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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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steckt jemand von den irakischen Aufständischen. Vanderveen könnte uns sagen, wer es ist, und ihn finden wir nur über Rühmann. Es war die richtige Entscheidung, und ich würde sie wieder treffen.«
    Andrews schüttelte ungläubig den Kopf. Da er sein Leben lang Bürokrat gewesen war, glaubte er an die Vorschriften, und wenn er sich gelegentlich schweren Herzens über eine hinwegsetzte, war es die Ausnahme. Harpers unversöhnliche Haltung war ihm unbegreiflich. »Also gut. Kealey und Kharmai sind Ihre Leute, und Sie wissen, wie so etwas läuft. Leider reicht es nicht, die beiden zu opfern.«
    Harper nickte knapp. Obwohl er damit gerechnet hatte, war seine Brust wie zugeschnürt. »Wie machen wir es? Trete ich aus gesundheitlichen Gründen zurück, oder ist mir plötzlich eingefallen, dass ich mehr Zeit für meine Frau haben möchte?«
    »Vergessen Sie es«, antwortete Andrews überraschend. »Heute Morgen habe ich mit Brenneman gesprochen. Er ist nicht glücklich, um es vorsichtig auszudrücken, kann es sich aber im Moment nicht leisten, Sie zu verlieren.« Als er Harpers erleichterte Miene sah, fügte er schnell hinzu: »Er tut dies
nicht aus Gründen der Loyalität, also freuen Sie sich nicht zu früh. Es geht um politische Gründe, wie immer. Angesichts der bevorstehenden Wahl kann er es nicht riskieren, noch mehr Unterstützung seitens der Öffentlichkeit zu verlieren. Fürs Erste bleibt also alles beim Alten.«
    Harper war zu verblüfft, um sofort zu reagieren. Eine Welle der Erleichterung überkam ihn, doch sehr schnell plagten ihn Schuldgefühle. Zwei seiner besten Leute würden ihren Job verlieren. Er hätte mehr tun können, um Kealey von seinem Plan abzubringen, und er hätte mit Sicherheit mehr tun können, um Kharmais Beteiligung zu verhindern.
    Bevor er etwas sagen konnte, ertönte die Gegensprechanlage. »Miss Kharmai ist da, Sir.«
    »Vielen Dank, Diane. Schicken Sie sie herein.«
    Andrews stand auf, mit einem neutralen Gesichtsausdruck. Als er gerade den Knoten seiner Krawatte justierte, öffnete sich die Tür. Harper atmete tief durch und machte sich auf das Kommende gefasst. Es würde für ihn und Kharmai eine schmerzhafte Erfahrung werden.
     
    Ungefähr zehn Minuten, nachdem sie das Büro des Direktors verlassen hatte, saß Kharmai wie benommen in der pflaumenfarben gestrichenen Cafeteria im Erdgeschoss, ohne sich ihrer Umgebung richtig bewusst zu sein. Einige Angestellte saßen weit voneinander entfernt an den Tischen, wie Menschen es tun, wenn ein großer Raum genügend Platz bietet.
    Da sie sonst nichts mehr zu tun hatte, ging sie nach einer Weile zur Theke und bestellte einen großen Kaffee, wobei sie vergaß, dass ihr das Gebräu zuwider war. Egal, mit einer großzügigen Portion Zucker und Sahne würde es sich ertragen lassen. Sie nahm den Becher mit dem lauwarmen Getränk,
ging zu ihrem Tisch zurück und trank einen Schluck, mühsam gegen das unwiderstehliche Bedürfnis ankämpfend, den Kopf auf den Tisch zu legen und zu heulen.
    Natürlich war ihr bewusst gewesen, dass es so kommen konnte, aber die Realität hatte ihre Vorstellung weit übertroffen. Am schlimmsten war, wie schnell der Rauswurf über die Bühne gegangen war. In ein paar Augenblicken hatte der Direktor ihr den Stuhl vor die Tür gesetzt, ohne jeden Versuch, ihr schonend beizubringen, dass ihre Zeit bei der CIA am Monatsende abgelaufen war. Seine Worte hallten noch immer durch ihren Kopf. Es tut mir leid, Miss Kharmai, aber Ihr Verhalten lässt mir keine andere Wahl … Missachtung aller Vorschriften … Zuwiderhandlung gegenüber Anordnungen von oben … Beurlaubung, während wir den Fall untersuchen und uns weitere Schritte vorbehalten …
    Zehn Minuten lang war sie wie betäubt. Jetzt ließ der Schock allmählich nach, und sie konnte sich der Wirklichkeit stellen. Mit ihrer akademischen Qualifikation würde sie schnell einen neuen Job finden, doch darum ging es nicht. Alles war ganz einfach. Sie liebte diese Arbeit, und nach allem, was sie hier geleistet hatte, stand für sie fest, dass sie nichts anderes je interessieren würde. Es war entsetzlich, schon mit einunddreißig den Höhepunkt seiner Karriere erreicht zu haben, und dieser Gedanke gab ihr den Rest. Sie legte den Kopf auf die Arme und kämpfte gegen die Tränen an.
    Ein Schatten fiel über den Tisch, und sie blickte überrascht auf. Vor ihr stand Jonathan Harper, mit einem Becher Kaffee in der Hand. Seine Miene wirkte unglücklich. »Was dagegen, wenn ich mich

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