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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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die Stirn. »Aber da könnte es ein Problem geben.«
    »Wovon redest du?«
    Sie wirkte beunruhigt. »Bei diesen Keypads ist nach dreimaliger Eingabe eines falschen Codes Schluss. Wenn bei den ersten drei Versuchen nicht die richtige Kombination dabei ist, kommen wir da nie rein.«
    Während er nachdachte, tauchte Bennett wieder auf, mit finsterer Miene. »Ich habe mir den Aufzug angesehen«, sagte er. »Jemand hat den Schlüssel im Schloss abgebrochen.«
    Kealey schaute wortlos Kharmai an, der bestimmt der gleiche Gedanke durch den Kopf ging. Rühmann hatte bereits Besuch gehabt.
    »Ich bin noch mal nach draußen gegangen, um mir die Namensschilder neben den Klingeln anzusehen. Die Hausmeisterin wohnt unten, also habe ich bei ihr geschellt. Ich wollte ihr irgendeine Geschichte auftischen, weil ich dachte, vielleicht kennt sie den Code, aber es hat niemand aufgemacht.«
    »Würde mich wundern, wenn sie ihn kennt«, murmelte Kharmai. »Sie kümmert sich bestimmt nur um die anderen Mieter.«
    Nach einer längeren Pause sagte Kealey schließlich: »Scheiß drauf. Wir versuchen unser Glück.«
    »Ryan …«
    »Komm schon, Naomi. Zwölf Kombinationen, drei Versuche. Die Chancen stehen gar nicht schlecht. Die Zahlen lauten drei, sieben und neun. Versuch dein Glück.«
    Sie atmete tief durch. »Drei, sieben, neun, neun.«
    Kealey gab die Zahlen ein, aber es passierte nichts. Das rote
Lämpchen auf dem Keypad leuchtete weiter. Sie warf ihm einen flehenden Blick zu, aber er schien keine Lust zu haben, selbst einen Tipp abzugeben. »Versuch’s noch mal.«
    »Drei, neun, sieben, neun.«
    Wieder nichts.
    »Jetzt wird’s eng«, sagte Kealey mit unbewegtem Gesicht. »Ich zähle auf dich.«
    »Hmm … Neun, sieben, neun, drei.« Ale er die Kombination eingeben wollte, packte sie seinen Arm. »Nein, warte.« Sie schloss die Augen und legte ihre Hand auf das Keypad, als würde ihr so die richtige Eingebung kommen. »Neun, sieben, drei, neun.«
    Kealey gab die Zahlen ein, und nach einem quälenden Augenblick leuchtete das grüne Licht auf. Er schenkte Kharmai ein Lächeln, was selten vorkam, und sie ließ sich erschöpft gegen die Wand fallen, fast so, als hätte sie gerade einen Marathonlauf absolviert.
    »Hereinspaziert«, sagte er.
     
    An der zweiten Tür drückte Kealey die Klinke nieder, Kharmais ängstliches Stöhnen ignorierend, und sie öffnete sich sofort. Er stieß sie etwas weiter auf und lauschte angestrengt. Dann trat er in eine Diele, gefolgt von Bennett und Kharmai.
    Kealeys Beispiel folgend, zogen auch die anderen beiden ihre Waffen. Er gab Bennett ein Zeichen, ihm durch den schmalen Flur zu folgen, und bedeutete Kharmai, sie solle in der Nähe bleiben. Offenbar wollte sie etwas sagen, aber er legte den Finger auf die Lippen und ging los. Sie bogen nach links ab und begannen mit der Durchsuchung der Wohnung.
    Der lange, schwach beleuchtete Korridor führte zu einer Küche. In der Wohnung herrschte eine unheimliche Stille. Sie
kamen durch ein Wohnzimmer mit holzgetäfelten Wänden, Gemälden in vergoldeten Rahmen, teuren Stühlen und einem Mahagonitisch, dessen polierte Platte im Licht eines silbernen Kronleuchters glänzte. Kealey zeigte in Richtung Küche, womit er Kharmai zu verstehen geben wollte, sie solle sich im Hintergrund halten, aber sie ignorierte es und ging zu der offen stehenden Tür des Büros. Die Wände des hell erleuchteten Raums waren mit moosgrünem Samt bespannt, und links stand ein Schreibtisch. Als Kharmai den Kopf weiter durch die Tür steckte, riss sie erschrocken die Augen auf, zupfte Kealey am Ärmel und zeigte auf einen umgekippten Schreibtischsessel. Kealey sah das Sitzmöbel und ein Bein.
    »Ist er das?«, flüsterte Kharmai. »Ich kann sein Gesicht nicht sehen.«
    »Das ist er.« Kealey lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Es war vorbei, es war völlig vergeblich gewesen, nach Berlin zu kommen.
    Kharmai schüttelte seinen Arm, aber er stieß sie weg. Als sie es noch mal versuchte, öffnete er zögernd die Augen und folgte ihrem Blick. Bennett war an der anderen Tür und betrat das Büro, und Kharmai folgte seinem Beispiel. Obwohl er wusste, dass es sinnlos war, setzte sich schließlich auch Kealey in Bewegung. Der Mörder des Österreichers - wer immer es gewesen war - hatte mit Sicherheit seine Spuren verwischt und belastendes Material beseitigt. Sie waren am Ende, durch Rühmanns Tod hatten sie ihre einzige Spur verloren.
    Kharmai trat zu Bennett, der vor der Leiche stand.

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