibt nur eine Antwort: Er muss darauf hoffen, dass ich ihm eines Tages mit einem der Messer die Kehle durchtrenne, wenn er in die Kammer kommt, um mir das Essen zu bringen.
    Schrecklich! Es ist schrecklich! In welche Verzweiflung habe ich diesen guten alten Mann getrieben?
    1. November 1888
    Ich habe den Pater darum

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