Der Attentäter - The Assassin
größten Teil des Tages durch sonstige Verpflichtungen in Anspruch genommen worden war, hatte Rühmanns Berliner Wohnung stundenlang nicht unter Beobachtung gestanden. Das ließ Kealey die naheliegende Frage stellen.
»Woher wissen Sie überhaupt, dass er hier ist?«
»Ich war heute Nachmittag dreimal dort«, antwortete Bennett. »Der Name, unter dem er hier lebt - Walter Schäuble -, steht neben der Klingel an der Haustür. Rühmann bewohnt das Penthouse, und da brannte den ganzen Tag Licht. Außerdem habe ich mich auf diskrete Weise beim TÜV kundig gemacht, über den hier die Sicherheitsüberprüfung von Fahrzeugen läuft. Rühmann besitzt unter dem Namen Schäuble einen Mercedes CLK Coupé. Bei meinem ersten Besuch stand der Wagen nicht vor der Tür, später schon.«
»Das hat nichts zu bedeuten«, sagte Kealey. »Vielleicht hat er einen Handlanger. Womöglich ist Rühmann gar nicht im Land.«
»Wäre seine rechte Hand dann nicht mit ihm unterwegs?«, fragte Kharmai.
»Möglich …« Kealey dachte kurz nach. »Wir werden hinfahren und nachsehen müssen.«
Bennett bog in die Friedrichstraße ab und folgte ihr in Richtung Spree. Selbst durch den Regenschleier waren die sich auf dem dunklen Wasser spiegelnden Lichter der großen Wohnblöcke am südlichen Ufer zu sehen. In der Nähe des Reichstags, wo die Luisenstraße über den Fluss führte, waren ein paar Jachten vertäut. Zu ihrer Linken sahen sie die Lichter des Fernsehturms auf dem Alexanderplatz. Kharmai bewunderte den Anblick so lange wie möglich, doch dann bog Bennett direkt südlich der Spree in eine enge Straße ab, und die Häuser versperrten den spektakulären Blick. Kurz darauf fuhr der Range Rover langsamer.
Bennett zeigte auf ein Haus. »Das ist es.«
»Macht nicht viel her«, bemerkte Kealey. »Rühmann liebt es offenbar unauffällig.«
»Ja, er ist cleverer als die meisten seiner Kollegen.«
Bennett wollte anhalten, aber Kealey sagte: »Nein, fahren Sie weiter. Wir parken am Ende der Straße.«
Der CIA-Agent nickte. Als sie sich der Kreuzung näherten, sah er eine Lücke und parkte ein.
»Wie sieht’s mit Waffen aus?«, fragte Kealey.
Bennett schlug seine Jacke zurück und enthüllte den Griff einer Browning Hi-Power. Dann drehte er sich um und sagte: »Sehen Sie die beiden Kästen neben Ihnen auf dem Sitz? Reichen Sie mal einen rüber.«
Sie tat es und öffnete dann, Kealeys Beispiel folgend, den zweiten Kasten, der eine auseinandergenommene Beretta Tomcat enthielt. Einigermaßen ratlos auf die Einzelteile starrend, versuchte sie sich an den Kurs zu erinnern, den sie vor fünf Jahren in Camp Peary absolviert hatte. Letztlich dauerte es zwei Minuten länger als nötig, aber sie schaffte es, die Pistole zusammenzusetzen. Sie drückte auf den Abzug und hörte ein befriedigendes Klicken. Dann schob sie ein Magazin mit sieben Patronen in den Griff.
Der andere Kasten enthielt eine Sig P229, die standardmäßig von der CIA ausgegebene Waffe, und diese war für 9mm-Munition ausgelegt. Kharmai beobachtete, wie Kealey die Waffe zusammensetzte. Es war Zufall, dass sie ihm diesen Kasten gegeben hatte, und sie fragte sich, wie er reagiert hätte, wenn er die kleinere Waffe bekommen hätte. Eigentlich glaubte sie nicht, dass er sich sonderlich daran gestört hätte, aber sie wusste, dass Männer in solchen Dingen überraschend empfindlich sein konnten.
Bennett schien sich unbehaglich zu fühlen. »Eigentlich darf ich diese Waffen gar nicht haben. Sie sind nicht bei der Botschaft registriert. Wenn etwas passiert …«
»Ich denke nicht, dass wir sie brauchen werden«, fiel ihm
Kealey ins Wort. »Aber ich werde da bestimmt nicht unbewaffnet reingehen.«
»Sie wollen versuchen, die Geschichte ohne Komplikationen über die Bühne zu bringen?«
»Nach Möglichkeit schon. Es kommt auf Rühmann an.«
»Damit wären wir beim Thema.« Bennett warf ihm einen neugierigen Blick zu. »Wie wollen Sie die Sache angehen?«
»Ich nehme an, Harper hat Sie am Telefon informiert?«
»Hat er.«
»Dann wissen Sie, warum ich hier bin. Ich will nur Vanderveens Aufenthaltsort erfahren.«
»Vergiss die Waffen nicht«, warf Kharmai ein. »Wir müssen in Erfahrung bringen, wer sie im Nahen Osten in Empfang genommen hat. Und ob es der wirkliche Adressat war.«
Kealeys Gesicht wurde hart. »Das weiß ich selber. Wir sollten jetzt zu ihm gehen und uns anhören, was er zu sagen hat. Danach fällt mir schon etwas ein, wie es weitergeht.«
Bennett schüttelte den
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