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Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Titel: Der Atlantik - Biographie eines Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Einige der Lebewesen, die im Meer und an seinen Ufern zu Hause sind – Wale ebenso wie Kabeljaue oder Eisbären – sterben in wachsender und beunruhigender Zahl. Sie werden entweder vom Menschen unabsichtlich ausgerottet, ihnen geht die Nahrung aus oder ihr natürlicher Lebensraum schwindet zunehmend. Einige Meeresströmungen ändern ihren Verlauf oder ihre Größe, sie werden stärker oder schwächer. Die Temperaturen der Weltmeere und der Luft über ihnen nehmen zu, und zwar der Ansicht einiger Fachleute nach sehr viel schneller, als man ursprünglich annahm, was besonderen Anlass zur Besorgnis gibt.

    Das Schmelzen der arktischen Eiskappe, das 1979 einsetzte und seitdem anhält, bewirkt, dass man in der Region um den Nordpol während des Sommers wieder große Flächen blauen Wassers zu Gesicht bekommt. Der Scoresbysund auf Grönland – der sich an seinem Ende gabelnde Meeresarm im unteren östlichen Teil der Insel – war in den 1960er Jahren noch von Treibeis verstopft, heute sind seine einzelnen Fjorde bis weit in den Winter hinein völlig eisfrei.
    © Mit freundlicher Genehmigung der NASA
    An einigen Orten herrschen ganz andere Wetterverhältnisse als früher, und dramatische Stürme werden immer häufiger; sie nehmen ständig und in bedrohlichem Maß an Heftigkeit zu. Eiskappen, Gletscher und bislang permanent existierende Schneeflächen haben zu schmelzen begonnen, und dieser Prozess schreitet rasch voran; diese gewaltige Umwandlung fester Materie in flüssige lässt die Meeresspiegel auf ein so viel höheres Niveau ansteigen, dass bald alle unsere Küsten und sehr viele unserer Städte bedroht sein könnten.
    All dies sorgt für große Beunruhigung. Nicht wenige sehen aufgrund der Schäden, die wir den Ozeanen zugefügt haben, großes Unheil auf uns zukommen, fürchten eine Katastrophe von apokalyptischen Ausmaßen. Weit verbreiteter, wenn auch nicht von allen geteilter Überzeugung nach sind die industriellen Exzesse der Menschheit in hohem Grad schuld daran, und wenn diese nicht ihr Verhalten ändert, werden die Erde und die lebenspendenden Ozeane binnen Kurzem in großer Bedrängnis sein.
    2. Dem Untergang entgegen?
    E ines ist unabwendbar: Der Atlantische Ozean wird eines Tages als Entität verschwunden sein. Die ihn umgebenden Kontinente, die ihm seine gegenwärtigen Konturen verleihen, werden selbst unter dem Einfluss gewaltiger Kräfte ihre Gestalt verändern, sich über die Oberfläche des Planeten bewegen und sich zusammenschieben, so dass die Wasser des Atlantiks gezwungen sein werden, sich anderswo einen Platz zu suchen. Gleichgültig, welche viel beschrienen Probleme dem Ozean heute zusetzen mögen, sie werden auf diese Entwicklung keinerlei Einfluss haben. Die »Lebensdauer« des Atlantiks als Ozean wird nicht davon beeinflusst, ob die Temperatur seines Wassers steigt oder fällt oder wohin seine Strömungen fließen, oder ob die Seehechte in seinen Tiefen und die Eisbären an seinen Ufern am Leben bleiben oder sterben. Wie lange der Atlantik noch existieren wird, ist in keiner Weise vom Menschen abhängig, der schon lange von der Erdoberfläche verschwunden sein wird, wenn der Ozean sich anschickt zu vergehen.
    Doch was das Verhältnis zwischen ihm und dem Ozean betrifft, so hat der Mensch selbst entscheidenden Einfluss darauf, wie dieses aussieht. Es hängt in signifikantem Grad davon ab, wie fürsorglich er mit den Meeren in seiner Obhut umgeht.
    Wir wissen, dass es den Meeren nicht gut geht. Wir wissen, dass der Mensch zumindest zu einem Teil dafür verantwortlich ist, dafür gibt es ja reichlich Beweise – wie zuletzt die Katastrophe im Golf von Mexiko, wo im Frühsommer 2010 eine Bohrinsel explodierte und ein paar Meilen von New Orleans entfernt im Wasser versank. Ein Strom von Rohöl quoll aus einer gebrochenen Leitung am Meeresboden unter der Plattform Deepwater Horizon heraus und verteilte sich von Texas bis nach Florida an den Küsten, verunreinigte die Strände, vernichtete Pflanzen und Lebewesen. Elf Arbeiter kamen bei dem Unglück ums Leben.
    Dieses Ereignis – das genauso vorhersehbar wie vermeidbar war – sorgte für Verwirrung in den Reihen jener, die ursprünglich skeptisch gewesen, dann jedoch zu der Überzeugung gelangt waren, dass die Förderung von Öl im Meer eine sichere oder zumindest hinreichend sichere Angelegenheit sei, und energisch dafür eintraten. Den anderen jedoch, denjenigen, die sich an andere große Tragödien im Atlantik erinnerten – wie zum Beispiel

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