Der Attentäter - The Assassin
Zwischenfällen.«
»Ich sag’s ihnen, aber sie sind keine Anfänger.«
Kealey schaute in die Runde, und seine langjährige Erfahrung sagte ihm, dass Owen ein handverlesenes Team mitgebracht hatte. Die Männer hatten alle schwarzes Haar und dunkle Haut, und ihre Waffen und die Kleidung waren so gewählt, dass sie in der Stadt nicht auffielen. »Sind es deine Leute?«
»Ausnahmslos.«
Kealey nickte befriedigt. »Den Weg hat man dir beschrieben?«
»Ja. Eigentlich kann man nichts falsch machen, aber wir haben für den Notfall ein GPS-Gerät dabei. Man kann schon mal die Orientierung verlieren, wenn man unter Beschuss gerät. Wenn wir auf der anderen Seite der Schienen sind, wird es etwa drei Minuten dauern. Dann bleiben dir zehn Minuten, um die Angelegenheit zu regeln, ein paar weitere brauchen wir
für den Rückweg.« Er schwieg kurz. »Dies ist nicht die Gegend, wo man Zeit verlieren sollte, Ryan. Ich möchte das Risiko für meine Männer möglichst gering halten.«
»Schon klar«, antwortete Kealey. »Ich beeile mich.«
Owen wirkte immer noch nicht ganz überzeugt. Es schien, als könnte sein Blick die Maske von Kealeys unbewegtem Gesicht durchdringen. »Ist es wirklich so unproblematisch, wie du sagst? Ich meine, wir haben nicht die richtige Ausrüstung dabei, um …«
»Es ist, wie ich gesagt habe«, antwortete Kealey. »Ich muss nur etwas abliefern.«
Es war eine neue Erfahrung für ihn. Auf dem Luftstützpunkt hatte er eine Entscheidung getroffen, eine Entscheidung, die seine Karriere bei der CIA wahrscheinlich endgültig ruinieren würde. Als der Rotor des Helikopters sich bereits drehte, hatte er das nötige Material zusammengesucht … Er hatte Owen angelogen, hatte alle betrogen. Noch vor einem Jahr hätte er an so etwas keinen Gedanken verschwendet. Er wartete darauf, dass sich ein Schuldgefühl meldete, doch es kam nicht.
Er bemerkte, dass Owen ihn weiter anstarrte und beschloss, das unbehagliche Schweigen zu brechen. »Sind dort noch Patrouillen unterwegs?«
»Nein. Ich habe persönlich mit dem Befehlshaber der 1st MEB gesprochen. Wir werden allein vor Ort sein.«
»Gut.« Kealey klappte den Schnellhefter zu und reichte ihn Owen. »Zeig die Bilder deinen Jungs, vielleicht haben sie ein paar Vorschläge. Sag Bescheid, wenn ihr so weit seid.«
Owen nahm den Schnellhefter und ging zu seinen Männern, während Kealey seinen Rucksack packte und zu dem letzten Toyota schlenderte.
»Wohin willst du?«, rief Walland.
»In dem Wagen ist ein Kühlbehälter. Ich gehe nur eine Flasche Wasser holen. Warte auf mich.«
Fünf Minuten später setzte sich der kleine Konvoi in Bewegung. Kealey saß in dem ersten Pick-up, der von Owen gefahren wurde. Sie überquerten die deformierten Schienen der Bahnlinien, und nach dreihundert Metern hatten sie das dicht bevölkerte Straßengewirr des Jolan-Viertels erreicht.
Während sie durch die engen Straßen in Richtung Süden fuhren, machte die Stadt einen immer desolateren Eindruck. Die mit Abfall übersäten Straßen waren zu beiden Seiten von halb zerstörten Häusern mit geschwärzten Wänden gesäumt. Obwohl die Verwüstung größtenteils auf die Kampfhandlungen zurückging, bezweifelte Kealey, dass Falludscha vor der amerikanischen Invasion eine sehenswürdige Stadt gewesen war. Die Moscheen im Zentrum waren kaum zu sehen, da Tausende herabhängender Stromleitungen den Blick versperrten. Die Häuser sahen alle gleich aus, nur ein paar Dattelpalmen oder Olivenbäume, die das Bombardement überlebt hatten, setzten hier und da einen grünen Farbtupfer.
Während er die vorüberziehenden Gebäude betrachtete, war Kealey ganz in Gedanken versunken. Mittlerweile waren vier Tage vergangen seit dem gescheiterten Mordanschlag auf Nuri al-Maliki und Harpers Anruf. Seitdem hatte er mit zwei Männern geredet, die zwar auf der amerikanischen Gehaltsliste standen, aber beide nicht vertrauenswürdig waren. Sie hatten ihm starken Tee serviert und zu begründen versucht, warum sie auf finanziellen Beistand der CIA angewiesen waren. Als Kealey Details hören wollte, präsentierten sie angeblich harte Fakten, doch er fand heraus, dass ihre Auskünfte nichts zu bedeuten hatten. Es war kein Geheimnis, dass die CIA hier weder
über genügend Agenten noch über die nötige Infrastruktur verfügte. Nur selten wurden Informationen mit der gebotenen Sorgfalt überprüft, und daher riskierten diese Männer nicht viel, wenn sie ihm Lügen auftischten. Letzten Endes schien immer
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