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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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abgeschlossen war, seine Schicht beenden und sich damit begnügen, am Morgen Meldung zu machen. Sicher war das alles nicht, aber ihm blieb ohnehin nichts anderes übrig, als sein Glück zu versuchen.
    Nachdem es ihm gelungen war, die beiden wetterfesten Gehäuse in nicht einmal einer Minute abzuschrauben, stellte er sie auf zwei an der Wand befestigte Träger. Jetzt musste er das eigentliche Gehäuse der Kameras öffnen. Obwohl diese so eingestellt waren, dass geringfügige Vibrationen ignoriert wurden, war er extrem vorsichtig. Er hatte Angst, selbst die minimale Vibration des elektrischen Schraubenziehers könnte Alarm auslösen. Wenn das geschah, würde er es erst in dem Moment wissen, wo sich unter ihm die Tür öffnete. Der Alarm war nur in dem Kontrollraum der Sicherheitsbeamten zu hören. Das Ganze war nervenaufreibend, und als er bei der vorletzten Schraube angekommen war, stand ihm trotz der kühlen Nachttemperatur Schweiß auf die Stirn.
    Die letzte Schraube löste sich. Er hielt sie zwischen zwei Fingern, doch sie entglitt ihm und streifte die Vorderseite der Kamera.
    Mist. Trotz des trüben Lichts war die Schraube auf dem Betonweg unter ihm zu erkennen. Wenn der Sicherheitsbeamte kam und sich gründlich umsah, würde er sie finden. Ohne jeden Zweifel.
    Er schüttelte den Kopf und fluchte leise. Es ließ sich nicht
mehr ändern; er konnte nur hoffen, dass der Mann zu müde oder zu blöd war. Nachdem er die Stoffschlaufe des Schraubenziehers über den Karabinerhaken geschoben hatte, griff er nach dem Multifunktionswerkzeug, zog die kleine Schere heraus und suchte in dem offen gelegten Innenleben der ersten Kamera nach dem richtigen Kabelstrang. Ihm wäre es lieber gewesen, einen Kurzschluss herbeizuführen, was nach einer elektronischen Fehlfunktion ausgesehen hätte, aber er hätte sich nicht sicher sein können, ob es geklappt hatte. Wenn er die Kameras definitiv funktionsuntüchtig machen wollte, musste er die Kabel durchschneiden. Er tat es, und damit war das erledigt.
    Jetzt hatte er keine Sekunde zu verlieren, in spätestens einer Minute war der Mann von der Security da. Die meisten Sicherheitsvorkehrungen der Botschaft waren extern. In dem Gebäude waren die Türen durch elektronische Schlösser gesichert, bei denen man einen vierstelligen Code eingeben musste. Der Mann von der Nachtschicht würde im Erdgeschoss beginnen, doch es würde nicht lange dauern, bis er die Treppe hochkam.
    Er schob das Multifunktionswerkzeug wieder in die Schlaufe an dem Klettergurt und steckte den Schraubenzieher ein. Zehn Sekunden verrannen. Er verschloss die Kameras, schraubte die Abdeckplatten fest. Dreißig Sekunden.
    Als er nach den wetterfesten Gehäusen griff, wäre beinahe eines auf der anderen Seite von dem Träger gerutscht, aber er konnte es im letzten Moment festhalten. Nachdem er die Gehäuse über die Kameras gestülpt hatte, blickte er schwer atmend zum dritten Mal auf das beleuchtete Zifferblatt seiner Uhr.
    Es blieb keine Zeit, sie festzuschrauben. Mit einer akrobatischen Kraftanstrengung schaffte er es, seinen Körper kurz in
eine horizontale Lage zu bringen, das Seil zu packen und sich daran hochzuziehen. Der Shunt hing immer noch in dem Ankerknoten am Ende des Seils und folgte ihm nach oben. Naomi sagte etwas, doch er verstand nichts, weil er so schwer atmete und das Blut in seinen Ohren so laut rauschte.
    Noch anderthalb Meter, das Seil schnitt schmerzhaft in seine Haut. Unter sich hörte er, wie sich die Tür öffnete, und sein Herzschlag hätte fast ausgesetzt. Der Sicherheitsbeamte musste nur einmal nach oben blicken, dann war alles vorbei. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich weiter hochzuziehen. Schließlich hatte er es geschafft. Er schwang sich über das Geländer und betete, dass man es nicht hörte, als seine Füße auf der anderen Seite aufsetzten. Dann riss er die Kabel aus dem Funkgerät, weil er nicht sicher sein konnte, ob Naomis Stimme nicht vielleicht doch hörbar war.
    Eine Weile stand er reglos da, darauf wartend, dass seine Atmung sich beruhigte. Unter sich hörte er das Geräusch von Schritten. Es schien, als wäre nur ein Mann gekommen und der andere in dem Kontrollraum zurückgeblieben. Er war versucht, über das Geländer zu spähen, ließ es aber; es war sinnlos, sich dem Risiko auszusetzen. Wenn dem Sicherheitsbeamten die Schraube auf dem Fußweg oder sonst etwas aufgefallen war, würde er es sowieso gleich wissen.
    Schließlich drang ein kurzer, energischer Satz an sein

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