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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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kleinste Fehler würde tödlich sein. Wenn er nur um die Ecke der Klimaanlage spähte, würde Vanderveen seine Chance sofort nutzen. Alles würde so schnell gehen, dass er nicht mehr reagieren konnte.
    Er kauerte sich hin und dachte nach, wobei er Kharmais fragenden Blick auf sich ruhen spürte. Er schaute sie an. »Hast du dieses Haus gesehen, als wir über die Brücke fuhren?«
    Sie schien irritiert. »Aus Richtung Norden, meinst du?«
    »Genau. Hast du es gesehen?«
    »Ich denke schon.« Wegen des prasselnden Regens konnte er ihre Stimme kaum verstehen. »Da wusste ich noch nicht, welches Haus es ist, aber ja, ich denke schon.«
    »Steht es direkt an der Spree, oder ist da …?«

    »Die Häuser stehen alle direkt am Fluss.«
    Er kroch wieder zu ihr. »Bist du sicher?«
    Ein weiterer irritierter Blick. »Ja. Warum?«
    »Weil wir springen müssen.« Sie riss erschrocken die Augen auf, und er erklärte ihr kurz seine Theorie.
    »Dann glaubst du, dass er auf der anderen Seite des Flusses lauert?«
    »Ich an seiner Stelle würde es tun«, antwortete er. »Wir können hier nicht weiter herumsitzen. Wahrscheinlich sucht er gerade nach einer besseren Schussposition. Wir müssen verschwinden.«
    »Ich glaube nicht, dass ich schwimmen kann. Mein Arm …«
    Er blickte auf den zerfetzten, blutverschmierten Ärmel. »Kannst du ihn bewegen?«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte sie, ihn zu heben. Trotz des Regens sah er, dass die Anstrengung ihr Tränen über die Wangen laufen ließ.
    Er berührte sanft ihren Ellbogen. »Hör auf, das reicht.« Sofort bereute er, ihr durch seine Aufforderung Schmerz zugefügt zu haben, doch es ließ sich nicht ändern. »Ich weiß, dass es wehtut, aber wir müssen unsere Chance nutzen, Naomi. Die Leiter bist du auch hochgekommen … Du wirst es schaffen. Ich halte mich im Wasser direkt hinter dir. Versuch den Lichtern auf dem Fluss auszuweichen und bleib in meiner Nähe.«
    Sie blickte ihn verängstigt an. »Ryan, ich …«
    Er packte ihre Hand und zog sie hoch. »Komm, auf geht’s.« Mit gezückter Waffe bugsierte er sie zur Ecke der Klimaanlage. Sturmböen peitschten den Regen, am Himmel zuckten Blitze. Der Donner war so nah, dass die Grundfesten des Hauses erzitterten.

    »Ich zähle bis drei, dann biegst du um die Ecke und springst«, schrie er. »Ich feuere, um ihn abzulenken.« Sie schüttelte instinktiv den Kopf, aber er wusste, dass er auf sie zählen konnte. »Ich springe sofort nach dir. Alles klar? Eins … zwei … drei … Los!«
    Als sie um die Ecke bog, konnte sie von der anderen Seite des Flusses problemlos ins Visier genommen werden, und er glaubte, in der Ferne einen Mündungsblitz zu erkennen, während er blindlings zweimal feuerte. Dann zielte er auf die Stelle, wo er Vanderveen vermutete, und in diesem Moment pfiff eine Kugel dicht an seinem Ohr vorbei. Kharmai war bereits gesprungen. Er drückte noch zweimal ab und machte einen Hechtsprung in die Finsternis. Etwas schien seinen Ärmel zu streifen. Dann tauchte er ins Wasser ein, und plötzlich war alles schwarz.
     
    Auf dem gegenüberliegenden Dach sprang Vanderveen auf, und das Regencape rutschte von seinen Schultern. Er rannte zur Seitenwand des Hauses und blickte auf den Fluss hinab. Wegen des dichten Regenschleiers war fast nichts zu sehen, aber er hob trotzdem das Gewehr, in das er bereits ein neues Magazin eingelegt hatte. Durch das Zielfernrohr glaubte er einen dunklen Umriss auf dem Wasser zu erkennen, und er leerte sofort das ganze Magazin. Er war außer sich vor Wut. Der Waffenhändler in Dresden hatte gelogen mit der Behauptung, das Visier sei optimal justiert. Er war sich fast sicher, dass er Kealey auf dem Dach nicht getroffen hatte. Dessen Kugeln hatten seinen Kopf um etwa einen Meter verfehlt - erschreckend knapp angesichts der Entfernung und der Waffe. Die Schüsse hatten ihn im alles entscheidenden Moment abgelenkt und Kealey die Chance gegeben, ins Wasser zu springen, wie
vor ihm die Frau. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass Raseen von Anfang an recht gehabt hatte - sie hätten einfach warten und die beiden aus einem Hinterhalt auf der Straße erschießen sollen. Da hätte nichts schiefgehen können.
    Es ließ sich nicht mehr ändern. Auf der Brücke zu seiner Linken sah er Fahrzeuge der Feuerwehr und Krankenwagen. Er schraubte das Zielfernrohr ab, nahm die Waffe auseinander und verstaute die Einzelteile in dem Kasten. Dann stopfte er das Regencape und die aufgerollte Matte in den Rucksack.

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