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Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Titel: Der Atlantik - Biographie eines Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Welt taten, war ein früher, damals aber nicht wahrgenommener Hinweis darauf, dass der Staffelstab im Rennen um technologischen Fortschritt über den Atlantik hinweg nach Westen weitergereicht worden war.
    An dem ersten Gefecht war ein britischer Seitenraddampfer, die Banshee , beteiligt, der es schaffte, eine strenge Blockade der Unionstruppen zu durchbrechen und sich nicht weniger als siebenmal mit von den Streitkräften der Konföderierten dringend benötigten Gütern in die Küstengewässer von South Carolina zu schleichen. Nachdem sie mehr als ein Jahr lang zwischen Großbritannien, den Bermudas und verschiedenen Häfen an den Küsten der Sezessionsstaaten hin- und hergedampft war, ließ das Glück sie schließlich im Stich. Sie wurde bei einem Gefecht in der Chesapeake Bay vom Gegner aufgebracht. Ein New Yorker Richter ordnete an, dass dieses in Liverpool gebaute Schiff in ein Kanonenboot verwandelt und in die Marine der Union aufgenommen werden solle – als USS Banshee. Außerdem sollte es zu derselben nordatlantischen Blockadeeinheit stoßen, mit der die Regierung der Unionsstaaten die Konföderierten vom Nachschub – und der Sympathie des Auslands – abzuschneiden versuchte: ein klassischer Fall von einem Wilddieb, der sich in einen Wildhüter verwandelt – allerdings nicht aus eigenem Antrieb.
    An der um einiges bekannteren frühen Auseinandersetzung zwischen stahlgepanzerten Schiffen war ebenfalls ein in die eigene Marine eingegliedertes Schiff der gegnerischen Seite beteiligt, die ehemalige Dampffregatte der Union, die USS Merrimack , die findige Konföderierte mit Eisenplatten bepflastert und mit Kanonen vollgestopft und dann in CSS Virginia umbenannt hatten. 38
    Früh am 8. März 1862 dampfte diese merkwürdige, aber anscheinend effiziente Kriegsmaschine gemächlich aus dem Hafen von Hampton Roads, Virginia, um den Kampf mit den Einheiten der lokalen Blockadeschwadron aufzunehmen. Zum Entzücken der konföderierten Seeleute präsentierte sich ihnen in der Morgendämmerung eine prachtvolle potenzielle Prise: Eine vierundzwanzig Kanonen führende hölzerne Segelfregatte der Union, die USS Cumberland , lag im flachen Wasser vor Anker. Sie und ein Schwesterschiff, die USS Congress , hatten ganz eindeutig keine Chance gegen die Virginia. Zusammen mit anderen hastig zur Hilfe herbeigeeilten Einheiten ließen sie einen Kugelhagel auf das Schiff der Konföderierten los, doch prallten die Geschosse, ohne Schaden anzurichten, von dessen Flanken ab. Als die Virginia schließlich aus kürzester Entfernung selbst das Feuer eröffnete, war es binnen einiger Stunden um die USS Cumberland und die USS Congress geschehen. Nahezu dreihundert Seeleute kamen auf den zu brennenden Hulks zusammengeschossenen Schiffen um, bevor diese untergingen.
    Die Oberherrschaft der Virginia über die Wogen sollte aber nur von kurzer Dauer sein. Schon in der Nacht nach dem Gefecht, als sie und ihre Mannschaft ruhten, schmiedeten die Admiräle der Union Pläne. Im Weißen Haus geriet man bei der Vorstellung, dass dieses ungewöhnliche neue Schiff sich demnächst dem Potomac nähern, das heißt in dessen Mündung einfahren und einen oder zwei Tage später anfangen könnte, den Sitz der Unionsregierung unter Beschuss zu nehmen, außer sich. Die Virginia musste um jeden Preis ausgeschaltet werden.
    Das Timing erwies sich als perfekt. Die brandneue und von Beginn an als Panzerschiff konstruierte USS Monitor war eben an jenem 8. März dabei gewesen, sich von der Werft in Brooklyn, wo sie gebaut worden war, durch die Brecher des Atlantiks in Richtung Hampton Roads durchzukämpfen. Sie erreichte den Schauplatz des Gefechts gerade noch rechtzeitig, um die letzten von der Virginia abgegebenen Schüsse zu hören. Und obwohl die Mannschaft von den Stürmen, in die man unterwegs hineingeraten war, vollkommen erschöpft war, bezog die Monitor sofort neben der Minnesota Position, um sie mit ihrer gewaltigen in einem drehbaren Turm untergebrachten Kanone zu schützen. Als am Morgen darauf die Sonne aufging, dampfte die Virginia erneut aus dem sicheren Hafen, und es kam zu einem historischen Zweikampf.
    Drei Stunden lang tauschten die beiden schwerfälligen und schwer bewaffneten gepanzerten Schiffe Schüsse aus, eine Kugel nach der anderen prallte von den Metallplatten ab, alles war in verwirrender Weise vom Rauch und Donner der Geschütze erfüllt. Vom Ufer aus verfolgte eine Menschenmenge voller Staunen und Entsetzen das Geschehen, und am Ende,

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