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Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Titel: Der Atlantik - Biographie eines Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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den Verlust der Piper-Alpha-North-Sea-Plattform im Jahr 1988, der entsetzlich viele Menschenleben gefordert hatte –, diente die Katastrophe im Golf von Mexiko nur zur Bestätigung dafür, dass das Bohren nach Öl vor den Küsten dem Meer wie auch dem Menschen über kurz oder lang unvermeidlich großen Schaden zufügen müsse.
    Dann gab es da aber noch eine dritte Gruppe, und zwar eine sehr große. Sie bestand aus Menschen, die sich in keiner Weise von ihrer Überzeugung abbringen ließen, dass die industriellen Bedürfnisse der modernen Welt den Vorrang vor allem anderen hätten und man sich nicht durch irgendwelche albernen Bedenken davon abhalten lassen dürfe, sie zu befriedigen. Für diese Gruppe waren der Untergang der Plattform und die dadurch verursachte Umweltverschmutzung zwar tragisch, sie glaubte aber nicht, dass man große Konsequenzen daraus ziehen müsse. Sie waren für sie einfach unvermeidbare Begleiterscheinungen der Suche nach Öl unter der Meeresoberfläche.
    Die traurigen Ereignisse im Golf von Mexiko werfen erneut die Frage auf: Was ist die Wahrheit? Sind die vielen Probleme, unter denen die Meere heute leiden, wirklich das Ergebnis menschlichen Unverstands oder mutwilligen menschlichen Fehlverhaltens? Und kann es sein, dass, wenn gewaltige Wirbelstürme wie Katrina sich zusammenbrauen, wenn die holländischen Polder überflutet oder die afrikanischen Strände von den Wellen fortgerissen werden und Dörfer unter den Wogen verschwinden, die See zurückschlägt ? Oder handelt es sich um zyklisch auftretende, »natürliche« Vorgänge. Sind auch die Stürme und das Ansteigen der Meeresspiegel Teil eines Zyklus, und ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass der Ozean in seiner Majestät erhaben darüber bleibt, Vergeltung zu üben für solche »Flohstiche«, wie der Mensch sie ihm versetzt?
    Das sind Fragen, die schwierig zu beantworten sind und auch ganz widersprüchlich beantwortet werden. Mir ist vollkommen bewusst, dass es dem Ziel, das ich mit dem vorliegenden Buch verfolge, sehr dienlich wäre, wenn ich nachweisen könnte, dass der Mensch uneingeschränkt oder sogar ausschließlich für die Schädigungen des Ozeans verantwortlich ist. Doch ich weiß auch, dass es in Bezug auf dieses Thema eine Menge gegensätzlicher, einander widerstreitender Ansichten und Behauptungen gibt. Personen, an deren Fachkenntnis und Integrität kein Zweifel besteht, führen aus, dass der Mensch Schuld an den Problemen hat, während andere von ähnlich tadelloser Reputation und Integrität behaupten, es sei der Höhepunkt der Arroganz, so etwas anzunehmen. Der Mensch sei viel zu unbedeutend und beschränkt, als dass er irgendeinen Einfluss auf eine so gewaltige Entität wie den Atlantischen Ozean nehmen könne. Seit 1995, als das Intergovernmental Panel on Climate Change seine historische Erklärung veröffentlichte, in der es hieß, dass man »einen deutlichen Einfluss des Menschen auf das Weltklima« erkennen könne, ist dies Gegenstand einer Grundsatzdebatte geworden. Diejenigen, die diese Erkenntnis für richtig halten, kämpfen mit denen, die sie als falsch zurückweisen, darum, andere Menschen emotional zu gewinnen oder sie rational für sich einzunehmen, als ob sie die Führer irgendeiner neuen religiösen Bewegung wären. Jetzt hat sich auch die Politik in den Streit eingemischt und das, was bereits eine Kakophonie war, um neue und noch lautere Stimmen erweitert. Das ist nicht sonderlich hilfreich, weil es nur die Verwirrung erhöht.

    Aus einer leichten, von der afrikanischen Savanne herüberwehenden Brise entstehen bei den Kapverdischen Inseln im Ostatlantik gelegentlich monströse und lang anhaltende Wirbelstürme. Diejenigen, die bis in die Karibik oder an die amerikanische Küste gelangen – wie »Katrina« im Jahr 2005 oder »Bonnie«, der hier auf dem Satellitenfoto zu sehen ist, im Jahr 1998 –, richten große Verwüstungen an und fordern meist auch Menschenleben.
    © Mit freundlicher Genehmigung der NASA
    Es gibt aber eine Handvoll harter, unwiderlegbarer Tatsachen in Bezug auf die gegenwärtige Lage der Weltmeere, die auch die vehementesten Leugner eines Wandels in der Regel als zutreffend anerkennen.
    Die erste davon ist zugleich die einfachste wie auch die folgenreichste: Die Welt erwärmt sich zunehmend, und die Temperatur der Weltmeere, insbesondere die des Atlantiks, steigt jäh und in einem alarmierenden Grad an. Das wird Konsequenzen für viele der Menschen haben, die an den Ufern eines

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