Der Atlantis-Komplex
weg, damit ich in Ruhe nachdenken kann.«
Juliet schob trotzig die Unterlippe vor, was Butler an den Tag vor zehn Jahren erinnerte, als er ihr verboten hatte, sich den Schädel kahl zu rasieren.
»Ich kann doch nicht einfach verschwinden. Meine Fans warten darauf, dass ich ein Rad schlage und dich mit meinem Spezialkick außer Gefecht setze.«
Es stimmte. Das Fanlager der Jadeprinzessin sprang auf den Sitzen herum und forderte johlend das Blut dieses Verrückten Bären.
»Wenn ich jetzt abhaue, könnte es einen Aufstand geben.«
Butler blickte zu der riesigen Leinwand hinauf, die von der Decke hing, und sah eine Großaufnahme von sich selbst, wie er zu der Leinwand hinaufblickte. Der Anblick reichte aus, um jedem Kopfschmerzen zu bereiten.
Aus den vier altmodischen, kegelförmigen Lautsprechern, die mit der Leinwand verbunden waren, ertönte eine dröhnende Stimme.
»Wer ist dieser Kerl, Leute? Ist es Verrückter Bär, der gekommen ist, um seine alte Feindin, die Jadeprinzessin, zu erledigen?«
Wütend schob Juliet ihr Kinn vor. »Typisch Max. Der nutzt doch jede Situation für sich.«
»Juliet, wir haben keine Zeit für so was.«
»Wer er auch sein mag«, fuhr Max fort, »wir werden ihn nicht einfach mit unserer Prinzessin gehen lassen, nicht wahr, amigos ?«
Nach der lautstarken und anhaltenden Reaktion der Menge zu urteilen, waren die zahlenden Gäste ganz seiner Meinung. Ihre Sprache war äußerst bildhaft, und Butler hätte schwören können, dass die Wände leicht zu beben begannen.
Mit drei schnellen Schritten ging Butler zu dem kleinen Mann mit dem Mikrophon, der neben dem Ring stand, und hielt ihm drohend den Zeigefinger vor die Nase.
Zu seiner Überraschung sprang der kleine Mann auf den Tisch, trampelte auf seinem eigenen Hut herum und brüllte ins Mikro: »Du drohst mir, Verrückter Bär? Nach allem, was ich für dich getan habe? Als die Förster dich bei den Grizzlys gefunden haben, wer hat dich da aufgenommen, hm? Ich, Max Schetlin. Und das ist jetzt der Dank?«
Butler schaltete auf Durchzug. »Komm, Juliet. Wir müssen hier raus, und zwar sofort. Irgendjemand wollte mich aus dem Weg haben. Wahrscheinlich jemand, der einen Groll gegen Artemis hegt.«
»Das musst du schon etwas genauer einkreisen, Bruderherz. Artemis hat mehr Feinde als du, und auch du hast im Moment nicht gerade wenige.«
Das stimmte. Die Zuschauer wurden ungemütlich. Bei vielen war es nur Show, aber Butlers aufmerksames Auge bemerkte Dutzende von Wrestling-Fans in den vorderen Reihen, die aussahen, als würden sie jeden Moment den Ring stürmen.
Ich muss hier mal durchgreifen , dachte Butler, und den Leuten zeigen, wer der Boss ist .
»Aus dem Ring, Jules. Sofort.«
Ausnahmsweise tat Juliet, was er ihr sagte, ohne zu maulen. Er hatte diesen gewissen Ausdruck im Gesicht. Das letzte Mal, als Juliet den gesehen hatte, hatte ihr Bruder sich durch den Rumpf einer gestohlenen somalischen Piratenyacht geboxt, woraufhin das Schiff im Golf von Aden gesunken war.
»Tu Samsonetta nichts«, mahnte sie ihn. »Wir sind Freundinnen.«
Butler schüttelte missbilligend den Kopf. »Freundinnen? Hab ich’s mir doch gedacht − das war alles nur Show.«
Samsonetta und die Ninjas turnten in der hinteren Ecke des Rings herum. Sie stampften, boxten und drohten einander, ohne jedoch wirklich anzugreifen.
Als Juliet in Sicherheit war, ging Butler in seine Ecke und warf sich mit der Schulter gegen den gepolsterten Pfosten, dass der ganze Ring erbebte.
»Verrückter Bär ist wirklich verrückt«, krähte Max. »Jetzt schlägt er den Ring zusammen. Wollt ihr euch das bieten lassen, Ninjas? Dieser Kerl erniedrigt das Symbol unserer sportlichen Tradition.«
Anscheinend waren die Männer des Ninja Squads durchaus bereit, eine gewisse Erniedrigung ihres Symbols hinzunehmen, solange sie sich nicht mit dem Riesen anlegen mussten, der ihre Pyramide mit einer Leichtigkeit auseinandergenommen hatte, als wäre sie nur ein Kartenhaus.
Butler warf sich erneut gegen den Pfosten, und diesmal riss er ihn aus seiner Halterung. Er schnappte sich den Metallpfahl, schob ihn unter den Seilen hindurch und begann, den Ring um sich selbst zu wickeln. Dieses Manöver würde später unter dem Namen »Wringer« berühmt werden und den echten Verrückten Bär, der besoffen in einer Seitenstraße lag, zu einem Luchador-Superstar machen.
Selbst Max Schetlins Geschwafel erstarb, während sein Hirn zu begreifen versuchte, was da vor sich ging.
Butler nutzte die
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