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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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gekauft hatte, das im Grunde jenem Schweizer Messer glich, das jeder Soldat der eidgenössischen Armee bei sich hat. Die Taschenlampe blieb in dem Rucksack auf dem Balkon zurück. Der Schraubenzieher hing an einer Schlaufe des Klettergurts, wie auch das Multifunktionswerkzeug.
    Nachdem er den Shunt an dem Seil und dem Klettergurt befestigt hatte, streifte er die Handschuhe über, justierte sein Mikrofon und sagte: »Ich kümmere mich jetzt um die Kameras, Naomi. Bei dir alles startklar?«
    »Ja, ich rufe sofort an.«
     
    Kharmai zog ihr Handy aus der Tasche und wählte eine gespeicherte Nummer. Schon nach dem ersten Klingeln wurde am anderen Ende abgenommen.
    »Deutsche Botschaft.«

    »Ja, hallo?« Sie schrie fast. »Ich kann Sie kaum … Ich höre Sie nicht. Hallo?«
    »Ja, hier ist die deutsche Botschaft. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich würde gern mit Günter sprechen. Ist er … Ist er da? Hallo, hören Sie mich? Dieses Telefon ist …«
    Sie unterbrach sich und wartete mit angehaltenem Atem auf die Antwort.
    »Ja, er sitzt direkt neben mir. Einen Moment bitte.«
    Sofort trennte sie die Verbindung. Die Akte enthielt die Namen und Einsatzbereiche von fast allen, die in der Botschaft arbeiteten, und das schloss auch das Sicherheitspersonal von der Nachtschicht ein. Im Laufe der letzten zwei Monate konnte sich viel geändert haben, aber offenbar blieb das Glück ihr treu. Sie war sich nicht ganz sicher, ob ihre Vorstellung überzeugend gewesen war, doch es spielte eigentlich keine Rolle. Von acht Uhr abends bis sechs Uhr morgens waren nur zwei Männer in der Botschaft, und sie hatte gerade herausgefunden, wo sie sich aufhielten, nämlich in einem Raum auf der anderen Seite des Gebäudes. Eine bessere Chance würde Kealey nicht bekommen.
    Sie griff nach dem Funkgerät. »Die Jungs von der Security sind in ihrem Kontrollraum. Du kannst loslegen.«
     
    Kealey bestätigte, dass er die Durchsage verstanden hatte, und ließ das Seil auf der anderen Seite des Geländers vorsichtig herab. Es war zu lang, sodass die Gefahr bestand, dass er möglicherweise direkt vor den Kameras baumelte. Er holte das Seil wieder ein, schlang es einige Male um das Geländer, band einen zweiten Knoten und ließ es erneut herab. Jetzt reichte es exakt bis zu der gewünschten Stelle.

    Nachdem er überprüft hatte, ob an seinen Kleidungsstücken oder der Ausrüstung etwas lose saß, das sich in dem Shunt verfangen konnte, kletterte er über das Geländer.
    Er würde sich, entgegen der üblichen Methode, mit dem Kopf nach unten an dem Seil herablassen. Das war selbst unter günstigsten Bedingungen gefährlich, in der Finsternis und mit einer nur spartanischen Ausrüstung aber fast selbstmörderisch. Trotzdem war er die Ruhe selbst. Es kam alles auf das richtige Timing an.
    Er beugte sich vor und stürzte sich in die Tiefe. Nach drei Metern freien Falls packte er das Seil mit aller Kraft und umklammerte es zugleich mit beiden Füßen. Obwohl er alles tat, um den Fall zu bremsen, gelang es ihm nicht, ganz anzuhalten. Seine Hände rutschten über den Knoten am Ende des Seils, und erst einen Sekundenbruchteil darauf war die Abwärtsbewegung endgültig gestoppt. Als er nach oben schaute, auf den Klettergurt, sah er, dass der Shunt in dem Ankerknoten hängen geblieben war. Nur deshalb war er nicht mit dem Kopf auf den betonierten Weg unter ihm geschlagen.
    Er war anständig durchgeschüttelt worden, hatte aber keine Zeit zu verlieren. Nachdem er die Handschuhe abgestreift hatte, begann er die Kameras zu studieren, die beide in Reichweite waren. Sie waren durch wetterfeste, angeschraubte Kunststoffgehäuse geschützt. Jeweils vier Schrauben - und weitere vier, um das Gehäuse der Kamera selbst zu öffnen.
    Er klammerte die Beine um das Seil über sich, um seinen Körper zu stabilisieren, tastete nach dem Schraubenzieher und löste ihn von dem Karabiner. Jetzt musste er sehr vorsichtig sein. Ließ er den Schraubenzieher fallen, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Aktion abzubrechen. Wenn die beiden Kameras keine Bilder mehr lieferten, würde einer der
beiden Sicherheitsbeamten kommen, um der Geschichte auf den Grund zu gehen. Und wenn er dann direkt unter den funktionsuntüchtigen Kameras einen Schraubenzieher fand, wäre er sofort alarmiert und würde Verstärkung anfordern. Gab es dagegen keinerlei Hinweis dafür, dass jemand sich an den Kameras zu schaffen gemacht hatte, würde der Mann sich vielleicht nur vergewissern, dass die Tür

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