Der Attentäter - The Assassin
Kriegsmuseum herum weniger gut gepflegt. Vermutlich hatten die Museumsangestellten zu viel mit ihren Exponaten zu tun und keine Zeit, sich auch noch um Gärtnerarbeiten zu kümmern.
Von dort, irgendwo aus dem Dickicht, waren die Flüche gekommen, und jetzt, als er sich näherte, hörte er den nächsten erstickten Schrei. Kein Zweifel, die Frau war Yasmin Raseen, aber er verstand nicht, warum sie ihm gefolgt war. Plötzlich stieg Zorn in ihm auf; er hatte sorgfältig Ausschau gehalten, ob ihn jemand beobachtete, und doch hatte sie es irgendwie geschafft, ihm fast eine Stunde unbemerkt zu folgen. Ihm war klar, dass sie auf diesem Gebiet Erfahrung hatte, doch das Wissen um ihre Fähigkeiten besänftigte seine immer stärker werdende Wut keineswegs.
Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und zwang sich, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Dann bewegte er sich in der Hocke vorwärts, das Gewicht perfekt auf den Fußballen ausbalancierend. Nach dem Gelächter, das er gerade gehört hatte, wurde Raseen von zwei Betrunkenen bedrängt. In diesem Zustand waren die beiden bestimmt keine ernsthafte Herausforderung für ihn. Deshalb ließ er das Messer in der Tasche, und er hoffte, dass es sich vermeiden ließ, die beiden Angreifer zu töten.
Da. Er hatte eine kleine Lichtung erreicht und studierte die Szenerie - zwei ineinander verschlungene Gestalten am Boden, die größere oben liegend. Etwas weiter rechts sah er einen reglosen Körper auf einem Haufen Blätter.
Für einen Augenblick dachte er daran, sie ihrem Schicksal zu überlassen. Es wäre besser, wenn er ihren Tod nicht erklären musste, doch an einigen Dingen ließ sich eben nichts ändern.
Andererseits war ihm klar, dass sie möglicherweise irgendein Dokument bei sich trug, und in diesem Fall würde die Spur sehr schnell zu dem Hotel in der Rue de Madrid führen. Wenn die Polizei herausfand, dass Raseen das Zimmer nicht allein gemietet hatte, würden sie ihren Reisegefährten verhören wollen, und wenn dieser nicht auftauchte, war er automatisch der Hauptverdächtige.
Und die Lage wurde noch dadurch verkompliziert, dass die Frau an der Rezeption ihn gebeten hatte, seinen Pass zu hinterlegen. Darin stand zwar ein falscher Name, und seine äußere Erscheinung entsprach nicht ganz dem Foto, aber ein Risiko blieb. Er hatte keine Lust, den Pass in dem Hotel zurückzulassen.
Er konzentrierte sich wieder auf das Handgemenge, der Mann saß jetzt rittlings auf ihr. Seine Entscheidung war gefallen. Er trat ein paar Schritte vor, schlang seinen rechten Arm um den feisten Hals des Betrunkenen und riss ihn brutal zurück. Sofort klammerten sich die Hände des Mannes um seinen Arm, um sich von dem Würgegriff zu befreien. Er hatte Kraft, und für einen Moment gelang es ihm, Vanderveens Arm zurückzuziehen. Der spürte kurz darauf durch den Stoff seines langärmeligen Hemdes etwas Warmes und Klebriges. Der Mann zuckte, dann kippte sein Oberkörper nach vorn, auf die unter ihm liegende Raseen. Vanderveen trat überrascht zurück. Der Angreifer begann zu würgen, als Raseen ihn mit großer Mühe von ihrem Körper stieß. Sie rollte sich zur Seite und setzte sich auf, mühsam nach Luft schnappend. Die Bluse unter ihrer offenen Jacke war zerrissen. In ihrem Haar hingen Blätter, und über ihrem linken Auge sah er einen dunklen Streifen. Blut. Nichts in ihrer Miene deutete auf Angst oder Panik. Oder auf Dankbarkeit dafür, dass er ihr zu Hilfe gekommen war.
Der Mann verblutete, so viel war klar. Sie musste die Arterie schon aufgeschnitten haben, bevor er auf der Lichtung aufgetaucht war. Vanderveen ging zu dem anderen Mann und tastete erfolglos nach seinem Puls. Das Gesicht wirkte erschreckend bleich in der Dunkelheit, die Augen waren vor Überraschung weit aufgerissen. An seinem Hals war nichts zu sehen, doch dann erkannte er den dunklen Flecken auf seinem Hemd. Eine saubere Stichwunde, zwischen der vierten und fünften Rippe.
Raseen, noch immer schwer atmend, blickte zu den beiden Leichen hinüber. Sie wirkte auf eine seltsame Weise zufrieden, als hätte sie soeben bewiesen, dass sie zu Recht auf ihre Fähigkeiten vertraute. Ungeachtet dessen, was man ihm in Tartus erzählt hatte, fragte er sich, ob sie je zuvor getötet hatte. Sie hielt das im Mondlicht funkelnde Messer noch immer in der Hand.
Vanderveen schaute sie aggressiv an, und sie schien seine Gedanken zu erraten. Als sie aufgestanden war, trat sie schnell ein paar Schritte zurück, den Blick starr auf ihn
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