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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Aluminiumtisch mit Stühlen, daneben standen ein paar Topfpflanzen. Er ging zu der gläsernen Schiebetür und versuchte sie aufzuziehen, doch sie war verschlossen. Davor lag eine Fußmatte, doch als er sie anhob, entdeckte er keinen Schlüssel. Sein Blick fiel erneut auf die Topfpflanzen. Er kniete sich daneben nieder und durchwühlte mit den Fingern die Erde, ohne sich durch Kharmais erstaunte Blicke irritieren zu lassen. Schließlich sah er etwas Silbernes glitzern. Er griff nach dem Schlüssel und ging zur Tür.
    »Woher wusstest du, dass er dort ist?«, stieß Kharmai mühsam hervor. Sie zitterte noch immer am ganzen Leib und hatte die Arme fest um ihren Oberkörper geschlungen.
    Ohne zu antworten, schloss er die Tür auf, öffnete sie und trat ein, gefolgt von Kharmai.
    Durch die Laternen auf dem Kai fiel etwas Licht durch die Fenster. Sofas, Teppiche, eine Kombüse. Kharmai warf sich sofort auf die Kissen und rollte sich zusammen, noch immer am ganzen Leib zitternd. Er ging durch einen engen Gang und fand eine Kabine. Schnell wurde klar, dass seit einiger Zeit niemand hier gewesen war. Da er keine Kleidung fand, zog er das Bettlaken ab. Nachdem er sich die Hände gewaschen hatte, trocknete er sich ab und marschierte mit dem Handtuch und dem Laken zu Kharmai zurück.
    »Du musst die nassen Klamotten ausziehen, Naomi.« Sie hatte das Gesicht an die Lehne des Sofas gedrückt und reagierte nicht. Er setzte sich zu ihr und schüttelte sie sanft. »Komm, setz dich auf.«
    Sie tat es, langsam, und protestierte nicht, als er ihr den Pullover über den Kopf zog. Als sie den linken Arm heben musste, zuckte sie leicht zusammen. Er glaubte, dass sie durch
die Kälte vielleicht etwas unempfindlicher gegen den Schmerz geworden war. Dann war das T-Shirt an der Reihe. Danach zog er ihr Schuhe und Socken aus, schließlich die Jeans. Als er ihr das Handtuch gab, begann sie sich abzutrocknen. Er schaute weg, obwohl er gern einen weiteren Blick riskiert hätte. Dann war sie fertig, und er wickelte das Laken um ihren Körper und trocknete ihr das Haar ab. Kurz darauf setzte er sich neben sie und zog das Laken an ihrer linken Schulter herunter.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte sie mit festerer Stimme. Sie hatte sich etwas aufgewärmt, ihre Lippen waren nicht mehr blau, und ihre Wangen bekamen wieder etwas Farbe.
    »Nicht so schlimm, wie ich dachte«, antwortete er wahrheitsgemäß. Es waren drei kleine Wunden. Zwei der Kugellagerkugeln saßen direkt unter der Haut, doch die dritte steckte tiefer in ihrem Fleisch. Wahrscheinlich waren die ersten beiden zuvor abgeprallt, die dritte ein direkter Treffer. Als die Explosion kam, hatte sie hinter Bennett gestanden, und es war durchaus möglich, dass die ersten beiden Kugeln mit voller Wucht durch Bennetts Körper geschlagen waren und dann Kharmai getroffen hatten. So ließ sich erklären, dass sie bei ihr nicht tiefer eingedrungen waren. »Du hast keine Ahnung, was für ein Schwein du hattest.«
    »Was ist mit dir?«, fragte sie plötzlich besorgt. »Hast du auch etwas abbekommen?«
    Bisher hatte er keine Zeit gefunden, sich darüber Gedanken zu machen. Den Pullover hatte er im Wasser abgestreift, und er blickte erst auf seine Arme und suchte dann nach Löchern in seinem T-Shirt. Die Schnittwunden auf seinen Händen hatte er gerade unter dem Wasserstrahl gesäubert, sie waren nicht weiter schlimm. Überhaupt hatte er das Gefühl, dass eigentlich alles in Ordnung war.

    »Ich glaube nicht«, antwortete er. »Wir müssen in einem Krankenhaus vorbeischauen. So schlimm ist das mit deinem Arm nicht, aber wir können nicht so tun, als wäre nichts. Das hat nicht einmal bis morgen früh Zeit.«
    Sofort schüttelte sie den Kopf, und sie wirkte nicht mehr ängstlich, sondern entschlossen. »Die Polizei wird die Notaufnahmen beobachten. Das Risiko ist zu groß.«
    »Was ist mit unserer Botschaft?«
    Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück, angestrengt nach einer Lösung suchend. Bennett hatte ihnen geholfen, weil er Jonathan Harper einen Gefallen tun wollte. Niemand in der Botschaft wusste, dass sie überhaupt im Land waren, geschweige denn in welcher Mission. Wenn sie sich bei dem hiesigen CIA-Boss meldeten, mussten sie erklären, was passiert war. Seine Reaktion würde alles andere als angenehm ausfallen, doch das war nichts verglichen mit den zu erwartenden Konsequenzen in Langley.
    Sie schüttelte den Kopf, sah keinen Ausweg. Früher oder später würde die Wahrheit ans Licht kommen, und

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