Der Attentäter - The Assassin
einem Multiplexer
im Kontrollraum verkabelt, der die Bilder dieser und zweier weiterer Kameras simultan auf einem Monitor sichtbar machte. Der Multiplexer wiederum war mit einem Bosch VMDO1 verbunden und von dort mit dem Computer. Trotz seines unscheinbaren Äußeren war der VMDO1 auf dem absolut neuesten Stand der Technologie zur Registrierung und Auswertung von Bewegungen. Er passte sich automatisch wechselnden äußeren Bedingungen an und verfügte über eine spezielle Funktion, durch die das Auslösen falschen Alarms, etwa durch geringe Vibrationen der Kameras, vermieden wurde. Das System war praktisch nicht zu überwinden.
Er dachte an die Akte, die sie gründlich studiert hatten. Kharmai hatte ihn auf die Probleme aufmerksam gemacht. Die Kameras waren so hoch angebracht, dass man nicht an sie herankam ohne eine Leiter, die mitzuschleppen angesichts der Entfernung vom Zaun zu dem Gebäude ziemlich unpraktisch gewesen wäre. Er durfte sich nicht mit unnötigem Ballast belasten, wenn er schnell verschwinden musste. Außerdem war es in einem Wohnviertel auch um vier Uhr morgens nicht ausgeschlossen, gesehen zu werden, und dann erregte man mit einer Leiter unter dem Arm unweigerlich Verdacht. Es gab immer ein paar Leute, die an Schlaflosigkeit litten.
Zunehmend entmutigt, hatte Kharmai darauf hingewiesen, dass die Erfassungsbereiche der Kameras sich überschnitten. Dank des VMDO1 wurden Bewegungen in einem Umkreis von einhundertachtzig Grad nicht nur entdeckt, sondern analysiert . Damit war eine horizontale Annäherung ausgeschlossen.
Und das war das Stichwort. Die Kameras konnten nicht vom Boden aus, sondern nur von oben überlistet werden.
Er stellte den Rucksack auf den Boden, öffnete ihn und zog eines von zwei Kletterseilen mit einem Durchmesser von
anderthalb Zentimetern heraus. Nach ein paar vergeblichen Versuchen schaffte er es, das Seil über das Geländer des Balkons im ersten Stock zu werfen und schließlich beide Enden in der Hand zu halten. Dann knüpfte er einen Leibknoten mit verstellbarer Schlaufe, was er seinerzeit auf der Air Assault School in Fort Campbell gelernt hatte, und zog ihn bis zu dem Geländer hoch. Er nahm sich einen Augenblick Zeit, um aufmerksam zu lauschen. Aus der Ferne war eine Sirene zu hören, doch das Geräusch schien sich zu entfernen. Ansonsten war nichts zu hören.
Nachdem er den Reißverschluss des Rucksacks zugezogen und ihn aufgesetzt hatte, zog er sich an dem Seil hoch. Am Balkon angekommen, schwang er sich über das Geländer, holte das Seil ein und warf es über die Schulter. Er ging zum anderen Ende des Balkons, beugte sich vor und spähte nach unten, um das nächste Problem zu studieren. Die Kameras befanden sich etwa fünf Meter unter ihm. Sie waren auf gleicher Höhe angebracht, und dazwischen befand sich eine Tür für Wartungsarbeiten.
Er drehte sich um und warf einen Blick auf die Fenster, aber es war zu riskant, eines aufbrechen zu wollen. Bei der Tür zwischen den Kameras standen seine Chancen am besten, wenn auch nicht gut.
Er nahm das Seil von der Schulter und band an einem Ende einen Knoten, der verhindern würde, dass es ihm aus den Händen glitt. Das andere Ende befestigte er an dem Balkongeländer mit einem Ankerknoten, der, einmal festgezogen, praktisch nicht mehr zu lösen war. Er rollte das freie Ende des Seils auf, ließ es auf den Balkon fallen, öffnete den Rucksack und zog ein paar Karabinerhaken heraus. Er trug bereits einen Petzl-Klettergurt und hakte ein paar Karabiner in die Schlaufen an dessen Seiten. Dann nahm er einen kleinen, metallenen Shunt
aus dem Rucksack. Mit diesem konnte er sich über einen der Karabiner an einer beliebigen Stelle an das Seil anklemmen, wodurch er beide Hände frei hatte.
Die richtige Ausrüstung zu finden, war an sich schon eine Herausforderung gewesen. Es hatte einiger Anrufe bedurft, doch schließlich war es ihm gelungen, mit einem Ausbilder aus Camp Peary zu sprechen, der wichtigsten Trainingseinrichtung der CIA in Williamsburg, Virginia, auch unter dem Namen The Farm bekannt. Zufällig hatte dieser Ausbilder vor einer Woche den größten Teil seiner Ausrüstung in Langley liegen gelassen, und er war um kurz nach Mitternacht dorthin gefahren, um sie abzuholen. Unterwegs hatte er noch in einem rund um die Uhr geöffneten Wal-Mart angehalten, wo er einen elektrischen Schraubenzieher, eine kleine Maglite-Taschenlampe mit Rotlichtfilter, ein Paar dicke Lederhandschuhe und ein Gerber-Multifunktionswerkzeug
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