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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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sonst betont neutralen Gesichtsausdruck sehen können, er wäre überrascht gewesen über das liebevolle, beinahe versonnene Lächeln, das um seine Mundwinkel spielte.
    Es ist viel zu lange her, dass wir uns gesehen haben, kleine Schwester.
    Juliet schien nicht in unmittelbarer Gefahr zu schweben, im Gegenteil: Ganz offensichtlich genoss sie die Aufmerksamkeit der Zuschauer, hob die Arme, um noch mehr Beifall zu bekommen, und ließ den Jadering an ihrem Pferdeschwanz in Achten durch die Luft fliegen. Und die Menge liebte sie. Mehrere junge Männer hielten Banner hoch, auf denen Juliet abgebildet war, und ein paar andere waren sogar so kühn, sie mit Konfettiherzen zu bewerfen. Butler runzelte die Stirn. Diese jungen Herren würde er genauestens im Auge behalten.
    Er gestattete sich ein klein wenig Entspannung und lockerte die Finger; eine Bewegung, die vielleicht fünf Menschen auf der Welt bemerkt hätten. Er war nach wie vor in höchster Alarmbereitschaft, doch nun konnte er sich eingestehen, dass er die ganze Zeit über gefürchtet hatte, er würde zu spät kommen.
    Juliet lebt. Und es geht ihr gut. Was auch immer das Problem ist, gemeinsam können wir es lösen.
    Er kam zu dem Schluss, dass es das Klügste war, das Ganze von diesem hervorragenden Beobachtungsposten aus zu verfolgen. Der Ring war gut zu sehen, und falls es nötig war, konnte er innerhalb von Sekunden bei seiner Schwester sein.
    Der Eröffnungskampf wurde durch eine altmodische Glocke eingeläutet, und Juliet sprang in die Höhe und landete wie eine Katze auf dem obersten Seil des Rings.
    »¡Princesa! ¡Princesa!« , jubelte die Menge.
    Sie ist ein Publikumsliebling , dachte Butler. Natürlich .
    Juliets Gegnerin war offensichtlich die Böse in dem Kampf. Ein Klotz von einer Frau mit platinblondem Bürstenschnitt und einem Kostüm aus blutrotem Lycra.
    Die Menge buhte lautstark.
    Wie die meisten Luchadores trug auch die Riesin eine Maske, die ihre Augen und ihre Nase bedeckte und hinten mit einem gefährlich aussehenden Stück Stacheldraht zusammengebunden war. Butler vermutete allerdings, dass der Draht in Wirklichkeit aus Plastik war.
    Im Vergleich dazu wirkte Juliet wie ein Püppchen, allem Anschein nach von vornherein unterlegen. Ihr ebenfalls maskiertes Gesicht verlor ein wenig von seiner Keckheit, und sie wandte sich hilfesuchend zu ihrer Ecke um, doch der Trainer, der mit seiner typischen Schirmmütze aussah wie aus einem Ringerfilm entliehen, zuckte nur die Achseln.
    Der Kampf ist choreographiert , stellte Butler fest. Es besteht überhaupt keine Gefahr .
    Er zog sich einen Stuhl vor den Bildschirm und machte es sich bequem, um seiner Schwester zuzusehen.
    In der ersten Runde geschah nichts, was Butlers Nerven strapaziert hätte. Dann, in der zweiten Runde, kam Juliet ihrer Gegnerin ein wenig zu nahe, woraufhin diese sich mit überraschender Geschwindigkeit auf sie stürzte.
    »Oooh« , drang es aus der Menge.
    »Reiß sie in Stücke, Samsonetta«, riefen ein paar weniger wohlmeinende Zuschauer.
    Samsonetta , dachte Butler. Das passt zu ihr .
    Noch gab es keinen Grund zur Sorge. So weit er sehen konnte, würden sich Juliet auf mindestens ein Dutzend Arten aus Samsonettas Griff befreien können. Und für die meisten davon brauchte sie nicht einmal ihre Hände. Eine bestand zum Beispiel darin, ein gespieltes Niesen mit einer plötzlichen Fallbewegung zu kombinieren.
    Butler fing an, sich Sorgen zu machen, als er etwa zehn Männer in Trenchcoats bemerkte, die sich an der Rückseite der Bühne Richtung Ring schlängelten.
    Trenchcoats? In Cancún? Warum sollte irgendjemand in Mexiko einen Trenchcoat tragen, wenn er nichts zu verbergen hat?
    Das Bild war zu körnig, um Einzelheiten erkennen zu können, aber da war irgendetwas an der Art, wie diese Männer sich bewegten − zielstrebig, hinterhältig, in den Schatten gedrückt −, das ihm nicht gefiel.
    Noch ist Zeit , sagte sich Butler, während er bereits an einem Plan feilte. Vielleicht ist alles ganz harmlos, vielleicht aber auch nicht. Ich darf kein Risiko eingehen, wenn Juliets Leben auf dem Spiel steht.
    Er blickte sich in der Garderobe um, ob es irgendetwas gab, das er als Waffe benutzen konnte. Doch er fand nichts. Da waren nur ein paar Stühle, jede Menge Glitter und Schminke und eine Truhe voll alter Kostüme.
    Glitter und Schminke brauche ich nicht , dachte Butler und beugte sich über die Truhe.
    Juliet Butler bekam allmählich Platzangst in den Armen ihrer Gegnerin.
    »Komm schon,

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