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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Alarms verstummte, und er war in der Botschaft.

30
    Washington, D.C.
    Für Ryan Kealey waren Botschaften keineswegs heilige Orte, vor denen man übertriebenen Respekt haben musste. Das war noch nie so offenkundig gewesen wie jetzt. Während seiner Jahre bei der CIA hatte er keine fünf Mal in offizieller Mission agiert, wobei er notfalls von der diplomatischen Immunität profitiert hätte. Allerdings hatte er während dieser Zeit Dutzende amerikanischer Botschaften von innen gesehen. Folglich hätte er auch ohne die ORACLE-Quelle eine ziemlich genaue Vorstellung davon gehabt, was ihn in einer diplomatischen Vertretung erwartete. Angesichts ihrer relativ bescheidenen Größe wurden die meisten amerikanischen Botschaften und Konsulate aus nur einem Kontrollraum überwacht. Er wurde Post One genannt und befand sich in der Regel direkt hinter dem Eingang, um die wenigen Besucher mit zweifelhaften Absichten einzuschüchtern. Von hier aus wurde alles kontrolliert, das Grundstück, die Türen, die Überwachungskameras und die Außenbeleuchtung. Während der regulären Geschäftszeiten taten in dem Kontrollraum speziell ausgebildete Marines Dienst, nach Feierabend in der Regel externe, im Gastland beheimatete Sicherheitsdienste.
    In Fall der deutschen Botschaft in Washington gab es auf dem Grundstück nur ein Wächterhäuschen, an der Ausfahrt zur Reservoir Road, und der Kontrollraum befand sich an der südlichen Seite des Gebäudes. Zu dieser frühen Stunde taten
nur zwei Männer Dienst, die nicht in der Lage waren, das gesamte Gebäude zu überwachen, zumindest nicht gründlich. Trotzdem waren Kealeys Nerven zum Zerreißen gespannt, als er, von Kharmais Anweisungen über Funk geleitet, durch die dunklen Korridore ging. Schon jetzt war klar, dass er ohne ihre Hilfe nur deutlich langsamer vorangekommen wäre. Sie führte ihn durch ein Labyrinth von Büros und Konferenzräumen im Erdgeschoss und achtete darauf, dass er sich immer so weit wie möglich von dem Kontrollraum entfernt hielt. Nach kurzer Zeit war er im Treppenhaus und stieg in den zweiten Stock hinauf, wo die Verwaltungsabteilung untergebracht war.
     
    Der Beifahrersitz des Taurus war mit Papieren und Skizzen der Räumlichkeiten der Botschaft übersät. Kharmai gab sich alle Mühe, den Überblick zu behalten, wenn Kealey über Funk die nächste Frage stellte. Sie rückte den Kopfhörer zurecht, aber nicht schnell genug. Die erste Hälfte von Kealeys Satz war ihr entgangen.
    »Sorry, ich habe dich nicht verstanden. Worum geht’s?«
    »Ich brauche den Code für ein Zahlenschloss. Raum 304.«
    Sie griff nach einem Stapel Papiere und blätterte sie so schnell wie möglich durch. Dann geschah ein kleines Wunder. Ein Blatt fiel zu Boden, und als sie es aufhob, stellte sie fest, dass es genau jenes war, nach dem sie suchte. »Der Code steht auf der Liste - sieben, vier, eins, drei.«
    »Danke.« Es entstand eine Pause, weil Kealey die Zahlen eingab. »Okay, die Tür ist auf.«
    »Dann brauchst du jetzt das Administrator-Passwort.« Sie blätterte erneut die losen Seiten durch. »Sekunde, ich hab’s gleich …«

    »Ich erinnere mich«, sagte Kealey plötzlich. Sie hörte leise, wie er auf der Tastatur tippte. »Das war’s, ich bin drin. Ich öffne jetzt die Datei.«
    Sie wartete, bis sie es nicht mehr aushielt. »Hat’s funktioniert, Ryan? Was hast du gefunden?«
    »Augenblick … Ja, es hat geklappt. Es ist alles da, sogar eine E-Mail-Adresse, an die Nachrichten weitergeleitet werden können. Er ist in Deutschland, Naomi. Der Dreckskerl ist in Berlin.«
    Sie atmete erleichtert auf, einigermaßen erstaunt, dass alles so gut gelaufen war. Was anfangs als fast aussichtslos erschienen war, hatte schließlich doch geklappt, trotz aller Hindernisse. Jetzt hatten sie, was sie brauchten. »Okay, lass mich wissen, wann du … Oh mein Gott.«
    »Naomi?«, fragte er, als einige Augenblicke Funkstille herrschte. »Was ist los? Stimmt was nicht?«
    Sie konnte nicht antworten. Was sie im Rückspiegel sah, hatte ihr die Sprache verschlagen, und ihr Herz schlug wie wild.
    Direkt hinter dem Taurus hatte ein Streifenwagen der Washingtoner Polizei angehalten, und der Mann hinter dem Steuer stieg aus, rückte seinen Gürtel zurecht und kam auf sie zu. Kharmai wurde von Panik gepackt.
     
    In der Botschaft saß Kealey an einem der Schreibtische und bearbeitete fieberhaft die Tastatur, einigermaßen verblüfft, wie einfach alles gewesen war, nachdem er es erst einmal geschafft hatte, in

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