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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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immer besetzt, da eigentlich nichts von dem, was in der Botschaft erörtert wurde, für fremde Ohren bestimmt war. Trotzdem kam es nicht häufig
vor, dass der CIA-Chef in der Botschaft sie zu einem Gespräch unter vier Augen einlud. Bei genauerem Nachdenken wurde ihr klar, dass es tatsächlich noch nie vorgekommen war, und sie fühlte sich etwas unbehaglich.
    Sie zuckte die Achseln. Gleich würde sie wissen, worum es ging. »Bin schon unterwegs.«
    Wie üblich hätte Kharmai Emmett Mills fast übersehen, als sie schließlich mit einer dampfenden Tasse Kaffee in der Hand und einem Stoß Akten im Arm den Konferenzraum erreichte. Mit ihren eins sechzig Körpergröße war Kharmai nur ein paar Zentimeter kleiner als ihr grauhaariger Chef, der dafür in intellektueller Hinsicht alle überragte. Mit Mitte dreißig hatte er bereits vier Studienabschlüsse an drei Universitäten gemacht und einen Ehrendoktor von der University of Pennsylvania verliehen bekommen.
    Jetzt, mit vierundfünfzig und kurz vor der vorgeschriebenen Pensionsgrenze, war er im CIA-Hauptquartier in Langley eine Art Legende. Kharmai wusste von vielen Höhepunkten seiner illustren Laufbahn, doch auch sonst hätte sie an seiner Miene und seinem selbstbewussten Auftreten ablesen können, über welche Erfahrung er verfügte. Mills setzte ständig ein leicht amüsiertes Lächeln auf, das dem Talent - oder der Unfähigkeit - der nachfolgenden Generation zu gelten schien. Kharmai machte das immer etwas befangen, und daran änderte auch das Wissen nichts, dass ihr Chef sie brauchte. Mills hatte den größten Teil seiner Laufbahn in der operativen Abteilung gearbeitet, und daher war es nicht verwunderlich, dass er sich in technischen Fragen auf Kharmai verließ. Seit sie den Job in der Botschaft angetreten hatte, war sie zum größten Teil für die elektronische Kommunikation mit den diversen britischen Geheimdiensten und Sicherheitsbehörden verantwortlich.

    »Schön, dass Sie es endlich geschafft haben, Kharmai.« Sie wollte zu einer halbherzigen Entschuldigung ansetzen, aber Mills hob eine Hand. »Tun Sie mir einen Gefallen und treten Sie auf den Türstopper. Da in ein paar Minuten der Attaché des Verteidigungsministeriums hier aufkreuzt, bleibt uns nicht viel Zeit. Haben Sie alles gefunden, worum ich gebeten habe?«
    Sie nickte. Als sie sich ihm gegenübersetzte, hätte sie beinahe ihren Kaffee vergossen. Hinter ihr fiel die Tür mit einem sanften Klicken ins Schloss. Sie hielt einen Schnellhefter hoch. »Das ist unsere aktuelle Fahndungsliste. Diese Leute wurden alle auf die eine oder andere Weise mit einer der neun wichtigsten terroristischen Gruppen im Irak in Verbindung gebracht, und sie leben augenblicklich alle hier in London. Es ist schwer, sie mit unseren begrenzten Möglichkeiten im Auge zu behalten, aber wir tun unser Bestes. Meistens beruhen die Verbindungen in den Irak auf Familienbanden. Bei finanziellen Transaktionen leiten wir die Angelegenheit an Scotland Yard, den MI5 und den MI6 weiter. Unglücklicherweise sind die ein bisschen weniger entgegenkommend, wenn sie sich revanchieren könnten, doch das ist verständlich. Schließlich ist dies ihr Land.«
    Mills nickte und gab sich redlich Mühe, angesichts ihres letzten Satzes sein amüsiertes Lächeln zu unterdrücken. Schon vor längerer Zeit war ihm aufgefallen, dass Kharmai gelegentlich ins Schwimmen geriet, wenn es um ihre nationale Identität ging.
    Sie legte den Schnellhefter zur Seite und schlug einen anderen, sehr viel dickeren auf. »Das hier kommt aus dem britischen Verteidigungsministerium - eine durchnummerierte Liste aller in Whitehall gespeicherten Spektrogramme, bei denen gesprochene Töne in analysierbare optische Daten umgewandelt werden. Sie basieren auf in Großbritannien abgehörten
Handygesprächen, natürlich nur auszugsweise. Die Briten haben ihr System verfeinert, kämpfen aber, was geographische Beschränkungen angeht, mit den gleichen Problemen wie wir. In unserem Fall stehen die Masten in Fort Meade, womit die Abhörmöglichkeiten auf die Innenstadt Londons eingeschränkt sind, etwa auf den Bereich zwischen der M41 im Westen und der A10 im Osten.« Das waren die wichtigsten Umgehungsstraßen. »Alles in allem entspricht das einem Radius mit einem Durchmesser von gut zehn Kilometern, mit dem Verteidigungsministerium in der Mitte.«
    »Okay. Haben wir eine Vorstellung, wie viele Gespräche täglich mitgeschnitten werden?«
    »Mehr als nur eine Vorstellung, Sir.« Kharmai

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