Der Attentäter - The Assassin
bekommen, ihn endlich zur Strecke zu bringen.«
Das entsprach der Wahrheit oder zumindest seiner Sicht der Dinge. Harper war klar, dass seine kleine Ansprache alles nur verschlimmern würde, aber während Ford rot anlief, begnügte sich der Direktor mit einem traurigen Nicken.
»Sind Sie bereit«, fragte Andrews, »für diese Information die Karriere einer talentierten jungen Frau aus der Antiterrorabteilung zu opfern? Die Zukunft einer unserer besten und intelligentesten Mitarbeiterinnen?«
Harper zuckte unfreiwillig zusammen. »Reden Sie von Kharmai?«
»Genau.«
»Was soll das? Sie war nicht beteiligt.«
»Reden Sie keinen Unsinn«, schaltete sich Ford ein. »Das glauben Sie doch wohl selbst nicht.« Sie wandte sich dem Direktor zu. »Er wusste verdammt gut, wo sie letzte Nacht war. Nämlich deshalb, weil er sie beide zu der Botschaft geschickt hat.«
Andrews runzelte die Stirn. Er wirkte unschlüssig, wem er Glauben schenken sollte, doch schließlich schien er zu akzeptieren, dass Harper nichts von Kharmais Beteiligung gewusst hatte. »Ich weiß nicht«, fuhr er fort, »wo Kealey Kharmai abgesetzt hat - er kam allein nach Langley -, aber sie ist definitiv mit ihm zu der Botschaft gefahren. Alle Streifenwagen der Washingtoner Polizei sind mit am Armaturenbrett befestigten Kameras ausgerüstet.«
»Haben Sie die Bilder gesehen?«
»Nein, es ist überflüssig. Der Cop ist heute Morgen wieder zu sich gekommen und hat eine Aussage gemacht, die kurz darauf auf meinem Schreibtisch landete. Die Frau nannte sich Sara Brown, was nicht ihr richtiger Name und nicht mal ein halbwegs originelles Pseudonym ist, doch das spielt keine Rolle. Seine Personenbeschreibung passt hundertprozentig auf Kharmai, bis hin zu ihrem englischen Akzent. Da kann man gut zwei und zwei zusammenzählen. Die Sache wird auffliegen, durch jemanden von uns oder aus dem Weißen Haus, aber es wird herauskommen. Kharmai muss gehen, genau wie Kealey. Ihre Tage bei der CIA sind gezählt. So einfach ist das.«
Harper nickte steif. Aus dem Augenwinkel glaubte er Fords triumphierendes Grinsen zu sehen. »Wann?«
»Sie sind suspendiert, ab sofort, ohne Gehaltsfortzahlung. Am Monatsende ist dann endgültig Schluss. Kealey überlasse ich Ihnen. Ehrlich gesagt bin ich heilfroh, wenn ich ihn nie wiedersehe. Sie kennen ihn seit langem, und er hat einiges für uns getan. Nur das rettet ihn davor, vor Gericht gestellt zu werden. Kharmai hat mein Wort, dass sie ungeschoren davonkommt und keine Nachteile befürchten muss, wenn ihr Abschied in aller Stille über die Bühne geht. Mit ihr würde ich gern noch persönlich reden. Wenn Sie mögen, kann ich sie jetzt rufen lassen. Ansonsten müssen Sie ihr die Neuigkeit beibringen. Es liegt bei Ihnen.«
»Es gibt keinen Grund, die Geschichte in die Länge zu ziehen«, sagte Harper. »Sie wird ohnehin damit rechnen.«
»Gut.« Andrews hob den Hörer und drückte auf einen Knopf. »Bitte, Diane, richten Sie Naomi Kharmai aus, dass sie in mein Büro kommen soll. Wahrscheinlich ist sie in der technischen Abteilung. Falls nicht, versuchen Sie es in McLean.«
Er legte auf, lehnte sich zurück und schaute Harper an. Nach einer Weile wandte er sich Ford zu. »Wären Sie so nett, uns einen Augenblick allein zu lassen?«
Ford wirkte nicht gerade glücklich, doch da sie ihren Willen durchgesetzt hatte, schien sie für den Augenblick zufrieden zu sein. Sie nickte knapp und verließ das Büro.
Andrews starrte lange auf die Schreibtischplatte, und seiner Miene war anzusehen, dass er mit widerstrebenden Gefühlen kämpfte. Es war offensichtlich, dass ihm die Situation nicht behagte; es war nicht nur Wut darüber, wie die Dinge sich entwickelt hatten.
»Wie konnte das passieren?«, fragte er schließlich. »Wie oft habe ich Sie seit meiner Nominierung um Rat gebeten? Wie oft waren Sie meine Rettung? Wahrscheinlich sind Sie der intelligenteste
Mensch in diesem Gebäude. Ich begreife es einfach nicht.«
Harper schüttelte müde den Kopf. »Ich habe mir die Fakten angesehen und eine Entscheidung getroffen. Was sollte ich dem noch hinzufügen?«
»Sie haben keine Entscheidung getroffen, sondern sich einem direkten Befehl des Präsidenten widersetzt. Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht?«
»Der Präsident liegt falsch«, antwortete Harper mit tonloser Stimme. »Ich weiß nicht, was für einen Unsinn ihm das FBI eingeflüstert hat, aber die Iraner hatten mit den Anschlägen in Bagdad und Paris nichts zu tun. Dahinter
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